4 Dissertationen und Habilita- tionen / Dissertations and Habilitations
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VORTRÄGE 18. DAVO-KONGRESS PAPERS DAVO CONGRESS 2011<br />
Anders in Libyen: von der Liberalisierungswelle im<br />
Medienbereich in den 2000ern war Libyen zunächst<br />
fast komplett ausgenommen. Allerdings wurde über<br />
Saif al-Islam al-Qadhafi 2007 eine Liberalisierung<br />
von oben vorgenommen. Hierbei sollten aber lediglich<br />
mediale Ventile für gesteuerte Kritik geboten<br />
werden, wie es Muammar al-Qadhafi als quasirevolutionären<br />
Selbstreinigungsprozess schon in den<br />
Dekaden davor mit <strong>and</strong>eren Medienprojekten unternommen<br />
hatte. Die Artikulation von gesellschaftspolitischen<br />
Akteursgruppen blieb so auf kl<strong>and</strong>estine Kanäle<br />
bzw. auf die Medien der Exil-Opposition beschränkt.<br />
In der Umbruchsituation lässt sich deshalb<br />
auch nicht wie in Ägypten von einer Synergie aus<br />
Massenmedien <strong>und</strong> Internetaktivismus sprechen, die<br />
es Mobilisierungs- <strong>und</strong> Reformdiskursen ermöglicht<br />
hätte, eine breite Bevölkerungsmasse zu erreichen.<br />
Die mediensystemischen Voraussetzungen unterb<strong>and</strong>en<br />
hier eine größere Wirkung der internet-basierten<br />
Medien.<br />
2. Who is Afraid of the Arab Spring?<br />
Hala Kindelberger (Marburg): Die Golfstaaten:<br />
Politische Bewegungen oder zukünftige Revolu<strong>tionen</strong>?<br />
Lange galten die Golfstaaten (GCC) als Demokratieresistent.<br />
Wie viele <strong>and</strong>ere Länder der MENA-Region<br />
haben sie seit Anfang dieses Jahrh<strong>und</strong>erts Transitions-<br />
oder viel mehr Reformversuche vollzogen. So stark<br />
die Bevölkerung nach Reformen verlangte <strong>und</strong> verlangt,<br />
je mehr entfernten <strong>und</strong> entfernen sich die Monarchen<br />
von den erwarteten Reformen. Besonderes<br />
seit Anfang dieses Jahres beobachtet man unter den<br />
GCC-Monarchen allgemeinen Zusammenhalt <strong>und</strong><br />
Rückkehr zu autoritären Strategien für den Machterhalt.<br />
Politische Repressionen, Pressezensur <strong>und</strong> in<br />
Bahrain sogar u.a Folter <strong>und</strong> Ermordungen sind.<br />
(wieder) an der Tagesordnung. Die Monarchen fürchten<br />
(mit Recht) um ihre Throne <strong>und</strong> ringen um ihre<br />
Macht. Aus Angst vor Revolution? Besonders Saudi-<br />
Arabien, hat Interesse an der Erhaltung der GCC-<br />
Regime. Nicht nur die regionalen Nachbarn wie Israel,<br />
sondern auch die USA <strong>und</strong> die EU werden ungerne<br />
ihre gewohnten Partner verlieren, denn Stabilität in<br />
der Region ist ein Garant, dass der bisherige Einfluss<br />
in der Region weiter erhalten bleiben kann. Deswegen<br />
sind bis dato die Augen der internationalen Öffentlichkeit<br />
nicht dahin gerichtet.<br />
Die Autorin ist auf die Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> Unterschiede<br />
zwischen den GCC-Monarchien eingegangen<br />
<strong>und</strong> die Interessen am Zusammenhalt zwischen<br />
den Monarchen erklärt. Die Autorin analysiert die<br />
Rolle Saudi-Arabiens, des Iran, die tribalen Hintergründe<br />
<strong>und</strong> den Islam als Teil der politische Legitimation<br />
der Regime. Zuletzt wurde der Einfluss des Westens<br />
auf die Transformationsversuche von unten verdeutlicht<br />
<strong>und</strong> Gründe dafür debattiert. Die Wege der<br />
Könige, Emire <strong>und</strong> des Sultans in den GCC-<br />
Monarchien haben sich bis ins 21. Jahrh<strong>und</strong>ert mit<br />
Geschick <strong>und</strong> Anpassungsfähigkeit ihre Macht gesi-<br />
