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Trainingshandbuch Recherche : Informationsbeschaffung

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dämmert es vielen, dass die Reihenfolge der Befragung für den <strong>Recherche</strong>-<br />

Erfolg von zentraler Bedeutung ist. Plötzlich geht so manchem ein Licht auf, dass<br />

Ursachenfragen weit zurückgestellt und zuerst die ereignisbezogenen Sachfragen<br />

geklärt sein müssen.<br />

Jetzt können wir den Seminaristen auch die wichtigsten Hilfsmittel ans Herz<br />

legen, weil sie in dieser fremden Umgebung deren Nützlichkeit viel schneller<br />

begreifen:<br />

– das <strong>Recherche</strong>-Protokoll (wann mit wem über was in Kontakt getreten?)<br />

– die (fortlaufend zu aktualisierende) Informantenliste, daraus abgeleitet<br />

– der (methodisch richtig komponierte) Befragungsplan<br />

In einer fremden Umgebung recherchieren: Wer dies gelernt hat, der findet sich<br />

auch anderswo zurecht. Und er trainiert mit dem Methodenwissen auch das fürs<br />

Recherchieren zentrale Kompetenzmerkmal „Findigkeit“.<br />

Problemfeld: Ärger mit dem Dozenten<br />

Recherchieren als Seminar<br />

Nicht zuletzt sind auch wir Dozenten ein Problemfall. Und dies umso mehr, je<br />

schlechter wir vorbereitet sind und je mehr wir uns auf so diffuse Größen, wie<br />

‘Instinkt’, ‘Tricks’ oder ‘Talent’ versteifen. Unter den Dozenten sind mir im<br />

Laufe der Jahre vor allem vier Fehlhaltungen aufgefallen, die mit bestimmten<br />

Persönlichkeitsmerkmalen zusammengehen:<br />

„Ich bin begnadet“: Diese Haltung strotzt vor Selbstverliebtheit. Sie zeigt sich<br />

darin, dass der Dozent viele kleine Anekdoten aus dem eigenen reichen Journalistenleben<br />

erzählt (und es insgeheim genießt, dass die Zuhörer an seinen Lippen<br />

kleben) und sich selbst als Beispiel und Vorbild präsentiert in der Art einer<br />

Meisters, dem die Jünger zu Füßen sitzen. Seine Beispiele sind indessen nur<br />

ausnahmsweise übertragbar und die meisten Episoden uralt, der Lerneffekt ist<br />

entsprechend gering. Was im übrigen nicht heißen soll, dass der Dozent nicht<br />

auch Selbsterlebtes einstreut, um seinen Ausführungen Anschaulichkeit und Authentizität<br />

zu geben.<br />

„Wir lagen vor Madagaskar“: Dieses alte Seemannslied haben die Gernegroßen<br />

auf den Lippen, die von ihren Heldentaten an fernen Orten schwärmen und<br />

doch nur Seemannsgarn spinnen. Solche Schilderungen erreichen das Gegenteil<br />

ihres Zwecks: Sie wirken wegen ihrer Großmäuligkeit abschreckend; zudem<br />

besitzen Superthemen und Skandalereignisse keinen Beispielwert.<br />

„Nun trauen Sie sich mal!“: Dieser imperative Gestus des Dozenten ist gelegentlich<br />

richtig, vor allem, wenn man verstockte und schüchterne Anfänger vor

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