Trainingshandbuch Recherche : Informationsbeschaffung
Trainingshandbuch Recherche : Informationsbeschaffung
Trainingshandbuch Recherche : Informationsbeschaffung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
72<br />
Eine-Quelle-Geschichten und andere Übel<br />
Fünf Schritte zur großen Geschichte und die häufigsten Fehler<br />
1. Thema auf den aus der Leserperspektive interessanten, wenn möglich<br />
konflikthaltigen Punkt bringen.<br />
2. Dichte <strong>Recherche</strong>: Akteure und deren Rollen ermitteln, Ablauf mit den<br />
Verantwortlichen genau rekonstruieren.<br />
3. Material auswerten: Ross und Reiter kennen und nennen, die Quintessenz<br />
finden („Schlagzeile“).<br />
4. Dramaturgie entwickeln: Akteure, Handlungsfaden, Episoden.<br />
5. Akteure, Handlungsfaden und recherchierte Fakten zu einem Strang verflechten.<br />
Die Story entwickelt ihren „roten Faden“, vor allem ihre Spannungsbögen<br />
durch das Verflechten von Sachebene und Handlungsebene - sie (re-)konstruiert<br />
das Geschehene als komplexen Zusammenhang (und muss darum<br />
die Geschichte auf markante Akteure reduzieren!)<br />
Die fünf häufigsten Fehler und ihre Abhilfen<br />
1. Das Thema aus den Nachrichten übernehmen (nur aktualisieren, nur<br />
vertiefen, nur mehr Details) - statt den neuen Aspekt zu suchen und<br />
durchzurecherchieren.<br />
2. Die <strong>Recherche</strong> auf den Sachzusammenhang beschränken (immerhin dies –<br />
doch es genügt nicht) – statt das Persönliche der Personen einzubeziehen.<br />
3. Das recherchierte Material in der ganzen Breite abarbeiten (logisch, chronologisch,<br />
thematisch) - statt es einzudampfen und daraus einen Ablauf<br />
zu entwerfen.<br />
4. Zu viele Personen (meist nur als Zitatgeber) nennen und die Sachen ohne<br />
Sachzusammenhang abstrakt beschreiben - statt sich auf einige wichtige<br />
Akteure zu konzentrieren und konkret-anschaulich zu schildern.<br />
5. Im Text zu referieren und zu berichten - statt zu erzählen und sich in der<br />
Sprache der Reportage anzunähern.<br />
Die Story des Nachrichtenmagazins ist eine Inszenierung des Geschehens<br />
anhand des recherchierten und ausgewerteten Stoffs. Das bedeutet aber<br />
nicht, dass erfunden werden darf: Alles, was überprüfbar ist (wer, was,<br />
wann, wo), muss stimmen oder als Version formuliert sein!<br />
Quelle: Michael Haller, <strong>Recherche</strong>seminar „Die große Geschichte“