archivum lithuanicum 2 (4,26 mb) - Lietuvių kalbos institutas
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Arbeitsmittel für eine weiterführende Forschung, wie etwa eine Grammatik zu<br />
Daukða oder ein „Altlitauisches“ Wörterbuch noch immer fehlen.<br />
Die dritte Säule der Baltistik (neben baltistischer Linguistik und baltischer Philologie),<br />
die baltistische Literaturwissenschaft wird in der deutschsprachigen Baltistik gern<br />
ausgeklammert, und das, obwohl sie in der Lehre einen gleichberechtigten Platz neben<br />
der baltistischen Sprachwissenschaft einnimmt. Die Beiträge zur baltischen (litauischen)<br />
Literatur von Friedrich Scholz „Zum Problem des Zeitpunkts der Entstehung<br />
einer Eigenständigen Schönen Literatur in den Ländern des Baltikums“ (S. 387–400)<br />
und Liane Klein „Aspekte der Vermittlung eines baltischen Literaturverständnisses“<br />
(S. 401–408) sind im vorliegenden Band dementsprechend wenig zutreffend unter der<br />
Überschrift Übergreifende Fragestellungen (will heißen: Sonstiges) zusammen mit der<br />
Mythologie und Folklore am Ende des Bandes angeführt. Die periphere Rolle der<br />
Literaturwissenschaft innerhalb der deutschsprachigen Baltistik sollte überdacht werden.<br />
Der Mechanismus der universitären Mitvertretung funktioniert hier nur ausnahmsweise,<br />
wie etwa bei Friedrich Scholz, denn für Literaturwissenschaftler anderer<br />
Philologien erweisen sich die Sprachschranken als unüberwindlich seitdem es nicht<br />
mehr opportun ist, litauische und lettische Literatur über das Russische zu rezipieren.<br />
Um die Baltistik voranzubringen, um sie „konkurrenzfähig“ zu machen, muß es<br />
in Zukunft darum gehen, die oben aufgezeigten Defizite abzubauen und Forschungslücken<br />
zu schließen. Dies wird nur über eine gezielte Forschungsplanung<br />
und die Intensivierung der Forschungskooperation möglich sein, wobei dem wissenschaftlichen<br />
Nachwuchs eine besondere Rolle zukommen wird.<br />
Damit aber der wissenschaftliche Austausch die Forschung voranbringen kann,<br />
muß die bisherige Konferenz- und Publikationspraxis überdacht werden. Grundlage<br />
für eingereichte Beiträge sollten im Vorfeld formulierte Fragestellungen sein, deren<br />
Lösung einen Erkenntnisgewinn verspricht. Weshalb sollte das, was für die Naturwissenschaften<br />
selbstverständlich ist, nicht auch endlich in der Baltistik Anwendung<br />
finden. Leider ist es in der Baltistk immer noch üblich, eine möglichst große Anzahl von<br />
Belegen zu einer Fragestellung zusammenzutragen und diese in den Publikationen<br />
auszubreiten, ohne daraus wissenschaftlich relevante Ergebnisse zu gewinnen. Datensammlungen<br />
werden somit vielfach mit wissenschaftlichen Ergebnissen verwechselt.<br />
In dieser Hinsicht wünscht man sich von Organisatoren baltistischer Konferenzen und<br />
Herausgebern entsprechender Publikationen eine kritischere Herangehensweise.<br />
Die hier geäußerten Gedanken sollten nicht Anlaß zur Resignation geben. Vielmehr<br />
seien alle Beteiligten ermuntert, Beiträge zur fruchtbaren Diskussion der<br />
Aufgaben, Methoden und Perspektiven der Baltistik (nicht nur in der Bundesrepublik)<br />
zu leisten.<br />
Christiane Schiller<br />
C HRISTIANE SCHILLER Gauta 2000 m. balandþio 28 d.<br />
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Priimta 2000 m. geguþës 11 d.<br />
Institut für Baltistik, Domstr. 9/10<br />
D-17487, Greifswald, Deutschland<br />
elektroninis paðtas: schillch@mail.uni-greifswald.de<br />
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