4 Dissertationen und Habilita- tionen / Dissertations and Habilitations
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REZENSIONEN BOOK REVIEW<br />
Zu nennen sind hier insbesondere die Studien von<br />
Christa Kleindienst-Cachay zu sportlicher Betätigung<br />
muslimischer Mädchen in Deutschl<strong>and</strong> (S. 92-108)<br />
<strong>und</strong> von Petra Gieb-Stößer et al. über die palästinensische<br />
Frauenfußballnationalmannschaft (S. 169-184)<br />
sowie der einleitende Beitrag von Gertrud Pfister über<br />
muslimische Frauen <strong>und</strong> Sport in der Diaspora (S.41-<br />
76).<br />
Thematisch innovativ sind die beiden Aufsätze von<br />
Eman Gaad über Frauen, Sport <strong>und</strong> Behinderung in<br />
den Vereinigten Arabischen Emiraten (S. 211-222)<br />
<strong>und</strong> von Gadila Ibrahimbegovic-Gafic, die sich mit<br />
den Effekten von Kriegserfahrungen auf das Sportverhalten<br />
von Frauen in Bosnien-Herzegowina ausein<strong>and</strong>ersetzt<br />
(S. 225-235).<br />
Erwähnenswert ist die umsichtige Gestaltung der<br />
Publikation, die eine hohe Sensibilität für die Bedürfnisse<br />
von Praktikern aufweist <strong>und</strong> die Orientierung im<br />
Buch sehr erleichtert.<br />
Jeder der auf Englisch abgedruckten Beträge wurden<br />
auch mit dem Originaltitel in der Herkunftssprache<br />
der Autorinnen überschrieben. Konsequent mit<br />
Blick auf die Zielgruppe der Publikation ist der Einfall<br />
der Herausgeberinnen, jedem Beitrag eine Zusammenfassung<br />
mit den wichtigsten Ergebnissen voranzustellen.<br />
Darüber hinaus erleichtert ein umfangreiches<br />
Stichwort-Register das gezielte Nachschlagen<br />
im Buch.<br />
Trotz der genannten Schwächen ist ein informativer<br />
Sammelb<strong>and</strong> entst<strong>and</strong>en, der sowohl für Praktiker als<br />
auch für Wissenschaftler, die sich mit Sport <strong>und</strong> Religion<br />
aus der Gender-Perspektive beschäftigen, Mehrwert<br />
bereithält.<br />
Stephanie Müssig, Mainz <strong>und</strong> Nürnberg<br />
164<br />
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Boukhars, Anouar (2011): Politics in Morocco. Executive<br />
Monarchy <strong>and</strong> Enlightened Authoritarianism.<br />
– Routledge ( Routledge Studies in Middle Eastern<br />
Politics; 23): New York, 224 S.<br />
Anouar Boukhars hat sein Gr<strong>und</strong>studium an der Ibn<br />
Tofail Universität in Kenitra (Marokko) absolviert,<br />
seinen Master an der Al-Akhawayn Universität in<br />
Ifrane (Marokko) erworben <strong>und</strong> seine Promotion an<br />
der Old Dominion University (Virginia, USA) abgelegt.<br />
Heute ist er Assistenzprofessor für Politikwissenschaften<br />
an der Wilberforce University (Ohio) <strong>und</strong><br />
leitet dort das Center for Defense <strong>and</strong> Security Policy.<br />
Er hält auch eine Gastprofessur am Brookings Doha<br />
Center, das auf Initiative des Saban Center for Middle<br />
East Policy gegründet wurde. Er ist außerdem Berater<br />
der Jane’s Intelligence Review. Boukhars hat einige<br />
referierte Artikel zu aktuellen politischen Themen der<br />
MENA-Region in verschiedenen Fachzeitschriften<br />
veröffentlicht <strong>und</strong> dabei einen Schwerpunkt auf<br />
Nordafrika gelegt. Er tritt in den Medien auf <strong>und</strong><br />
schreibt Presseartikel, darunter in Al-Jazeerah News,<br />
Jordan Times <strong>und</strong> Asia Times.<br />
Politics in Morocco ist Boukhars erstes Buch, <strong>und</strong><br />
er legt damit eine wertvolle Studie zur aktuellen politischen<br />
L<strong>and</strong>schaft in Marokko vor. Er liefert einen<br />
Überblick über die verschiedenen Akteure <strong>und</strong> ihren<br />
