4 Dissertationen und Habilita- tionen / Dissertations and Habilitations
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REZENSIONEN BOOK REVIEW<br />
ist, die es nennenswert nicht gibt. Auch ist es ein großer<br />
Zeitraum in großen räumlichen Entfernungen, die<br />
wirtschaftlich mit einem Satz abgeh<strong>and</strong>elt werden,<br />
dass der Eindruck entsteht, dass es sich der Autor<br />
womöglich mit der Geschichtsschreibung etwas zu<br />
einfach macht.<br />
Er führt aus, dass es im Jahre 1000 <strong>und</strong> 1500 ein<br />
Bankensystem gab, das große Städte wie Kairo, Bagdad,<br />
Buchara, Samark<strong>and</strong>, Täbris, Isfahan, Hamadan,<br />
Nischapur <strong>und</strong> Kerman mitein<strong>and</strong>er verb<strong>and</strong> (vgl. S.<br />
33). Wie dieses „Bankensystem“ ausgesehen haben<br />
soll, bleibt offen.<br />
Dass dann zum Schluss „der Westen“ Schuld an der<br />
Situation „des Irans“ trägt, ist dann eine logisch abgeleitete<br />
Feststellung aus seinen bisherigen Ausführungen.<br />
Der Iran ist aus seiner Sicht ganz <strong>and</strong>ers als das,<br />
was bislang beispielweise auch in Medien <strong>und</strong> weiteren<br />
Analysen „aus dem Westen“ dargestellt wird, da<br />
hinter den Kulissen ein freiheitlicher Ausdruck innerhalb<br />
der Bevölkerung zu beobachten ist, dem er in<br />
seinem Werk Raum geben möchte.<br />
Das Werk würde prof<strong>und</strong>er <strong>und</strong> populär-wissenschaftlich<br />
erfolgreicher, wenn Jafari zu den historischen<br />
Fakten eine Erklärung der Ereignisse hinsichtlich<br />
Ursache, Wirkung <strong>und</strong> Folge liefern würde. So<br />
jedoch erweckt die Überschrift den Eindruck, als ob<br />
diese hätte lauten sollen, dass der Iran aus mehr besteht,<br />
denn dem Islam, wobei die Nachweise aktuell<br />
nicht geliefert werden können.<br />
Askim Müller-Bozkurt, Kerpen<br />
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Jones, Clive, Sergio Catignani (2010): Israel <strong>and</strong><br />
Hizbollah. An Assymetric Conflict in Historical<br />
<strong>and</strong> Comparative Perspective. – Routledge, Middle<br />
Eastern Military Studies: London, New York, 202 p.<br />
Mit diesem nunmehr siebten Beitrag des Interdisciplinary<br />
Center Herzliya wendet sich die Reihe<br />
dem militärischen Dauerkonflikt zwischen dem Staat<br />
Israel <strong>und</strong> der Schiiten-Miliz Hizbollah zu, der sich in<br />
der Vergangenheit in mehreren Kriegen <strong>und</strong> kleineren<br />
Scharmützeln entlud <strong>und</strong> derzeit auf politischer Ebene<br />
sowie in Mittlergesprächen unter Einbeziehung im<br />
Wesentlichen iranischer, syrischer <strong>und</strong> amerikanischer<br />
Posi<strong>tionen</strong> seine Fortsetzung zu finden droht.<br />
Zuletzt – damit beginnt <strong>und</strong> endet der B<strong>and</strong> – hatte<br />
der 34-tägige „Raketen-Krieg“ (harb tammuz) während<br />
der Sommeroffensive der IDF 2006 gegen weite<br />
Teile des Libanon international wie auch in Israel<br />
(Winograd-Kommission) zu einer bis heute <strong>and</strong>auernden<br />
Kontroverse <strong>und</strong> Kritik v.a. an der israelischen<br />
Kriegsführung geführt, welche ihre Fortsetzung<br />
2008/09 während des israelischen Angriffs auf Hamas-Ziele<br />
im Gazastreifen f<strong>and</strong> (Operation Cast<br />
Lead).<br />
Gestützt auf neuere Dokumente sowie öffentliche<br />
Statements der Hizbollah-Führung <strong>und</strong> ihres spirituellen<br />
Führers Sheikh Hassan Nasrallah, zeichnen die<br />
Autoren ein Szenario, in dem die Schiiten-Miliz beinahe<br />
ein Jahr vor Ausbruch des zweiten Libanon-<br />
Krieges Vorbereitungen für die Entführung israeli-<br />
