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^tl4><br />

84<br />

II.<br />

Elne Frage und zwei Antfvorten.<br />

Ein Fiirst rilt ubcr"s frcie Feld und begcgnete<br />

aisbald zwei Bauern, die nach voUbrachtem Tagewerke<br />

lieimgingen, den Lohn ihrer Arbeit beini kargen<br />

Mahle mit Weib uiid Kind zu theilen. Der eine<br />

trillerte ein frohes Lied, wtlches dor Z\veite begleitete,<br />

und diese lebensfrohe Gemiithliclikeit der Beiden<br />

behagle dem Fursten recht \vohl, und es gefiel<br />

ihm, sich mit ihnen in ein Gesprach einzulassen.<br />

Sie antworteten ihm auf seine Fragen schiicht und<br />

recht, W()ran der Herr eine grosse Freude hatte,<br />

und woruber dem Fursten die Wahrheit des Satzes<br />

Es weiss auch der Knecht,<br />

\Vas gul, was schlechl;<br />

zu Sinne giug. Lange schon sehnte er sich zu crfahren,<br />

wie seine Unterthanen mit seinem Regiment<br />

zufrieden uaren, und nun bot sich ihm eine herrliche<br />

Gclegenheit, die Frage: „Was man wohl im<br />

Lande vom Fursten rede«, recht wahr beanlwortet<br />

zu erhalten. Er stellte die Frage; da meinte der Eine<br />

von den Bauern: »Man spricht, unserFurst<br />

ware ein guterHerr, wenn sein Gesind<br />

und seine Umgebung gut waren.« Nun<br />

spricht im Lande,<br />

Gesind' und Gefolge<br />

\varen gut, wenn der Furst ein guter<br />

Herr ware.« 'NVer von Beiden hatte Recht"?<br />

Sein bos Gesinde macht ein guter Herr<br />

Auch gut durch weise Streng" und Liebe;<br />

Dem bosen Herrn gelingt es ninmiermehr;<br />

Docli gliickt' es, \venn er selbst nicht bose bliebe.<br />

III.<br />

Die Gloeke mit dem Fiieiisseiitvaiiz-<br />

Kluiipel.<br />

nicht gleichen Sinn und zogen es vor, eitler Vergniigungen<br />

halber, die Jlesse Sonntags zu sch\vanzen.<br />

\Venn dann der Valer fragte, ob sie dem<br />

Gottesdiensie beigewohnt hatten, musste die Ausrede<br />

gelten: Sie hatten nicht zur Messe lauten gehort!<br />

Anfiinglich vprwies ihnen der Vater so eille Ausfliichte<br />

und ermahnte sie ernstlich zu besserm Thun.<br />

Es war in dtn Wind geredt. Der Alte sah dem<br />

Treiben mit innerm Un\villen zu und schuieg. Nach<br />

der Hand traf er die sonderbare Anordnung in seinem<br />

Hause, dass in Hinkunft immer durch das Anschlagen<br />

mit einem Fuchsseh\vanze auf einem Blechteller<br />

das Zeichen gegeben Averden solite, ^venn er<br />

Mitlag halten \volle. Nun hielt sich aber der Vater<br />

auch an keine bestimmie Slunde mehr und liess zu<br />

ganz verschiedener Zeit das Zeichen gebcn, immer<br />

aber stellten sich auf den Ruf piinkllich die Kinder<br />

ein. Es war wieder Sonn(ag und Gross und Klein<br />

erschien auf das Zeichen zum Mahle. Wieder fragte<br />

der Vater, ob Jedes der Messe beigenohnt, und \vieder<br />

hatten Alle — das Lauten iiberhiirt. „Ei ihr Schelme<br />

und Gotteslasterer!« hub mit gerechiem Unmuth der<br />

Vater an, „ihr habt scharfe Ohren, denn \venn ich<br />

mit dem Fuchssch\vanze zur Mahlzeit lauten lasse,<br />

hat es noch Keines von euch uberhort und sich<br />

zum Mahle eingestellt; wenn aber die eherne Glok-<br />

kehrte sich der Furst zum Zweiten mit derselben<br />

Frage; und dieser that den Ausspruch: »Man es auch in den fernslen Hiillen an jeglich<br />

kenzunge an den metallenen Mantel schlagt, dass<br />

Ohr<br />

drohnt, da \vill keines von euch boren. WolIt ihr<br />

in Hinkunft niclil vor leeren Schiisseln Mahlzeit<br />

halten, so mijge euch die Glocke nicht vergeblich<br />

an hohere Pflichten, als die sind, bloss den korperlichen<br />

Bediirfnissen nachzuffehen, gemahnt haben.^'<br />

Alle schwiegen beschamt und JVitmand iiberhorte<br />

das sonntagliche Gelaute zur Messe.<br />

Zum geislg Guten hraucht es Nothigung<br />

Und aller Sinne Scharfe trolzt demselben,<br />

Zum sinnlich Guten -lannl des Menschen Leib<br />

Des Reizes Fuhlhorn in die Ferne aus.<br />

17.<br />

Was man boren will, hiirt man aucli gewiss.<br />

Die Pateriioster.<br />

Das geistige Ohr stellt sich nur zu oft taub, waiirend<br />

das physische doppelt scharf hort.<br />

Ein schlichter Burgersmann, der selbst in der Hammerlein erziihlt uns ein gar droHiges Ereig-<br />

Furcht des Herrn grau geworden, hatte mehrere niss, das freilich damals, als es sich begab, nichts<br />

Kinder, die er bemiiht war, in Frommigkeil und weniger als drollig ausfiel, jetzt uns aber zeigt,<br />

Gottesfurcht zu erziehen. Doch die Jungen hatten wie alles, selbst das Heilige vom Menschen miss

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