Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
237<br />
Ach! die Theorie ist grau!<br />
Lasst ihm seine triste VVelse;<br />
Letzend euch ain Maienlhau,<br />
Stiirt ilin niclit, er suclit — Blaltliiuse.<br />
/%ii eiueu drainatisclieii Dicliter.<br />
Wie eiii Greis aus Jugendlagen,<br />
Kramst du mit den alten Sagen<br />
Steh'n wir auf so schvvachen Fussen,<br />
Dass wir kindeln mussen f<br />
Disticheii.<br />
I.<br />
Gleichwie Tropfen am Sfcine, so nagen die Stundeii<br />
atn Leben<br />
Hier bleibt Eriniierung nur, dort ein vervvittertcr<br />
Stein.<br />
G a 9 e I.<br />
Ich liebe Dich, obschon ich Dir's nie sage;<br />
Wozu denn auch die eitle Liebesklage?<br />
Gleichwie die Lotos liebt den stillcn Mond,<br />
Der Aar die stolze Sonne — ohne Frage,<br />
So lieb' ich Dich; ob ich Dich lieben darf,<br />
Ob Du auch mir mit gleichem Herzensschlage<br />
Bist zugethan, bekiimmert nicht mein Herz<br />
So leb' ich immer vvonnigsiisse Tage,<br />
Von keiner Sorge, keinem Gram getrilbt.<br />
Doch vvenn ich jene Fragen jemals wage,<br />
Dann gibst Du schnode Antwort mir vielleicht,<br />
Und sterben muss ich dann vor Liebesplage.<br />
— .se/as5g£/3?<br />
Die Thraiie.<br />
Eine<br />
Skizze.<br />
II.<br />
Bluhender Lenz ist die Liebe, fruchtender Sommer<br />
die Freundschaft<br />
Achte die Bliitiie als Schmuck, pflflcke zum<br />
eiutlien.<br />
Labsal die Frucht.<br />
Im Mittag steht die Sonne;<br />
Da halt der miide Wand'rer,<br />
Er sieht eitipor und keuchet:<br />
Wie bist du gliihend heiss<br />
Um Mitlernaclit im Mondlicht<br />
Steht cinsam doit ein Triiumer,<br />
Er sieht empor und seufzet<br />
Wie gluh'st du, arnies Herz<br />
Leben griinte mir und Liebe<br />
Und ich sonnto mich im Gliick ;<br />
Dass die schonsten Bliithen fallen,<br />
Ist gemeinsames Geschick.<br />
Sitze nun in stiller Kanimer,<br />
Denke jener schonen Zeit ;<br />
Kiihler Abend senkt sich nieder —<br />
Immer tiefre Dunkelheit.<br />
„Die Thranen«, las ich einst, „sind eine serose<br />
Feuchtigkeit, specifisch wenig schwerer als das<br />
Wasser, enthalten vicl Soda, wie auch phosphorsaure<br />
Kalkerde ; werden erzeugt in den Thriinendrusen,<br />
werden von den Thriinenpunkten aufgesaugt,<br />
durch Rohrchen in den Thrancnsack geleitet und«<br />
— bei St. Paul! das Ding lang\veilte mich gewaltig.<br />
— Das mogen wohl erkaufte Thriinen sein<br />
ihr aber, meine Thranen, seid das nicht ; ihr seid<br />
wohl keine serose Feuchtigkeit nur; seid ja im Innersten<br />
meiner Seele erzeugt, enthaltct ja mein Herzblut<br />
und seid sch\verer als Goid.<br />
Ein Knabe war ich und sland vor einem alten<br />
Manne und der alte Mann sprach also : „Gram und<br />
Lust vvaren einst eine feste Masse, die auf dem<br />
Herzen des Menschen lagerte mit furchtbarem Gewichte.<br />
Fast erdriickt stohnte das arine Menschenherz<br />
unter der ungeheuern Last und flehte um Hilfe<br />
zu Gott. Golt horle die Klage und sah die Oual<br />
des bedrangten Herzens; es dauerte ihn und er<br />
erbarmte sich seiner, denn er liebt die Menschen.<br />
Er hauchte die starre Masse an und sie schmolz<br />
vor seineni goltlichen Odem, wie das Eis vor den<br />
milden Strahlen der Friihlingssonne, und zerfloss in<br />
helle Thranen. — Zum Ausgange aber der Thranen<br />
\vies der Schopfer das Auge : dort, wo die Seele<br />
sich spiegelt, solile auch die Regung des Herzens