Trainingshandbuch Recherche : Informationsbeschaffung
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2.14 Wissensmanagement in Medienunternehmen<br />
Werkzeugkasten für teamübergreifende <strong>Recherche</strong>-Arbeit<br />
von Christian Hallerberg<br />
155<br />
In den Medienbetrieben ist Wissensmanagement bisher kaum ein Thema. Und<br />
doch gehört zu deren Kernkompetenz die Beschaffung, die Bearbeitung und der<br />
Vertrieb von Wissen. Medienbetriebe unterscheiden sich darin kaum von den<br />
Manufakturen des 17. Jahrhunderts. Nahezu alles Wissen steckt nur in den Köpfen<br />
von Menschen. Zwar gibt es Computer, Archive und Ähnliches; aber der<br />
tägliche Umgang mit dem vorhandenen Wissen ist eher darauf angelegt, den<br />
Zugang und die allgemeine Nutzung desselben zu verhindern als zu fördern.<br />
Einige ältere Kollegen lieben es, die Jungen gegen die Wand laufen zu lassen, im<br />
besten Fall, damit sie „ihre eigenen Erfahrungen“ machen. Das mühsam und<br />
aufwändig erworbene Wissen wird entsprechend eifersüchtig gehütet und nur in<br />
strategisch günstigen Momenten angedeutet.<br />
Aber wo, wenn nicht im Bereich der Medien, müsste angesichts einer wachsenden<br />
Informationsflut die Identifikation, Speicherung, Weitergabe und (gemeinsame)<br />
Nutzung relevanten Wissens konsequent gemanagt werden? Nicht<br />
nur einige wenige sollen ihr Wissen kontinuierlich steigern. Alle Wissensträger<br />
sollten ihr Know-how systematisch der gesamten Organisation zur Verfügung<br />
stellen.<br />
Wissen steckt vor allem in den Köpfen der Menschen<br />
Dieses Ziel zu erreichen, ist vor allem die Aufgabe der Entscheider in den<br />
Medienunternehmen. Die Führungsetage muss durch positive Beispiele vorangehen.<br />
Fehlende Information und Kommunikation wirken auf den Mitarbeiter demotivierend,<br />
weil er sich berechtigt nicht ernst genommen fühlt und Eigenverantwortlichkeiten<br />
vermisst. Denn die journalistischen Produkte, ob Zeitschriften,<br />
Zeitungen, Bücher, Internet-Auftritte, Fernsehserien oder Filme – sie alle kommen<br />
aus den Köpfen von Menschen und nicht aus Maschinen, sie leben von der<br />
Kreativität, dem Engagement und der Begeisterung aller Mitarbeiter. Wenn das<br />
Kommunikationsklima einer Redaktion nicht stimmt, sind die ausgereiftesten<br />
Managementkonzepte zum Scheitern verurteilt. Gefordert ist aber auch die Jour-