4 Dissertationen und Habilita- tionen / Dissertations and Habilitations
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MEDIENSPIEGEL MEDIA REVIEW<br />
Der Herausgeber dieses B<strong>and</strong>es, der Schweizer Journalist<br />
<strong>und</strong> Kulturschaffende Rol<strong>and</strong> Merk, hat tunesische,<br />
ägyptische <strong>und</strong> weitere Künstler eingeladen,<br />
revolutionsbegleitende literarische Texte beizusteuern.<br />
Aus Tunesien wurden drei Gedichte <strong>und</strong> drei Prosatexte<br />
geliefert, alle sehr gefühlsbetont. Ebenso emotional<br />
sind ein Gedicht <strong>und</strong> vier Prosatexte aus Ägypten,<br />
darunter einer von der bekannten Schriftstellerin<br />
Salwa Bakr. Ein Beitrag kommt aus Algerien, einer<br />
von einem in Syrien lebenden Palästinenser, einer aus<br />
Israel <strong>und</strong> zwei aus der Schweiz.<br />
Synesios von Kyrene: Polis – Fre<strong>und</strong>schaft – Jenseitsstrafen.<br />
Herausgegeben von Rainer Hirsch-<br />
Luipold et. al. Verlag Mohr Siebeck, Tübingen 2010.<br />
243 Seiten.<br />
Die Schriftsteller der Spätantike rücken immer mehr<br />
in die Aufmerksamkeit der Forschung, besonders der<br />
Forscherverb<strong>und</strong> „Sapere“ hat es sich zur Aufgabe<br />
gemacht, solche Schriften zu erschließen. In dieser<br />
Studie geht es um einen Mann, der von ca. 370 bis<br />
413 n. Chr. im griechisch geprägten libyschen Kyrene<br />
lebte. Synesios war Philosoph <strong>und</strong> Schriftsteller,<br />
Feldherr <strong>und</strong> Bischof. Neben einigen kleineren Schriften<br />
sind vor allem seine Briefe der Nachwelt erhalten<br />
geblieben. Für diese Veröffentlichung wurden neun<br />
Briefe ausgewählt, die in Griechisch <strong>und</strong> deutscher<br />
Übersetzung abgedruckt sind. Die Briefe selbst nehmen<br />
nur 20 Seiten ein, der übrige Text besteht aus<br />
einer Einführung <strong>und</strong> sechs Essays zu verschiedenen<br />
Aspekten des Werkes (Fre<strong>und</strong>schaft, Philosophie,<br />
Religion, Historie). Anh<strong>and</strong> der Briefe geben mehrere<br />
Autoren einen Einblick in die sozialen, politischen<br />
<strong>und</strong> religiös-intellektuellen Verhältnisse. Synesios gilt<br />
als schillernde Persönlichkeit, der in seinen Schriften<br />
Ernst <strong>und</strong> Heiterkeit mitein<strong>and</strong>er verb<strong>and</strong>: „So fürchte<br />
dich nicht vor den Feinden <strong>und</strong>, zusammen mit ihnen,<br />
vor den Richtern – es sei denn, dass sie käuflich sind.<br />
Und auch, wenn sie käuflich sind, du aber nicht der<br />
Meistbietende bist, musst du ebenso auf der Hut sein.<br />
Denn sie kämpfen für die Gesetze – wenn sie dazu<br />
noch Geldgeber finden“.<br />
Kirchenkampf <strong>und</strong> Verfolgung unter den V<strong>and</strong>alen<br />
in Africa. Von Victor von Vita. Herausgegeben<br />
<strong>und</strong> übersetzt von Konrad Vössing. Wissenschaftliche<br />
Buchgesellschaft (WBG), Darmstadt 2011.<br />
Victor von Vita war ein römisch-katholischer Bischof,<br />
der im 5. Jahrh<strong>und</strong>ert n. Chr. in Nordafrika, wahrscheinlich<br />
in Karthago lebte. Seine Schrift „Historia<br />