12<br />
chert. Alleine mit ihren Unterdrückungsstrategien<br />
werden sie in Zukunft aber nicht bestehen können.<br />
Tamar Amar-Dahl (Berlin): Israel <strong>und</strong> der Arabische<br />
Frühling<br />
Seit Ausbruch des »Arabischen Frühlings« beobachtet<br />
Israel die Entwicklungen in den Nachbarländern mit<br />
Sorge <strong>und</strong> Unverständnis gleichermaßen. Weshalb<br />
begegnet ausgerechnet »die einzige Demokratie im<br />
Nahen Osten« dem revolutionären W<strong>and</strong>el in der Region<br />
mit Unbehagen?<br />
Israel befürchtet jegliche Veränderungen der »altbekannten«<br />
regionalen Ordnung, weil es in dieser eine<br />
militärisch hegemoniale Stellung einnimmt, womit es<br />
seine nationalstaatlichen Interessen durchgesetzt hat:<br />
Die Errichtung eines jüdischen Staats für das jüdische<br />
Volk in Erez Israel. Im Zuge der Umsetzung des zionistischen<br />
Projekts in Palästina, sprich mit dessen Eroberung<br />
<strong>und</strong> »Judaisierung«, entst<strong>and</strong> eine regionale<br />
Ordnung, in der Israel seine zionistischen Ziele einigermaßen<br />
umsetzen konnte, <strong>und</strong> zwar mittels militärischer<br />
Macht <strong>und</strong> der Unterstützung des Westens.<br />
Mit seiner Orientierung am Westen grenzte sich Israel<br />
bereits im ersten Jahrzehnt seiner Souveränität<br />
vom Orient ab. Die Verschärfung des israelischarabischen<br />
Konflikts verstärkte diese Tendenz. Sehr<br />
bald verfestigte sich ein Konfliktverständnis, das mit<br />
orientalistischen Begriffen behaftet ist: »Der Araber«<br />
sei rückständig <strong>und</strong> daher gewalttätig; »westliche<br />
Werte« wie Fortschritt, Demokratie <strong>und</strong> Freiheit seien<br />
ihm fremd.<br />
Diese orientalistische Perspektive wird auch auf die<br />
»Araber von Erez Israel« übertragen: Israel fürchtet<br />
den Arabischen Frühling auch deshalb, weil er sich<br />
auf die Palästinenser ausweiten könnte. Eine dritte Intifada<br />
wäre nach einem blutigen Jahrzehnt fatal. Zumal<br />
Israel zunehmend unter Druck gerät, seine Besatzungspolitik<br />
aufzuheben <strong>und</strong> die Palästina-Frage zu<br />
klären. Doch das zionistische Israel befindet sich 63<br />
Jahre nach seiner Gründung in der politischen Sackgasse:<br />
Es muss die alt-zionistische »arabische Frage«<br />
lösen, kann dies aber aus seinem Staatsverständnis<br />
heraus nicht tun.<br />
Adrian Wille (Erlangen): Hyperinflation <strong>and</strong> Disinflation<br />
Policies in Iraq, 2003 – 2010<br />
The author analyzes the causes of hyperinflation <strong>and</strong><br />
abrupt disinflation in Iraq. Inflation dynamics between<br />
2003 <strong>and</strong> 2010 can be bifurcated into two periods.<br />
The first period (until the end of 2006) is characterized<br />
by a highly inflationary environment. Main inflation<br />
contributors were the four b<strong>und</strong>les: fuel & energy;<br />
transport & communication; rents; food. War<br />
<strong>and</strong> subsequent lootings decreased production <strong>and</strong><br />
productivity; this happened especially in the oil <strong>and</strong><br />
electricity sectors, which were affected by rentierism<br />
<strong>and</strong> smuggling. These factors resulted in supply scarcities<br />
<strong>and</strong> cost-push inflation. Liberalization policies<br />
<strong>and</strong> failed reconstruction weakened the private <strong>and</strong><br />
public sectors through several channels (abolition of<br />
subsidies <strong>and</strong> import restrictions, etc.). A boost in<br />
wage expenditures of public companies caused an in-