4 Dissertationen und Habilita- tionen / Dissertations and Habilitations
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REZENSIONEN BOOK REVIEW<br />
Verlag. (Eine Anmerkung sei gestattet: wiewohl Autor<br />
<strong>und</strong> Unterstützer des Werks die Nationalität der<br />
Schweiz besitzen, ist es doch in Deutschl<strong>and</strong> erschienen<br />
<strong>und</strong> man fragt sich, weshalb Harrassowitz nicht<br />
die geltende deutsche Rechtschreibung vorzog). Die<br />
Studie ist alles in allem eine Hommage an die w<strong>und</strong>erbaren<br />
Literaturen des Maghreb!<br />
Helga Walter-Joswig, Sommerach<br />
170<br />
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El-Gawhary, Karim (2011): Tagebuch der arabischen<br />
Revolution. - Kremayr & Scheriau-Verlag:<br />
Wien, 237 S.<br />
Karim El-Gawhary dürfte „das Gesicht des arabischen<br />
Frühlings“ in Österreich sein. Der ORF-Korrespondent<br />
mit Sitz in Kairo arbeitet auch als Journalist für<br />
die taz <strong>und</strong> <strong>and</strong>ere Medien. Er war sowohl in Tunis<br />
als auch in Ägypten <strong>und</strong> im libyschen Bengasi vor<br />
Ort, von wo aus er seine Eindrücke über verschiedene<br />
Medien schilderte. Sein Buch ist eine Zusammenstellung<br />
seiner diversen Mitteilungen im Printformat wie<br />
auch auf Twitter <strong>und</strong> Facebook sowie einigen zusammenfassenden<br />
Ergänzungen <strong>und</strong> einem Ausblick<br />
am Schluss, wo er versucht ein paar Eckpunkte für die<br />
weitere Entwicklung der arabischen Revolu<strong>tionen</strong> abzustecken.<br />
Durch die Mischung der verschiedenen<br />
Beitragsformen kommt es zwar am Anfang zu einigen<br />
Red<strong>und</strong>anzen, was die Lektüre aber keineswegs<br />
langweilig macht. Im Gegenteil, El-Gawhary nimmt<br />
seine Leserschaft noch einmal mit an die relevanten<br />
Orte <strong>und</strong> schildert viele Einzelbeobachtungen, die von<br />
einem Ton der Anerkennung getragen sind. Der Autor<br />
ist in Deutschl<strong>and</strong> aufgewachsen <strong>und</strong> lebt seit fast 20<br />
Jahren in Ägypten – quasi der umgekehrte Werdegang<br />
wie Hamed Abdel-Samad, der kürzlich seine Interpretation<br />
der arabischen Revolution in Buchform vorstellte<br />
<strong>und</strong> der in den 1990er Jahren nach Deutschl<strong>and</strong><br />
kam.<br />
El-Gawhary beschreibt vor allem das, was sich vor<br />
seinen Augen abspielt bzw. was ihm via Telefon <strong>und</strong><br />
<strong>and</strong>eren Medien zugetragen wird. Dies verschafft ihm<br />
einerseits direkte Einblicke, durch seine Berichterstattertätigkeit<br />
wird ihm aber gleichzeitig die Notwendig-<br />
keit abverlangt, in die Beobachterposition zu schlüpfen<br />
<strong>und</strong> das Erfahrene einzuordnen. Dadurch erhält<br />
man einen guten Überblick über die Ereignisse <strong>und</strong><br />
Stimmungen, wobei er sich nicht nur auf die direkt<br />
besuchten Gebiete beschränkt, sondern auch über die<br />
völlig <strong>and</strong>eren Bedingungen etwa im Jemen informiert.<br />
Dass die Situation in Tunesien wahrlich eine<br />
ganz <strong>and</strong>ere war <strong>und</strong> ist als in Bengasi, kann man sich<br />
vorstellen, aber auch das vor-Ort-sein in Libyen kann<br />
außer ein paar beeindruckenden Statements von hoffnungsvollen<br />
Libyern <strong>und</strong> dem Nachspüren der Gefahren<br />
der Eskalation <strong>und</strong> Bombardierung nicht die Zusammenhänge<br />
vermitteln, die die libysche Entwicklung<br />
erklären könnten. Etwas kriegsgefällig kommt<br />
seine Einschätzung der Lage in Form von Fragen daher,<br />
die mehr implizieren als erklären.<br />
Obwohl der Keim der Revolution von Tunesien <strong>und</strong><br />
der Selbstverbrennung des diplomierten Gemüsehändlers<br />
Bouazizi ausging, ist das Zentrum der medialen<br />
Aufmerksamkeit <strong>und</strong> auch der weiteren Entwicklung<br />
sicher der Tahrir-Platz in Kairo. Korrespondent El-<br />
Gawhary beschreibt, wie sich jeder einzelne mit seinen<br />
eigenen Fähigkeiten hier einbringen konnte, etwa<br />
der Beduinenjunge, der den <strong>and</strong>eren Demonstranten<br />
erklärte, wie man rennende Kamele <strong>und</strong> Pferde zu<br />
Fall bringen kann. Nach den vielen <strong>und</strong> sehr diversen<br />
Schilderungen wagt der Autor im letzten Kapitel einen<br />
„Blick in die arabische Kristallkugel“. Während<br />
er die zu erwartenden Probleme aufzeigt, die er vor allem<br />
im Establishment sieht, scheint doch immer wieder<br />
Hoffnungsvolles, ja Großartiges durch, wie etwa<br />
die Umsetzung des neuen Geistes von Mitbestimmung<br />
<strong>und</strong> Verantwortung in Betrieben <strong>und</strong> Universitäten.<br />
So schildert er zwei Begebenheiten, die auf das<br />
Gr<strong>und</strong>verständnis von Demokratie bei der Bevölkerung<br />
Ägyptens hindeuten: Zum einen wird eine Universitätsleitung<br />
abgesetzt <strong>und</strong> eine neue frei gewählt,<br />
wodurch zum ersten Mal eine Frau – eine Professorin<br />
<strong>und</strong> Aktivistin der Demokratiebewegung in einem –<br />
eine Universitätsleitung übernimmt. Vergleichbares<br />
geschieht in einem Betrieb.<br />
Ohne in Euphorie zu verfallen, nimmt der Autor<br />
dieser empfehlenswerten Lektüre seine Leserschaft<br />
mit in eine Art Aufbruchsstimmung, die das Potential<br />
vermittelt, das in den Bewegungen steckt. Nicht zuletzt<br />
wird es von den Partnern im sog. Westen abhängen,<br />
deren (mediale) Aufmerksamkeit leider schon<br />
wieder nachgelassen hat, <strong>und</strong> von den internationalen<br />
Wirtschaftsverflechtungen, ob die Entwicklung letztendlich<br />
eine positive sein wird. Denn reaktionäre<br />
Kräfte sind am Werke <strong>und</strong> in ihrem Vernichtungspotential<br />
ebenfalls nicht zu unterschätzen.<br />
Sabine Schiffer, Erlangen<br />
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Gorzewski, Andreas (2010): Das Alevitentum in<br />
seinen divergierenden Verhältnisbestimmungen<br />
zum Islam. – EB-Verlag: Berlin, Bonner Islamstudien,<br />
Bd. 17., 331 S.