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vodnikovspomenik00vodn

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XI<br />

verhiiUnissmassig kleine Nation literarisch zu leisten vermag, und \velchen Standpunkt die Mehrzahl ihrer Schriftsleller in<br />

zviel Hauptliteraturen des arischen Volksstamraes, der slavischen und deutschen, einnimmt. Unserm Volke aber und seinen<br />

leitenden Kraflen gibt cs vielfachen Stoff zu ernsthaftem Nachdenken. Es lasst sicli namlich nicht laugnen, dass unsere<br />

Literatur in fast allen Richtungen seit einigen Jahren stagnirt, und wir kaum Anderes als Erbauungsbiicher auf den Markt bringen.<br />

Forsclit man nacli den Ursachen , so kann man sir.h nicht auf einen angeblichen Mangel an Kraften berufen (das Vodnik-Album<br />

beweist das Gegentheil), aber man kommt zur Erkenntniss, dass es an der Aufmunterung, an der sorgsamen Pdege der vorhandenen<br />

zerstreuten Krafte, an einer entgegenkommenden VViirdigung der individuellen Anforderungen ganzlich fehlt. So<br />

ist es denn gekommen, dass selbst jene Marmor, die in friiheren Jahrzehenten in unsern damaligen offentlichen Organen<br />

(»Carniolia«, »Illyrisches Blatt« etc.) ein namentbch fiir die Vaterlandskunde hochst werthvolles Materiale aufspeicherten, verstummt<br />

sind, und wir — einige wenige junge slovenische Schriftsteller ausgenommen — einen literarischen Nachwuchs<br />

vergebens suchen. Fiir den Vaterlandsfreund eine triibc Erscheinung ! denn es steht zu furchten , dass — wenn nicht ein<br />

plotzlicher Umschwung eine Aenderung der massgebenden Verhaltnisse bewirkt — unser Land und Volk, anslatt vorwarts<br />

zu schreiten , immer tiefer zuriicksinkt und die niichste Generation der entschvvundenen Cultur wie einer lUngst untergegangenen<br />

Sonne sehnsuchtig naclibbcken wird. Dass diess nicht geschehe — walte Golt! und Jeder trachte, in seinem Kreise es zum<br />

Bessern zu lenken. Eine Hauptbedingung hiezu aber ist die Liebe zum Vaterlande, und je materieller die Zeit wird, und<br />

je gewaltiger und berechtigter ihre diessfalligen Anforderungen, desto nothiger ist auch das Gegengewicht durch Pflege der<br />

geistigen Kraite und namentlich durch Wiedererweckung der ganz darniederli egenden Pflege der Vaterlandskunde.<br />

Noch haben vvir keinen Grund, an dem Wiedererwachen einer grdssern Regsamkeit auf literarischem<br />

Gebiete und am Fortschritt unserer Literatur zu zweifeln: ich glaube, das Vodnik-Album eben gibt uns einen<br />

neuen Anhaltspunkt hiefur und soli unsern Muth stahlen. Indem ich Allen fiir die mir gevvordene Unterstiitzung danke, rufe<br />

ich: »Frisch auf, und ohne Zogern die Hand an's VVerk! Es gilt dem gemeinen Besten und da soli und<br />

wird Niemand zuriickbleiben!« — —<br />

Wenn dieses Vorvvort nicht einem rubig dahinfliessenden Strome gleicbt, sondern manche Verhaltnisse beriihrt, die<br />

zwar nicht unbekannt, aber selten mit OfTenheit dargotlian worden sind, so wird man die von mir ergriflene Gelegenheit auch<br />

bei dlesem zur Ehre unserer Nation und zur Festfeier eines ihrer Heroen herausgegebenen VVerkes nicht<br />

unpassend finden, denn os ist ein objectives Bild unserer Cultur-Verhiiltnisse, und es wird solches vielleicht noch<br />

unsern Nachfolgern zur Quellc der Kenntniss der Zustande unserer Zeit dienen.<br />

lialbacb, Ostorn 1859<br />

Dr. E. H. Gosta.<br />

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