4 Dissertationen und Habilita- tionen / Dissertations and Habilitations
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MEDIENSPIEGEL MEDIA REVIEW<br />
Kostümbuch geschenkt. Ein Abdullah Buhari malte<br />
bereits 1741 eine nackte Frau im Bad <strong>und</strong> ein<br />
Abülmeced Efendi schuf das Gemälde „Goethe im<br />
Harem“, auf dem eine Frau auf dem Divan liegend<br />
den „Faust“ in der H<strong>and</strong> hält. Natürlich werden Ingres,<br />
Delacroix, Gérôme, Matisse usw. in die Betrachtungen<br />
einbezogen. Viele der französischen Maler holten<br />
sich ihre Inspira<strong>tionen</strong> auf Reisen nach Nordafrika.<br />
Seit Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts entst<strong>and</strong>en dort zahlreiche<br />
Fotoateliers, auch von einheimischen Fotografen,<br />
die für arabische <strong>und</strong> europäische Auftraggeber<br />
arbeiteten. Am bekanntesten ist sicher das Atelier von<br />
Lehnert & L<strong>and</strong>rock in Tunis. Hier entst<strong>and</strong>en nicht<br />
nur Bilder, die das traditionelle Leben festhielten,<br />
sondern auch zahllose erotische Aktfotografien zum<br />
Verkauf in Europa.<br />
Alfarabi – Denker zwischen Orient <strong>und</strong> Okzident.<br />
Eine Einführung in seine Philosophie. Von Norbert<br />
Campagna. Parodos Verlag, Berlin 2010. 212 Seiten.<br />
Alfarabi war ein bedeutender arabischer Philosoph,<br />
der etwa 870 bis 950 n. Chr. lebte. Der Autor dieser<br />
Schrift, Professor an der Universität Luxemburg,<br />
beh<strong>and</strong>elt das Leben Alfarabis im Spiegel seiner Zeit<br />
<strong>und</strong> seine wichtigsten Werke, zum Beispiel „Der Musterstaat“<br />
oder „Die Philosophie von Platon <strong>und</strong> Aristoteles“.<br />
Fragen, mit denen sich Alfarabi beschäftigte,<br />
betreffen das Verhältnis von Religion <strong>und</strong> Philosophie<br />
oder von Seele <strong>und</strong> Intellekt. Er schrieb über Glück,<br />
Tugend, Gemeinwesen, den idealen Herrscher <strong>und</strong><br />
den gerechten Krieg. Zwar ist vom Koran, vom Propheten<br />
oder gar von Hadithen in seinem Werk kaum<br />
die Rede, doch, so der Autor, muss man den Koran<br />
kennen, um die Werke zu verstehen. Es sei heute<br />
wichtiger denn je, so der Autor, die universalistische<br />
Tradition, wie Alfarabi sie verstehe, wiederzubeleben<br />
<strong>und</strong> somit dem Islam zu erlauben, die ihm zugr<strong>und</strong>e<br />
liegende universalistische Dimension neu zu entdecken.<br />
Am Schluss vermerkt er: „Über das rein akademische<br />
Interesse hinaus ist eine konstruktive Ausein<strong>and</strong>ersetzung<br />
mit dem Denker Alfarabi heute auch<br />
ein eminent politischer Gestus.“<br />
Islamischer Feminismus in Deutschl<strong>and</strong>? Religiosität,<br />
Identität <strong>und</strong> Gender in muslimischen Frauenvereinen.<br />
Von Markus Gamper. Transcript Verlag,<br />
Bielefeld 2011. 351 Seiten.<br />
In dieser Dissertation an der Universität Trier gibt der<br />
Autor Einblick in muslimische Frauenvereine (HU-<br />
DA, IMAN, ZIF). Mittels „problemzentrierter Interviews“<br />
<strong>und</strong> st<strong>and</strong>ardisierten Fragebögen untersuchte<br />
er die Vereins- <strong>und</strong> Mitgliederstrukturen, die Motiva<strong>tionen</strong><br />
der Mitglieder, ihr Religionsverständnis, ihre<br />
Diskriminierungserfahrungen <strong>und</strong> Integrationsbereitschaft,<br />
ihre Ansichten zu Familie, Kindererziehung<br />
usw. sowie ihr Verständnis von einem islamischen<br />
Feminismus. Die meisten Mitglieder in den Vereinen<br />
sind religiös, selbstbewusst, gebildet <strong>und</strong> berufstätig.<br />
Sie sind politisch <strong>und</strong> gesellschaftlich aktiv, sie legen<br />
den Koran zu ihren Gunsten aus. Sie mischen sich ein,<br />
sowohl in den von Männern beherrschten Moscheegemeinden<br />
als auch im täglichen Leben. Das wird mit<br />
vielen Zitaten der Frauen belegt. So ärgert sich die<br />
Marokkanerin Saime über ein Mädchen auf der Straße<br />
<strong>und</strong> sagt zu ihr: „Nimm dein Tuch ab. Denkt jeder du<br />
bist Muslima <strong>und</strong> benimmst dich wie der letzte Assi.“<br />
Der Autor schließt aus seinen Untersuchungen, dass es<br />
den dritten Weg der „kulturellen Hybridität“ gibt, der<br />
in der Politik berücksichtigt werden sollte. Der Autor<br />
geht auch auf international vernetzte Frauengemeinschaften<br />
<strong>und</strong> Bewegungen in <strong>and</strong>eren Ländern ein. So<br />
erfährt der Leser zum Beispiel, dass es den malaysischen<br />
„Sisters of Islam“ gelang, die früher juristisch<br />
gültige Scheidung durch dreimaliges Versenden einer<br />
SMS zu kippen.<br />
9/11. Der Tag, die Angst, die Folgen. Von Bernd<br />
Greiner. C.H.Beck Verlag, München 2011. 280 Seiten<br />
mit einigen Schwarzweißfotos.<br />
Nach wie vor ranken sich viele Legenden <strong>und</strong> Verschwörungstheorien<br />
um die Ereignisse vom 11. September<br />
2001. Der Autor, Geschichtsprofessor an der<br />
Universität Hamburg <strong>und</strong> Leiter des Arbeitsbereiches<br />
„Theorie <strong>und</strong> Geschichte der Gewalt“, hat neues Datenmaterial<br />
zusammengetragen <strong>und</strong> zieht Bilanz über<br />
die Hintergründe <strong>und</strong> die Folgen. Das Buch könne<br />
zugleich als Beitrag nicht nur zur Diskussion von<br />
historischen Fragen verst<strong>and</strong>en werden, sondern auch<br />
von solchen „zur Außen- <strong>und</strong> Militärpolitik, zu Bündnisbeziehungen,<br />
zum internationalen Völker- <strong>und</strong><br />
Kriegsrecht <strong>und</strong> vor allem zur Art <strong>und</strong> Weise, wie<br />
Demokratien mit realen oder imaginierten Gefahren<br />
umgehen <strong>und</strong> welchen Preis sie für den Ausnahmenzust<strong>and</strong><br />
zahlen.“ Der Autor beschäftigt sich zunächst<br />
mit den Attentaten <strong>und</strong> Al-Qaida, dann mit der Lage<br />
im Irak <strong>und</strong> in Afghanistan sowie mit der amerikani-<br />
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