Trainingshandbuch Recherche : Informationsbeschaffung
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Schiffsverschrottung in Indien<br />
Ausgangspunkt der <strong>Recherche</strong><br />
Ein Mitarbeiter der Greenpeace-Kampagne gegen Giftmüllexporte berichtet<br />
darüber, dass alte Schiffe zum Abwracken an Länder der Dritten Welt verkauft<br />
werden, weil die geringen Umwelt- und Sicherheitsstandards in Indien, Pakistan<br />
oder Bangladesch für die Reeder eine äußerst kostengünstige Verschrottung ermöglichen.<br />
Statt eine Entsorgungsgebühr bezahlen zu müssen, kann mit dem<br />
Altmetall noch ein Gewinn gemacht werden. Da die Handelsschiffe der siebziger<br />
Jahre, die derzeit zur Verschrottung anstehen, häufig große Mengen Asbest und<br />
andere Schadstoffe enthalten, sei die Verkaufspraxis als eine Art versteckter<br />
Giftmüllexport zu bewerten. Rechtlich bewegen sich die Verkäufer und Zwischenhändler<br />
in einer Grauzone: Zwar verbietet die sogenannte Basel-Konvention<br />
der UN den Export von Giftmüll aus einem Industrieland in ein nicht zur<br />
OECD gehörendes Empfängerland. Doch das Völkerrecht geht vom Prinzip nationalstaatlicher<br />
Akteure aus, so dass in internationalen Gewässern verkehrende<br />
Schiffe, bei denen zudem der Flaggenstaat meistens ein ganz anderer ist als der<br />
Sitz der Eigentümer, bisher von der Basel-Konvention nicht erfasst sind. Um die<br />
Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf das Problem zu lenken und darüber hinaus<br />
zu erreichen, dass sich die UN-Gremien mit dieser Praxis befassen, soll<br />
recherchiert werden, ob es möglich ist, zeitnah einen Fall zu dokumentieren, bei<br />
dem die Verantwortung deutscher Eigner offenbar wird. Da es nur noch wenige<br />
Handelsschiffe unter deutscher Flagge gibt und die Verkäufe zum Abwracken<br />
zumeist über ausländische Mittelsmänner abgewickelt werden, wird der Nachweis<br />
einer unmittelbaren deutschen Beteiligung als schwierig eingeschätzt.<br />
Das Vorgehen bei der <strong>Recherche</strong> orientierte sich im wesentlichen an den<br />
Schritten, die Michael Haller empfiehlt (vgl. Haller, 2000 und Anhang). Als<br />
erstes wurde daher eine <strong>Recherche</strong>-Hypothese formuliert und auf der Basis der<br />
Vorinformationen das <strong>Recherche</strong>-Ziel definiert.<br />
Hypothesenformulierung und <strong>Recherche</strong>-Ziele<br />
Die Hypothese lautet: Schiffe mit hochgiftigen Inhaltsstoffen werden unter Beteiligung<br />
beziehungsweise Verantwortung deutscher Akteure in Nicht-OECD-<br />
Länder exportiert und dort unter Bedingungen abgewrackt, die für Arbeiter und<br />
Umwelt äußerst gefährlich sind.<br />
Daraus folgen die <strong>Recherche</strong>-Ziele: Dokumentation mindestens eines aktuellen<br />
Falles, der die Hypothese bestätigt und das Problem anschaulich illustriert.<br />
Hintergrundwissen für die anschließende öffentliche Diskussion sammeln: Basiszahlen<br />
zu den Schiffsverschrottungen in Entwicklungsländern (aktuelle Lage<br />
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