H<strong>and</strong>lungsspielraum, bohrt aber auch an einigen<br />
Punkten der politischen Strukturen in die Tiefe. Selbst<br />
für Kenner der Materie h<strong>and</strong>elt es sich um eine nicht<br />
zu missende H<strong>and</strong>reichung.<br />
Das Abkürzungsverzeichnis reflektiert die wichtigsten<br />
aktuellen politischen Akteure <strong>und</strong> Institu<strong>tionen</strong><br />
Marokkos. Die umfangreiche, 15 Seiten lange Bibliografie<br />
berücksichtigt neuere Veröffentlichungen zur<br />
marokkanischen Politik wie auch zum Diskussionsst<strong>and</strong><br />
von Demokratisierungs- <strong>und</strong> Transitionstheorien.<br />
Boukhars hat meistens französisch- <strong>und</strong> englischsprachige<br />
Publika<strong>tionen</strong> herangezogen, greift<br />
aber erfreulicherweise auch auf arabische zurück. Im<br />
Laufe des Textes geht er sehr sorgfältig mit Quellenangaben<br />
um.<br />
Boukhars hat eine qualitative Tiefenstudie durchgeführt<br />
(p. 13) <strong>und</strong> verfolgt an dem Fallbeispiel Marokko<br />
drei Ziele: erstens möchte er untersuchen, wie sich<br />
der Autoritarismus jenseits des Zwangs am Leben<br />
hält, zweitens versucht er, die Dynamik <strong>und</strong> Logik<br />
von politischer Herrschaft <strong>und</strong> politischer Partizipation<br />
zu erklären <strong>und</strong> drittens möchte er das weite politische<br />
<strong>und</strong> soziale Netzwerk aufzuzeigen, durch das<br />
sich König Mohamed VI an der Macht hält (p. 4). Die<br />
bestehenden Politikmechanismen, die die autoritären<br />
Strukturen in der marokkanischen Monarchie aufrechterhalten,<br />
sind bisher nur unzureichend untersucht<br />
worden (p. 3 <strong>und</strong> 13). Boukhars wirkt mit seinem Ansatz<br />
dem beständigen Diskurs der erfolgreichen Demokratisierung<br />
Marokkos entgegen <strong>und</strong> sieht das<br />
ewig bemühte Transitionsparadigma sowie die ebenfalls<br />
ewig bemühte Rolle der Zivilgesellschaft in Demokratisierungsprozessen<br />
(p. 4 <strong>und</strong> 13) als unzureichenden<br />
theoretischen Rahmen an. Die Vertreter<br />
der Transitionslehre übertragen die Logik <strong>und</strong> Dynamik<br />
der Demokratisierungsprozesse, die in Osteuropa<br />
<strong>und</strong> Lateinamerika stattgef<strong>und</strong>en haben, auf die arabische<br />
bzw. muslimische Welt. Dass es sich hierbei eigentlich<br />
um einen Denkfehler h<strong>and</strong>elt, deutet sich in<br />
Boukhars Einleitung an.<br />
Terminologisch sind autoritäre Regime, die sich<br />
schrittweise öffnen, als „hybride Regime“ oder „liberalisierte<br />
Autokratien“ (p. 5) richtig bezeichnet. Der<br />
Prozess, der dahinter steht, ist als „W<strong>and</strong>el von rigidem<br />
Autoritarismus zu staatlich gemanagter Liberalisierung“<br />
zutreffend beschrieben (p. 20). Die Durchführung<br />
freier Wahlen ist für den politischen Prozess<br />
von nur geringer Bedeutung, da die gewählten Institu<strong>tionen</strong><br />
an sich machtlos sind (p. 2). Sektoren der Gesellschaft,<br />
die sich als Opposition formieren könnten<br />
– z.B. Geschäftsleute, die bürgerliche Mittelklasse, –<br />
agieren eher als Alliierte autoritärer Regime. Die eigentlichen<br />
oppositionellen Gruppierungen wie Parteien,<br />
zivilgesellschaftliche Organisa<strong>tionen</strong> <strong>und</strong> Gewerkschaften<br />
stärken das bestehende Regime, indem sie<br />
ihm helfen Dissens zu kanalisieren (p. 3).<br />
Boukhars organisiert seinen Text anh<strong>and</strong> der drei<br />
Kräftefelder Monarchie, säkulare Akteure <strong>und</strong> islamistische<br />
Gruppierungen (p. 14), die in sechs Kapiteln<br />
abgeh<strong>and</strong>elt werden.