Trainingshandbuch Recherche : Informationsbeschaffung
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2.13 <strong>Recherche</strong> lernen im Werkstattgespräch<br />
Seminarteilnehmer im Interview mit prominenten<br />
<strong>Recherche</strong>uren<br />
von Ingmar Cario, Venio Piero Quinque und Michael Rediske<br />
Ohne Zweifel: Die großen Enthüllungsleistungen namhafter Profi-<strong>Recherche</strong>ure<br />
betrachten die meisten Journalisten mit Respekt und Hochachtung. Zurück<br />
bleibt die Hoffnung, selbst einmal Geschichten wie die Leuna-Affäre aufzudecken.<br />
Stärker ist meist das Gefühl, niemals zu den Top-Ten-<strong>Recherche</strong>uren<br />
aufsteigen zu können. Aber: <strong>Recherche</strong> ist erlern- und erfahrbar und gerade<br />
deshalb ist es so wichtig, sich an den Leistungen, Vorgehensweisen, an den<br />
Erfolgen und Misserfolgen der Vorbilder zu orientieren.<br />
Die Train-the-Trainer-Veranstaltung „<strong>Recherche</strong>-Seminare gestalten und verbessern“<br />
des Vereins Netzwerk <strong>Recherche</strong> in der Evangelischen Medienakademie<br />
in Berlin, deren Beiträge diesem Buch zugrunde liegen, führte beispielhaft<br />
vor, wie und in welcher Form persönliche Kontakte zu prominenten Journalisten<br />
entstehen können. Die Teilnehmer interviewten im Rahmen sogenannter „Werkstattgespräche“<br />
<strong>Recherche</strong>-Profis wie Hans Leyendecker (Süddeutsche Zeitung)<br />
oder Carl Richter (Frontal 21) und erfuhren viel Wissenswertes über die <strong>Recherche</strong>-Arbeit<br />
aber auch über Zweifel und Probleme während der Enthüllungsprozesse.<br />
Die Werkstattgespräche, die in jedem größer angelegten <strong>Recherche</strong>-Seminar<br />
untergebracht werden können, müssen von den Trainern sehr sorgfältig vorbereitet<br />
werden. Zum einen gilt es, gesprächsbereite Personen zu finden, die sich<br />
via Telefon-Gespräch von den Teilnehmern interviewen lassen. Zum anderen<br />
sollte ein wohlüberlegter Fragenkatalog vorliegen, damit Lerneffekte und Ergebnisse<br />
überprüf- und vergleichbar bleiben.<br />
Hauptziel des Werkstattgespräches ist es die natürliche Scheu im Umgang<br />
mit Respektspersonen abzubauen und zu begreifen, dass alle letztendlich „mit<br />
Wasser kochen“. Gleichzeitig erfahren die Interviewer Wichtiges über bereits<br />
erprobte und mehr oder minder erfolgreiche <strong>Recherche</strong>-Verfahren – Inhalte, die<br />
schliesslich zu einer vertieften Reflexion der eigenen Stärken und Schwächen<br />
im <strong>Recherche</strong>-Prozess führen sollten.<br />
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