4 Dissertationen und Habilita- tionen / Dissertations and Habilitations
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MEDIENSPIEGEL MEDIA REVIEW<br />
Insel Malta. Der Zeitrahmen liegt zwischen dem 15.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert (Eroberung Konstantinopels, Beginn der<br />
Reconquista <strong>und</strong> Entdeckung Amerikas) <strong>und</strong> dem 19.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert vor Gründung der Nationalstaaten. „Menschen<br />
aus aller Welt <strong>und</strong> unterschiedlichsten Kulturkreisen<br />
begegnen uns in den Quellen dieser H<strong>and</strong>els-<br />
<strong>und</strong> Kommunikationszentren… ihre Lebensweise,<br />
Lebenswege, Lebensmöglichkeiten <strong>und</strong> Denkmuster“.<br />
Die „vergleichend ausgelegten Lokalstudien“ berücksichtigen<br />
Mobilität, Kommunikation, Kulturtransfer<br />
<strong>und</strong> Austausch der verschiedenen ethnischen, religiösen<br />
<strong>und</strong> sozialen Gruppen, wobei Minderheiten in der<br />
Diaspora viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Zum<br />
Gesamtbild tragen Händlerbiographien, Aufzeichnungen<br />
über Pestausbrüche, Reiseberichte, Erfolgs- <strong>und</strong><br />
Niedergangsgeschichten von Menschen <strong>und</strong> Orten bei.<br />
Das Buch ist sehr interessant <strong>und</strong> auch für Nichtexperten<br />
gut zu lesen. – In der betrachteten Region gab es<br />
natürlich auch viele Kontakte zum südlichen Mittelmeer.<br />
Das wird auch oft erwähnt, die Autorin verweist<br />
für einen größeren Überblick aber auf die Arbeit von<br />
Salvatore Bono, „Piraten <strong>und</strong> Korsaren im Mittelmeer“.<br />
Jean Genet, der herrliche Lügner. Von Tahar Ben<br />
Jelloun. Aus dem Französischen von Christiane Kayser.<br />
Merlin Verlag, Gifkendorf 2011. 158 Seiten mit<br />
einigen schwarzweißen Abbildungen.<br />
1974 lernen sie sich in Paris kennen, Jean Genet<br />
(1910 – 1986), der berühmte Verfasser des „Tagebuch<br />
des Diebes“ <strong>und</strong> der damals 30-jährige marokkanische<br />
Schriftsteller Tahar Ben Jelloun, der schon seinen<br />
Roman „Harrouda“ veröffentlicht <strong>und</strong> als Psychologe<br />
über das Elend der maghrebinischen Arbeiter in<br />
Frankreich gearbeitet hatte. Ben Jelloun zeichnet eine<br />
lange Fre<strong>und</strong>schaft nach, die fast bis zum Tod Genets<br />
dauerte. Dabei kommt die literarische Bedeutung<br />
Genets nur am R<strong>and</strong>e zur Sprache. Ben Jelloun versucht<br />
vielmehr, den Menschen Genet zu zeigen, mit<br />
seinem widersprüchlichen, oft rätselhaften Charakter,<br />
seinem verklausulierten Humor <strong>und</strong> seinem Hang zum<br />
Verrat. Er schreibt liebevoll <strong>und</strong> einfühlsam, er rückt<br />
manches zurecht. Ben Jelloun <strong>und</strong> Genet treffen sich<br />
in Frankreich <strong>und</strong> Marokko, dort vor allem in Tanger.<br />
Der Leser erfährt manches, vielleicht sogar Neues,<br />
über <strong>and</strong>ere marokkanische Schriftsteller, zum Beispiel<br />
über die Beziehung Genets zu Mohammed<br />
Choukry <strong>und</strong> die Entstehungsgeschichte dessen Romans<br />
„Das nackte Brot“. Als Ben Jelloun <strong>und</strong> Genet<br />
sich kennen lernten, war das literarische Schaffen<br />
Genets schon fast zum Erliegen gekommen. Er engagierte<br />
sich vehement für die revolutionären Bewegungen<br />
der Black Panthers <strong>und</strong> der Palästinenser <strong>und</strong><br />
spannte Ben Jelloun für Interviews, Drehbücher, Presseartikel<br />
usw. ein. Genet sagt zum Beispiel: „Ich werde<br />
ein Gespräch mit dir führen <strong>und</strong> du wirst versuchen,<br />
es in Le Monde zu veröffentlichen“. Am Ende<br />
zieht Ben Jelloun ein Fazit: “Unsere anspruchsvolle,<br />
zeitweilige, nahe <strong>und</strong> zugleich manchmal inexistente<br />
Fre<strong>und</strong>schaft, die uns manchmal zu Komplizen mach-<br />
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te <strong>und</strong> dann wieder vonein<strong>and</strong>er entfernte, diese gewollte<br />
Einbahnstraße, eine warme, aber <strong>und</strong>emonstrative,<br />
punktuelle <strong>und</strong> tiefgehende Bindung… Ich glaube,<br />
ich war ein Lehrling für ihn im Rahmen einer<br />
Fre<strong>und</strong>schaft, die ihren Namen nicht nannte.“ Wer<br />
Genet schätzt, sollte das Buch auf jeden Fall lesen.<br />
Im Haus der Weisheit. Die arabischen Wissenschaften<br />
als F<strong>und</strong>ament unserer Kultur. Von Jim<br />
Al-Khalili. Aus dem Englischen von Sebastian Vogel.<br />
S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2011. 443 Seiten<br />
mit einigen Abbildungen.<br />
„Wie viele wissenschaftliche Erkenntnisse besaßen die<br />
Araber tatsächlich? Wie wichtig waren die Beiträge<br />
von persischer Kultur, griechischer Philosophie <strong>und</strong><br />
indischer Mathematik? Wie <strong>und</strong> warum erlebte die<br />
wissenschaftliche Gelehrsamkeit unter der Schirmherrschaft<br />
mancher Herrscher eine Blütezeit? Und,<br />
vielleicht am interessantesten: Warum <strong>und</strong> wann ging<br />
dieses Goldene Zeitalter zu Ende?“ Das sind die<br />
Hauptfragen, die sich der englische Autor mit irakischen<br />
Wurzeln in diesem Buch stellt. Wie er im Vorwort<br />
schreibt, basiert das populärwissenschaftliche<br />
Werk auf einer Fernsehserie, die der Autor für die<br />
BBC produzierte, <strong>und</strong> für die er zahlreiche Reisen<br />
unternahm. Das „Haus der Weisheit“ (bayt al-hikma)<br />
wird dem Kalifen Al-Ma’amun zugeschrieben. Das<br />
Haus lässt sich nicht mehr verorten, deshalb gilt ganz<br />
Bagdad im 9. Jahrh<strong>und</strong>ert als „bayt al-hikma“. Der<br />
Autor beh<strong>and</strong>elt 700 Jahre arabische Wissenschaften.<br />
Er geht nach einzelnen Disziplinen <strong>und</strong> Regionen vor,<br />
um am Schluss einen Blick auf das Thema „Wissenschaft<br />
<strong>und</strong> Islam heute“ zu werfen. Das Buch ist unterhaltsam<br />
geschrieben <strong>und</strong> vom Autor immer wieder<br />
durch persönliche Erlebnisse auflockert.<br />
Mohammed. So spricht der Prophet. Suren aus<br />
dem Koran in der Übersetzung von Friedrich