persecutionis africanae provinciae temporum Geiserici<br />
et Hunerici regum W<strong>and</strong>alorum“ ist eine wichtige<br />
Quelle für die Kenntnis des V<strong>and</strong>alenreiches, das in<br />
Nordafrika von 429 bis 534 n. Chr. existierte. Die<br />
V<strong>and</strong>alen waren Arianer, eine christliche Religion, die<br />
die Dreifaltigkeitslehre strikt ablehnte. Sie bekämpften<br />
die Katholiken, <strong>und</strong> davon h<strong>and</strong>elt Victors Schrift.<br />
„Das Gewalt- <strong>und</strong> Verfolgungspotenzial dieses Konfliktes<br />
wird in helles, ja grelles Licht gerückt“,<br />
schreibt der Bonner Geschichtsprofessor in seiner<br />
Einleitung, in der das Werk kritisch interpretiert wird.<br />
Victor berichtet in drastischer Sprache von Plünderungen<br />
<strong>und</strong> Schikanen, von Züchtigungen <strong>und</strong> Folterungen,<br />
von Verstümmelungen <strong>und</strong> Hinrichtungen,<br />
unter denen auch V<strong>and</strong>alen zu leiden hatten. Das Buch<br />
bietet auch wertvolle Einsichten in das Mitein<strong>and</strong>er<br />
von V<strong>and</strong>alen <strong>und</strong> Provinzrömern. Es ist zweisprachig<br />
lateinisch – deutsch.<br />
Orientalische Sinnlichkeit <strong>und</strong> ornamentale Abstraktion.<br />
Flaubert <strong>und</strong> die Dichter um 1900. Von<br />
Anna Fichert. Tectum Verlag, Marburg 2010. 125<br />
Seiten.<br />
Welche orientalischen Stereotype finden sich in der<br />
Belletristik der Jahrh<strong>und</strong>ertwende von 1900? Diese<br />
Frage beantwortet die Autorin dieser Publikation,<br />
wohl eine Magisterarbeit an der Universität Bremen,<br />
anh<strong>and</strong> von drei literarischen Werken: Gustave Flauberts<br />
Roman „Salammbô“, Hugo von Hoffmansthals<br />
„Das Märchen der 672. Nacht“ <strong>und</strong> Else Lasker-<br />
Schülers Erzählb<strong>and</strong> „Die Nächte des Tino von Bagdad“.<br />
Sie legt zunächst dar, wie sich ornamentale<br />
Strukturen – Arabeske <strong>und</strong> Groteske – von der bildenden<br />
Kunst (Jugendstil) auf die Literatur übertragen.<br />
Dabei beruft sie sich unter <strong>and</strong>erem auf Friedrich<br />
Wilhelm Schlegel <strong>und</strong> Theodor W. Adorno. In Salammbô<br />
(der Roman spielt in Karthago nach dem Ersten<br />
Punischen Krieg), so die Autorin, werden die orientalischen<br />
Stereotype unterw<strong>and</strong>ert <strong>und</strong> ironisiert. „Die<br />
Gleichwertigkeit der Teile, die Überfülle an Details<br />
<strong>und</strong> die Erschaffung phantastischer Themen <strong>und</strong><br />
Räume sind Kennzeichnung des Ornamentalen im<br />
Roman.“ Bei Hoffmannsthal wird das Orientalische<br />
durch die Motivwiederholungen sowie die Beschreibung<br />
von Rauschzuständen, Prunkhaftigkeit, eine<br />
exotische Pflanzenwelt <strong>und</strong> labyrinthische Städte<br />
dargestellt. Bei Else Lasker-Schüler „erfährt der Orientalismus<br />
schließlich seine radikalste <strong>und</strong> umfassendste<br />
Unterw<strong>and</strong>erung <strong>und</strong> Zersetzung.“ Dazu tra-<br />
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