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4 Dissertationen und Habilita- tionen / Dissertations and Habilitations

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REZENSIONEN BOOK REVIEW<br />

ben der Religionen in der gemeinsamen Umwelt zu<br />

verbessern, als dass es um eine theologische Analyse<br />

gehe.<br />

Auch der folgende Beitrag, beigesteuert von Martin<br />

Tamcke, hat die griechisch-orthodoxe Perspektive<br />

zum Thema, jedoch liegt hier der Fokus auf dem Verhältnis<br />

Orthodoxie-Islam vom 7. Jahrh<strong>und</strong>ert bis in<br />

die heutige Zeit. Tamcke stellt das Verhältnis zwischen<br />

Orthodoxie <strong>und</strong> Islam als stets problematisch<br />

dar, da es bereits früh von politischen Elementen<br />

durchdrungen gewesen sei. Anders als Reiss geht<br />

Tamcke davon aus, dass die Anhänger orthodoxer<br />

Kirchen eher im Westen „innerlich beheimatet“ seien<br />

– der Gegensatz in den Ergebnissen dieser beiden lesenswerten<br />

Beiträge wird leider nicht aufgelöst bzw.<br />

nehmen die beiden Autoren keinen Bezug auf den jeweils<br />

<strong>and</strong>eren.<br />

Der dritte <strong>und</strong> letzte Teil des B<strong>and</strong>es versammelt<br />

schließlich drei gänzlich unterschiedliche Perspektiven:<br />

So werden im Beitrag von Gladson Jathaanna<br />

(Göttingen/Mangalore) zunächst die Darstellungen<br />

indischer Frauen in den Berichten schweizerischer<br />

Missionare aus dem 19.Jahrh<strong>und</strong>ert erläutert, bevor<br />

sich Muhammad Sahri al-Dali (Kairo) in einer sehr<br />

präzisen <strong>und</strong> höchst informativen Analyse mit den<br />

Bezeichnungen ausein<strong>and</strong>ersetzt, die in ägyptischen<br />

Quellen vom 16.-19. Jahrh<strong>und</strong>ert für Europäer verwendet<br />

wurden <strong>und</strong> zeichnet die Entwicklungen der<br />

jeweiligen Begriffe nach. Er kommt zu dem nachvollziehbaren<br />

Ergebnis, das die zu beobachtenden Begriffsverschiebungen<br />

auch immer den jeweiligen politischen<br />

Verhältnissen geschuldet seien <strong>und</strong> führt zudem<br />

den Begriff des takfirism in Anlehnung an den<br />

vielzitierten Orientalism ein.<br />

Der abschließende Beitrag von Ramazan Bicer<br />

(Sakarya) steht im Zeichen der Diskussion um das<br />

von muslimischer Seite angenommene Element des<br />

tahrif, also der Abänderungen der Heiligen Schrift,<br />

die Juden <strong>und</strong> Christen vorgenommen haben sollen.<br />

Während diese Diskussion für den jüdischmuslimischen<br />

theologischen Dialog eine wesentliche<br />

Rolle spiele <strong>und</strong> Herausforderung darstelle, sei sie im<br />

christlich-muslimischen Verhältnis von untergeordneter<br />

Bedeutung.<br />

Der vorliegende B<strong>and</strong> eröffnet dem Leser Einblicke<br />

in viele unterschiedliche, bisher weniger berücksichtigte<br />

Details, die mitunter das Verständnis für den<br />

heutigen St<strong>and</strong> der jeweiligen Dialoge zwischen den<br />

Religionen <strong>und</strong> Kulturen erleichtern, da wesentliche<br />

Elemente <strong>und</strong> Faktoren, die diese Dialoge maßgeblich<br />

beeinflussen, aufgezeigt werden. Der thematischen<br />

Vielfalt, die den B<strong>and</strong> auszeichnet, ist konsequenterweise<br />

aber auch der Umst<strong>and</strong> geschuldet, dass die<br />

Beiträge zum großen Teil als Ausgangspunkt für weitere,<br />

eingehendere Beschäftigung mit den jeweiligen<br />

angesprochenen Aspekten des Themenkomplexes<br />

„Kulturbegegnungen“ anzusehen sind.<br />

Katharina Pfannkuch, Leipzig<br />

212<br />

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Wagenhofer, Sophie (2010): „Rassischer“ Feind –<br />

politischer Fre<strong>und</strong>? Inszenierung <strong>und</strong> Instrumentalisierung<br />

des Araberbildes im nationalsozialistischen<br />

Deutschl<strong>and</strong>. – Klaus Schwarz Verlag: Berlin,<br />

132 S.<br />

Der 299. B<strong>and</strong> in der Reihe „Islamk<strong>und</strong>liche Untersuchungen“<br />

ist die von Sophie Wagenhofer 2004 an<br />

der FU Berlin eingereichte Magisterarbeit. Auf 131<br />

Seiten mit 29 zum Großteil schwarz-weißen Abbildungen<br />

minderer Qualität bearbeitet Wagenhofer das<br />

Thema „Rassischer“ Feind – politischer Fre<strong>und</strong>? in<br />

sechs Schritten. Nach einer kurzen Einleitung, in der<br />

sie das Thema zu skizzieren <strong>und</strong> Begriffe zu klären<br />

versucht, diskutiert sie auf viereinhalb Seiten die<br />

„Bedeutung der Propag<strong>and</strong>a im Nationalsozialismus“.<br />

Auf 30 Seiten wird „Der Araber als ``rassischer<br />

Feind´´“ <strong>und</strong> anschließend auf 34 Seiten „Der Araber<br />

als ``politischer Fre<strong>und</strong>´´“ beh<strong>and</strong>elt. Vor dem Fazit<br />

auf fünf Seiten äußert sich Wagenhofer auf 15 Seiten<br />

„Zur Ambivalenz des Araberbildes in Deutschl<strong>and</strong>“.<br />

Die Arbeit schließt mit „Bibliographie <strong>und</strong> Quellen“<br />

auf 12 Seiten.<br />

Klappentext <strong>und</strong> Einleitung versprechen die „oft unterstellte<br />

Affinität der arabischen Welt zum nationalsozialistischen<br />

Deutschl<strong>and</strong> auf ihre reale Substanz<br />

zurück“ zu führen.<br />

Schon in der Einleitung fällt jedoch auf, dass notwendige<br />

Differenzierungen <strong>und</strong> Begriffsklärungen<br />

nicht vorgenommen werden. So wird der Begriff<br />

„Araber“, der im Zentrum dieser Forschungsarbeit<br />

steht, nicht definiert. Weder wird auf historischer<br />

Ebene noch auf der gesellschaftlichen von Bedeutungsverschiebungen<br />

ausgegangen. Es wird auch<br />

nicht thematisiert, wer wann in der nationalsozialistischen<br />

Propag<strong>and</strong>a in welchen Zusammenhängen als<br />

„Araber“ bezeichnet wird.<br />

Wagenhofer argumentiert erstaunlicherweise, obgleich<br />

in den damaligen Medien nicht explizit von<br />

Arabern gesprochen wird, dass die „Araber … Teil<br />

eines übergeordneten Diskurses über afrikanische<br />

Truppen (waren) <strong>und</strong> … nicht explizit als Araber tituliert“<br />

wurden (S. 44). Warum „Farbige“, „Afrikaner“,<br />

„Negerbastarde“, „Schwarze“, „farbige Franzosen“

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