Trainingshandbuch Recherche : Informationsbeschaffung
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Schiffsverschrottung in Indien<br />
sen (von außen nach innen recherchieren, zwischen den Lagern pendeln usw.)<br />
anhand von anschaulichen Beispielen zu vermitteln. Dabei sind vor allem zwei<br />
Aspekte zu beachten:<br />
Wichtig ist bei der Vermittlung, dass die Teilnehmer fortlaufend in die <strong>Recherche</strong>-Planung<br />
einbezogen werden. Das kann z.B. so passieren, dass die Ausgangssituation<br />
für die <strong>Recherche</strong> kurz dargestellt wird (eventuell anhand von Materialien<br />
wie Presseerklärung, zum Thema schon veröffentlichte Artikel, Inhalt eines<br />
Informanten-Tipps usw.) und man im Seminar davon ausgehend eine <strong>Recherche</strong>-<br />
Hypothese formuliert und Ideen zum weiteren Vorgehen sammelt, bevor der<br />
Referent oder die Referentin erzählt, wie es in der Realität gelaufen ist.<br />
Die Rekonstruktion einer aufwändigeren <strong>Recherche</strong> sollte immer deutlich<br />
machen, welche handwerklichen Kniffe dabei generalisierbar sind, unabhängig<br />
vom Thema und zum Teil auch unabhängig vom Umfang der <strong>Recherche</strong>. Der<br />
Praxisbericht wäre demoralisierend, wenn er im Seminar die Reaktion hervorriefe<br />
„so lange und gründlich kann ich doch in meiner Redaktion sowieso nicht an<br />
einem Thema dranbleiben“. Der Tenor „wie mir die große Enthüllung gelang“ ist<br />
deshalb unbedingt zu vermeiden und stattdessen das Augenmerk darauf zu richten,<br />
welche Grundregeln des Recherchierens bei der großen Geschichte zum<br />
Tragen kommen. Der Vorteil gegenüber schnellen Ergänzungs- oder Überprüfungsrecherchen<br />
als Übungsfeld ist, dass ein systematisches Vorgehen bei komplexeren<br />
<strong>Recherche</strong>n unmittelbar als notwendig einleuchtet und nicht mit dem<br />
Verweis auf „journalistische Intuition“ als bewährte <strong>Recherche</strong>-Strategie abgetan<br />
werden kann. Die Bereitschaft, sich mit methodischen <strong>Recherche</strong>-Fragen<br />
auseinander zu setzen, ist deshalb bei komplexeren Projekten größer und kann<br />
für Schulungen gut genutzt werden.<br />
Im Folgenden soll anhand eines Beispiels aus der <strong>Recherche</strong>-Praxis der Umweltorganisation<br />
Greenpeace erläutert werden, wie eine solche Rekonstruktion<br />
aussehen kann. Um Missverständnissen vorzubeugen: Es soll hier nicht empfohlen<br />
werden, diese konkrete <strong>Recherche</strong> als Fallbeispiel im Seminar zu nutzen.<br />
Entscheidend ist, dass der Referent glaubwürdig aus eigener Erfahrung berichtet,<br />
inklusive der Fehler, die gemacht worden sind. In diesem Sinne dient der beschriebene<br />
Fall nur als Muster. Ohnehin sind Beispiele, die aus dem Lokalen<br />
kommen (etwa Untersuchung eines örtlichen Korruptionsskandals) näher am<br />
Berufsalltag der meisten Seminarteilnehmer und daher vorzuziehen, wenn der<br />
Referent auf entsprechende Beispiele zurückgreifen kann.