Trainingshandbuch Recherche : Informationsbeschaffung
Trainingshandbuch Recherche : Informationsbeschaffung
Trainingshandbuch Recherche : Informationsbeschaffung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
210<br />
Vom Lehrer zum Lernbegleiter und Coach<br />
gleichermaßen richtig ist, weiß der Coach und Berater, dass er über die ‘Landkarte’<br />
seiner Klienten (Trainingsteilnehmer) nichts weiß. Weil er sie jedoch verstehen<br />
will, erkundigt er sich neugierig, wie die Welt für die anderen ist, wie sie sie<br />
erleben und wie es ihnen damit geht. Anders ist Verstehen schwer möglich.<br />
Zur Traineraufgabe gehört allerdings auch eine Verhaltensänderung beim Teilnehmer<br />
zumindest anzustoßen. Ziel ist, dass der Teilnehmer als Ergebnis der<br />
Beratung eine Vereinbarung mit sich selbst trifft. Das ist „Fördern“. Dem Berater<br />
geht es nicht um das inhaltliche „Was“, also welche Themen sich der Klient<br />
vornimmt. Es geht ihm um das „Wie“, also den Weg, wie der Klient an seine<br />
Entwicklungsthemen herankommt und wie er sich selbst ein Ziel steckt. Nimmt<br />
ein Berater seinem Klienten das „Was“ mit gut gemeinten Ratschlägen ab, tappt<br />
er leicht in die „Helferfalle“. Egal was der Beratene dann tut, er wird jeden<br />
Misserfolg beim Berater abladen („Du hast doch gesagt ...“). Einziger Schutz ist<br />
die Haltung „Helfen, ohne einen Rat zu geben“.<br />
Fünf Etappen eines Beratungsgesprächs mit einem Seminarteilnehmer, der<br />
z.B. mit bestimmten <strong>Recherche</strong>-Strategien immer wieder scheitert, zeigen ein<br />
professionelles Vorgehen (vgl. Weidenmann, 2002):<br />
1. Den Rahmen abstecken: Berater und Klient bilden eine Arbeitsgemeinschaft<br />
auf Zeit. Vor dem Gespräch: Was erwartet der Ratsuchende? Was ist der<br />
Berater bereit zu geben? Während des Gesprächs: Sind wir noch bei der Sache<br />
oder haben wir den Faden verloren? Am Ende des Gesprächs: Können wir<br />
abschließen? Was haben wir erreicht? Wo sind wir nicht weitergekommen?<br />
2. Das Anliegen verstehen: Der Berater vermeidet es seinen Klienten zu belehren,<br />
zu bewerten oder dessen Verhalten zu interpretieren. Er will erst einmal<br />
verstehen („Weiß ich schon genug?“). Statt ihn auszufragen wendet er sich mit<br />
ehrlichem Interesse an den Klienten um zu erkennen, welche Informationen<br />
noch fehlen.<br />
3. Bisherige Lösungsversuche ermitteln: Der Berater recherchiert, was der Ratsuchende<br />
bereits unternommen hat, um sein Problem zu lösen und welche<br />
Erfahrungen ihm diese Versuche eingebracht haben.<br />
4. Optionen entwickeln und prüfen: Ratsuchende haben oft einen Tunnelblick.<br />
Sie sammeln und bewerten Ideen gleichzeitig und drehen sich damit im Kreis.<br />
Der Berater strukturiert, stößt aber auch zu Umdeutungen und zum Perspektivenwechsel<br />
an. Er spielt worst-case-Szenarien mit dem Klienten durch. Er<br />
forscht nach verborgenen Ressourcen.<br />
5. Eine Entscheidung treffen und sichern: Das Gespräch endet mit einer Vereinbarung.<br />
Hier hilft zu fragen: „Was fehlt Ihnen dazu?“ und in der zweiten Stufe<br />
„Wenn Sie sich jetzt nicht entscheiden, wie geht es dann weiter?“