4 Dissertationen und Habilita- tionen / Dissertations and Habilitations
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MEDIENSPIEGEL MEDIA REVIEW<br />
Troelenberg. Verlag Peter Lang, Frankfurt a. M.<br />
2011. 532 Seiten.<br />
München feierte 2010 mit mehreren Ausstellungen<br />
den h<strong>und</strong>ersten Geburtstag eines Kunstereignisses, das<br />
in die Geschichte der islamischen Kunst in Europa<br />
eingegangen ist. Die Autorin dieser Dissertation hat<br />
zum ersten Mal umfassend die Ausstellung untersucht:<br />
ihr Zust<strong>and</strong>ekommen, ihre Präsentation, ihr Umfeld,<br />
ihre Besucher, ihre Finanzierung, ihre Nachwirkungen<br />
etc. „Erstes Ziel wird es also sein, möglichst umfassende<br />
Klarheit über die Münchner Ausstellung als<br />
Einzelereignis zu gewinnen. Davon ausgehend ist<br />
dann vor allem der wissenschaftliche Kern herauszuschälen,<br />
der wiederum Basis für gr<strong>und</strong>legende geistesgeschichtliche<br />
Modi der Wahrnehmung islamischer<br />
Kunst zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts darstellt.“ Sie<br />
hat bei ihren Recherchen viele interessante Details<br />
gef<strong>und</strong>en, zum Beispiel, dass es der Stadt in erster<br />
Linie um kommerziellen Erfolg ging, man hoffte zum<br />
Beispiel, viele Besucher der Oberammergauer Passionsspiele<br />
anzulocken. Neben der eigentlichen Ausstellung<br />
gab es eine Händlerhalle, ein H<strong>and</strong>werkerdorf<br />
<strong>und</strong> <strong>and</strong>eres mehr. Die Exponate waren auf r<strong>und</strong> 80<br />
Räume in mehreren Hallen verteilt. Der Schwerpunkt<br />
lag bei persischer Kunst, „Spanien <strong>und</strong> der Maghreb<br />
sowie Indien waren mit den wenigsten Exponaten<br />
vertreten.“ Zeitgenössische Islamwissenschaftler hatten<br />
allerh<strong>and</strong> am Ausstellungskonzept auszusetzen.<br />
Dennoch war die Schau eine Probebühne <strong>und</strong> ein<br />
Modell, sogar für das Metropolitan Museum in New<br />
York. Einige berühmte Besucher waren: Le Corbusier,<br />
Hans Purrmann, Wassily K<strong>and</strong>insky <strong>und</strong> Henry Matisse.<br />
Hagars Töchter. Der Islam im Werk Assia<br />
Djebars. Von Claudia Nieser. Grünewald Verlag,<br />
Ostfildern 2011. 368 Seiten.<br />
Hagar ist eine Frau im alten Testament, eine Sklavin<br />
Abrahams <strong>und</strong> Mutter dessen erstgeborenen Sohnes<br />
Ismael. Abrahams Frau Sarah wird später Mutter des<br />
Sohnes Isaak. Isaak gilt als Stammvater der Juden <strong>und</strong><br />
Christen, Ismael als Stammvater der Muslime. Was<br />
hat das alles mit der algerischen Schriftstellerin Assia<br />
Djebar zu tun? Diese Dissertation an der katholischtheologischen<br />
Fakultät der Universität Tübingen (bei<br />
Professor Karl-Josef Kuschel) hat mehrere Ziele. Die<br />
Autorin spürt zunächst einmal der Figur Hagar im<br />
Werk Djebars nach, wobei sie Bewegung, Mobilität<br />
<strong>und</strong> Migration, vor allem von Frauen, herausarbeitet.<br />
Hauptsächlich beruft sie sich dabei auf das Buch<br />
„Fern von Medina“. Darum geht es im Hauptteil der<br />
Arbeit. Sie beh<strong>and</strong>elt auch die Aussagen über Hagar<br />
im Koran <strong>und</strong> in der Bibel. Sie rehabilitiert Hagar,<br />
sogar gegen die Aussagen des Apostels Paulus im<br />
Galaterbrief. Hagar wird danach nicht als die von Gott<br />
entfernte in die Wüste geschickte Feindin interpretiert,<br />
sondern im Gegenteil als die von Gott gewollte Person<br />
für außerhalb des Judentums lebende Menschen. Dabei<br />
beruft sich die Autorin auch auf die Erklärung<br />
„Nostra aetate“ des 2. Vatikanischen Konzils. Hagar<br />
ist „die erste Person in der Bibel, die vor der Unterdrückung<br />
flieht; … die erste Frau, die eine Verkündigung<br />
erhält; … die einzige, der Gott einen Namen<br />
gibt; die erste Ersatzmutter…; die erste geschiedene<br />
Ehefrau; die erste Alleinerziehende… Damit steht sie<br />
auf der Schwelle zu jener Pluralität, die gottgewollt<br />
<strong>und</strong> von dem einem Heilswillen Gottes umfangen ist.“<br />
Quintessenz: Ismael <strong>und</strong> Hagar haben große Bedeutung<br />
für den interreligiösen Dialog.<br />
Der Koran. B<strong>and</strong> 1: Frühmekkanische Suren.<br />
Poetische Prophetie. H<strong>and</strong>kommentar mit Übersetzung<br />
von Angelika Neuwirth. Verlag der Weltreligionen<br />
im Insel Verlag, Berlin 2011. 751 Seiten.<br />
„In diesem ersten B<strong>and</strong> des historisch-literaturwissenschaftlichen<br />
H<strong>and</strong>kommentars zum Koran wird<br />
erstmals der Versuch unternommen, den Koran als<br />
fortlaufende Verkündigung zu beschreiben <strong>und</strong> ihn so<br />
als textuellen Niederschlag einer Gemeindebildung<br />
aus der Neureflexion älterer biblischer <strong>und</strong> nachbiblischer<br />
Tradi<strong>tionen</strong> wie auch des altorientalischen Erbes<br />
zu deuten“. Nachdem Angelika Neuwirths Einführungsb<strong>and</strong><br />
„Der Koran als Text der Spätantike“ (siehe<br />
Medienspiegel November 2010) ein großes Echo<br />
gef<strong>und</strong>en hatte, wurden die weiteren fünf Bände des<br />
großen Werks im Rahmen des „Corpus coranicus“-<br />
Forschungsvorhabens mit Spannung erwartet. Jetzt<br />
liegt B<strong>and</strong> 1 des H<strong>and</strong>kommentars des Korans vor,<br />
mit der Kommentierung der ersten 43 Suren. Da die<br />
Suren im Koran ihrer Länge nach angeordnet sind,<br />
müssen sie chronologisch neu sortiert werden, wenn<br />
eine fortlaufende Verkündigung des Korans nachvollzogen<br />
werden soll. So beginnt das Werk mit Sure 93<br />
„al-duha – Der helle Morgen“. Die Beh<strong>and</strong>lung jeder<br />
Sure ist in einheitlicher Struktur gegliedert. Zuerst<br />
kommt der Text in transkribierter Form in lateinischer<br />
Schrift, dann die deutsche Übersetzung der Autorin.<br />
Es folgen die Abschnitte: Literaturkritik; Komposition;<br />
Strukturformel/Propor<strong>tionen</strong>; Kursorischer Vers-<br />
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