4 Dissertationen und Habilita- tionen / Dissertations and Habilitations
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MEDIENSPIEGEL MEDIA REVIEW<br />
1906 (es ging auch um die Beteiligung Deutschl<strong>and</strong>s<br />
am kolonialen Kuchen). Der Autor, über den Näheres<br />
nicht zu erfahren ist – außer dass er mehrere Schriften<br />
über Nordafrika verfasst hat – reist in die damals<br />
unbekannten Gebiete Marokkos im Norden <strong>und</strong> Osten.<br />
Besonders hat es ihm die lange „Grenze zu Frankreich“<br />
angetan, damit meint er das koloniale Algerien.<br />
Sein Stil ist trocken, seine Informa<strong>tionen</strong> bestehen aus<br />
Aufzählungen von L<strong>and</strong>schaftsmerkmalen, Straßenverhältnissen,<br />
Orten, Volksstämmen usw. Sie sind für<br />
den heutigen Leser nicht allzu interessant.<br />
Schätze der Menschheit: Zerstört, geraubt, verschollen.<br />
Von Dirk Husemann. Konrad Theiss Verlag,<br />
Stuttgart 2011. 191 Seiten.<br />
Der Autor ist den ganz unterschiedlichen Geschichten<br />
von 15 verlorengegangenen Kunstschätzen nachgegangen.<br />
Sie sind in Kriegswirren abh<strong>and</strong>en gekommen,<br />
wie das berühmte Bernsteinzimmer, sie wurden<br />
aus Habgier eingeschmolzen, wie die Goldhörner von<br />
Gallehus oder antike griechische Bronzen. Sie wurden<br />
überbaut oder verschüttet, fielen Erdbeben oder Änderungen<br />
des Meeresküstenverlaufs zum Opfer, sie sind<br />
zerfallen oder zeitweise vergessen worden. Die 17<br />
Beispiele, die der Autor ausgewählt hat, stammen aus<br />
verschiedenen Weltgegenden. Einleitend schreibt er<br />
über Plünderungen im Ägyptischen Museum in Kairo<br />
während der Massendemonstra<strong>tionen</strong> auf dem Tahrir-<br />
Platz. Aus dem Orient führt er ferner an: Das Wissen<br />
der Antike, das in der Bibliothek von Alex<strong>and</strong>ria<br />
versammelt war, das Geheimnis um das Grab Alex<strong>and</strong>er<br />
des Großen, verschollene Mumien aus ägyptischen<br />
Gräbern <strong>und</strong> die Menora aus dem Tempel von Jerusalem.<br />
Der Autor, Historiker <strong>und</strong> Wissenschaftsjournalist,<br />
hat ein fachk<strong>und</strong>iges <strong>und</strong> unterhaltsames Buch<br />
geschrieben, das moderne Methoden der Archäologie<br />
anschaulich vermittelt.<br />
Maroc. Von Ernst Steiner. Edition Panorama,<br />
Mannheim 2011. 90 Seiten mit zahlreichen Farbfotos.<br />
Der neue Marokko-Bildb<strong>and</strong> hat ein außergewöhnliches<br />
Format: es erinnert an einen zu groß geratenen<br />
Tischkalender. Der einleitende Text (von Iris<br />
Lemanczik, auf deutsch, französisch <strong>und</strong> englisch)<br />
<strong>und</strong> die eindrucksvollen Fotos von Ernst Steiner erscheinen<br />
im sehr breiten Querformat. Von Marrakesch<br />
geht es nach Essaouira, Tafraout, ins Tal der Ammeln,<br />
zu verschiedenen Kasbahs, ins Draa-Tal <strong>und</strong> in die<br />
Todra-Schlcht, dann nach Fes, Volubilis, Meknes,<br />
Ouazazate, Chefchaouen, Tétouan, Tanger, Asilah,<br />
Salé, Casablanca <strong>und</strong> Safi. Zwischendrin stehen L<strong>and</strong>schaftsbilder.<br />
Die Lage des Ortes ist jeweils in einer<br />
Karte angegeben.<br />
Angelo Soliman. Ein Afrikaner in Wien. Katalog<br />
zur gleichnamigen Ausstellung. Herausgegeben von<br />
Philipp Blom <strong>und</strong> Wolfgang Kos. Verlag Br<strong>and</strong>stätter,<br />
Wien 2011. 256 Seiten mit vielen meist farbigen<br />
Abbildungen.<br />
Das Leben von Angelo Soliman ist so außergewöhnlich<br />
<strong>und</strong> bewegend, dass ihm jetzt das Wien Museum<br />
eine große Ausstellung widmet. Und er ist der erste<br />
von außerhalb Europas nach Wien gekommene Migrant,<br />
über den es zahlreiche Dokumente gibt. Er wurde<br />
als Mmadi Make um 1721 in Afrika, wahrscheinlich<br />
im Gebiet des heutigen Niger, geboren. Von arabischen<br />
Sklavenhändlern eingefangen, verkauften ihn<br />
diese vom Maghreb aus als Kind nach Sizilien. Dann<br />
verschenkte ihn die sizilianische Besitzerfamilie an<br />
den Fürsten Lobkowitz <strong>und</strong> er kam nach Böhmen.<br />
Von dort aus gelangte er nach Wien zum Fürsten<br />
Liechtenstein <strong>und</strong> lebte als Kammerdiener <strong>und</strong> sogenannter<br />
Hofmohr. Später kam er frei, konnte gesellschaftlich<br />
aufsteigen, heiratete, wurde Freimaurer <strong>und</strong><br />
verkehrte mit hochgestellten Persönlichkeiten, unter<br />
<strong>and</strong>erem mit Mozart. Nach seinem Tod 1796 wurde er<br />
ausgestopft <strong>und</strong> in der Hofburg ausgestellt, wo seine<br />
Überreste später verbrannten. Der sehr schön gestaltete<br />
Ausstellungskatalog informiert nicht nur über die<br />
Exponate, sondern auch über Sklaverei <strong>und</strong> Sklavenh<strong>and</strong>el<br />
zur damaligen Zeit, über Schwarzafrikaner in<br />
der zeitgenössischen Gesellschaft <strong>und</strong> im dekorativen<br />
Kunstgewerbe, über Freimaurer, menschliche Präparate<br />
sowie Projek<strong>tionen</strong> der Nachwelt in der Literatur.<br />
Schließlich wird ein Blick auf das Leben von Afrikanern<br />
in Österreich geworfen. Das Kapitel über „Sklaven<br />
in der mediterranen Welt“ wurde von Professor<br />
Salvatore Bono aus Perugia verfasst, der einigen unserer<br />
Mitglieder von seinem Vortrag „Piraten <strong>und</strong> Korsaren<br />
im Mittelmeer“ her bekannt sein dürfte..<br />
4. Belletristik<br />
Sohn ihres Vaters. Roman von Tahar Ben Jelloun.<br />
Aus dem Französischen von Christine Kayser. Berliner<br />
Taschenbuch Verlag, Berlin 2011. 191 Seiten.<br />
Noch bevor der Begriff „Gender“ bei uns gebräuchlich<br />
war, hat sich der marokkanische Schriftsteller<br />
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