scher Soldaten trifft. Eine solche Operation f<strong>and</strong> am<br />
12. Juli 2006 dann tatsächlich statt <strong>und</strong> löste, wie von<br />
Hizbollah beabsichtigt, unverhältnismäßige militärische<br />
Vergeltungsschläge Israels aus. Spätestens hier<br />
wirken jedoch zahlreiche Faktoren zusammen, die<br />
letztendlich in der Diskussion um die asymmetrische<br />
Kriegsführung <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene Probleme wie<br />
etwa der Definition klarer Kriegsziele von Seiten der<br />
israelischen Führung zusammenlaufen.<br />
Die Beiträge arbeiten detailliert die historischen Beziehungen<br />
zwischen dem jungen Staat Israel <strong>und</strong><br />
nicht-muslimischen <strong>und</strong> nicht-arabischen Minderheiten<br />
in der Region aus. Libanons christlich-maronitische<br />
Gruppen <strong>und</strong> die jahrzehntelangen Bemühungen<br />
Jerusalems, durch die Instrumentalisierung dieser<br />
Gruppen Einfluss auf das regionale Kräftegleichgewicht<br />
zu erlangen, stehen dabei im Zentrum eines eigenen<br />
Beitrages (Kapitel 2).<br />
Um die Ereignisse von Operation Litani (1978) <strong>und</strong><br />
Operation Peace for Galilee (1982) skizziert Asher<br />
Kaufman die Strategie Israels, sowohl auf eine existentielle<br />
Bedrohung zu reagieren <strong>und</strong> die vom Libanon<br />
aus operierende PLO auszuschalten als auch<br />
durch ein pro-aktives Engagement in der libanesischen<br />
Arena <strong>und</strong> eine Stärkung der christlichen Parteien<br />
langfristige geopolitische Vorteile <strong>und</strong> eine Befriedung<br />
seiner Nordgrenze sicherzustellen (Kapitel<br />
3). Dass dieser Ansatz, welcher langfristig die für Israel<br />
so wichtige „strategische Tiefe“ herstellen sollte,<br />
dabei aber unter <strong>and</strong>erem den Aufstieg von Hizbollah<br />
beschleunigte <strong>und</strong> für eine Radikalisierung der Partei,<br />
besonders jedoch ihres militärischen Flügels (al-<br />
Muqawama al-Islamiyya) sorgte, wird von Hussain<br />
Sirriyeh in einem eigenen Beitrag untersucht.<br />
Die nicht zuletzt internationale Wirkkraft der ersten<br />
Hizbollah-Opera<strong>tionen</strong> wird anh<strong>and</strong> der verheerenden<br />
Anschläge auf das US-Hauptquar-tier in Beirut 1983<br />
verdeutlicht, die Einbeziehung pan-islamischer Ideologie<br />
<strong>und</strong> sozio-politischer Aktivitäten im Libanon<br />
sowie die Diskussion der Rolle führender proiranischer<br />
Autoritäten gerade in den ersten Jahren gerät<br />
in Kapitel 4 etwas kurz.<br />
Überzeugender wirkt dagegen die chronologische<br />
Darstellung des Konfliktes bis zum unilateralen Abzug<br />
der israelischen Militärpräsenz aus dem Südlibanon<br />
(Kapitel 5-7). Hizbollah, die im Libanon <strong>und</strong> in<br />
der arabischen Welt sowohl auf sunnitischer als auch<br />
christlicher Seite für diesen selbst proklamierten<br />
„Sieg über Israel“ Anerkennung erhielt, steht spätestens<br />
im Jahr 2000 am vorläufigen Ende eines Transformationsprozesses,<br />
in dessen Verlauf die ursprünglich<br />
stark religiös geprägte Identität zunehmend in einer<br />
national-libanesischen Identität aufzugehen<br />
scheint. Von der Terror-Organisation zur gestaltenden<br />
Kraft libanesischer Proporz-Politik, ist es dennoch der<br />
militärische Flügel der Hizbollah (ca. 8.000-12.000<br />
Mann), der erfolgreich Widerst<strong>and</strong> gegen counter-<br />
Strategien der IDF leistet. Laut Catignanis Analyse<br />
sind es primär diese Ansätze, welche im Kampf gegen<br />
die PLO noch Erfolge gezeitigt hatten, jedoch bei der<br />
Bekämpfung einer sozialen Bewegung, deren Legitimität<br />
sich maßgeblich aus einer bedingungslosen<br />
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