4 Dissertationen und Habilita- tionen / Dissertations and Habilitations
4 Dissertationen und Habilita- tionen / Dissertations and Habilitations
4 Dissertationen und Habilita- tionen / Dissertations and Habilitations
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
DISSERTATIONEN DISSERTATIONS<br />
kulturellen <strong>und</strong> gesellschaftspolitischen Rahmendaten<br />
ihres jeweiligen Erfahrungsraumes aufzuzeigen. Dabei<br />
wurde an Beispielen aus Religionsgeschichte <strong>und</strong><br />
Religionsgegenwart (Katholizismus-Diskurse des 19.<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts, Islamischer Reformismus der Kolonialzeit<br />
<strong>und</strong> der aktuelle Islam-Diskurs) vergleichend<br />
operationalisiert, wie das aus der Innenperspektive<br />
von Religionen sich darstellende 'Substanzielle' auf<br />
vielfältige Weise in kulturelle <strong>und</strong> soziopolitische<br />
Kontexte sowie öffentliche Diskursarenen involviert<br />
ist, epochen-, kultur- <strong>und</strong> diskursspezifisch neu geordnet<br />
wird, um schließlich in der multidimensionalen<br />
sozio-empirischen Gestalt von Religionen innenperspektivisch<br />
als ihr „Ursprungs-Wesen“ neue Form<br />
anzunehmen. Zum <strong>and</strong>eren wurde aufgezeigt, dass<br />
nicht nur solche „Religions-Ordnungsprozesse“ historisch<br />
<strong>und</strong> kontextual bedingt sind, sondern ebenso die<br />
ihnen zugr<strong>und</strong>e liegenden Denk- <strong>und</strong> Wissensstrukturen<br />
des Sprechens über Religion <strong>und</strong> <strong>and</strong>ere Gesellschaftsbereiche.<br />
Den theoretischen Rahmen der Untersuchung<br />
bildete das Diskurskonzept von Michel<br />
Foucault.<br />
Die zur Analyse herangezogenen ausgewählten Epochen<br />
aus der Geschichte <strong>und</strong> Gegenwart des Islam<br />
lieferten ein aufschlussreiches Beispiel für das postulierte<br />
konstitutive Verhältnis von „Substantialität“ im<br />
Sinne des heilsgeschichtlichen Anspruchs auf der<br />
einen <strong>und</strong> der „Multidimensionalität“ als dem Effekt<br />
der epochen- <strong>und</strong> diskursspezifischen Ordnung jener<br />
Substantialität auf der <strong>and</strong>eren Seite. Mit der Ausweitung<br />
des Erfahrungsraumes des Islam – von Mekka<br />
<strong>und</strong> Medina über die Arabische Halbinsel hinaus bis<br />
hin zu der westlichen Diaspora – korrespondiert auch<br />
die Neu-Ordnung dessen, was als das „Ursprungs-<br />
Wesen“ des Islam postuliert wird. Definierte der arabische<br />
Prophet Muhammad das „Wesen“ seines prophetischen<br />
Auftrages in Mekka noch als einen<br />
„Stammesethos“ mit Warnfunktion für die Stadt Mekka<br />
<strong>und</strong> ihre Umgebung, verdichtete sich die Neuordnung<br />
desselben „Wesens“ unter veränderten religiösen<br />
<strong>und</strong> stammespolitischen Rahmendaten der Stadt Medina<br />
nicht nur zu einer stammesübergreifenden Religion<br />
aller Araber, sondern zu einem Korrektiv des als<br />
theologisch defizitär wahrgenommenen jüdischen <strong>und</strong><br />
christlichen Monotheismus.<br />
In der aktuellen europäisch westlichen Islam-<br />
Diaspora definieren Muslime im öffentlichen Diskurs<br />
das „Wesen“ des Islam kaum noch als ein theologisches<br />
Korrektiv des Judentums <strong>und</strong> des Christentums.<br />
Der Islam wird jetzt – wie am Beispiel des aktuellen<br />
Islam-Diskurses in der Schweiz erarbeitet – unter<br />
neuen Diskursbedingungen (die Mehrheitsgesellschaft<br />
dominiert <strong>und</strong> bestimmt normativ die Inhalte des Diskurses)<br />
vielmehr nicht nur in ein wesensmäßig bejahendes,<br />
sondern sogar in ein wesensmäßiges F<strong>und</strong>ierungsverhältnis<br />
zum normativen Rahmen säkularer<br />
Demokratien gesetzt. Das heißt selbstredend nicht,<br />
dass das Letztgenannte die gegenwärtig einzige Dimension<br />
darstellt, in der sich der Neuordnungsprozess<br />
des „Ursprungs-Wesens“ des Islam manifestiert. Parallel<br />
zu der erwähnten normativ begründeten universal-inklusivistischen<br />
Perspektive wird das „Wesen“<br />
des Islam auch in exklusivistischer Perspektive als ein<br />
normatives Gegenmodell den Prozessen der Globalisierung<br />
<strong>und</strong> ihrer Folgen diametral entgegengesetzt. In<br />
diese Kategorie gehört auch das an sich breit gefächerte<br />
Phänomen des sog. Islamismus. Beiden Ordnungs-Strategien<br />
gemeinsam ist jedoch der Bezugspunkt<br />
auf das „wahre Wesen“ der eigenen Religion.<br />
Im Rahmen der Untersuchung konnten in diachron<br />
vergleichender Perspektive zum Teil identische Entwicklungsmuster<br />
auch am Beispiel der Katholizismus-<br />
Diskurse im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert erarbeitet werden.<br />
Um aufzuzeigen, dass nicht nur Religions-<br />
Ordnungsprozesse historisch bedingt <strong>und</strong> an spezifische<br />
Diskurskontexte geb<strong>und</strong>en sind, sondern dass<br />
auch die ihnen zugr<strong>und</strong>e liegenden Denk- <strong>und</strong> Wissensstrukturen<br />
des Sprechens über Religion epochen-<br />
<strong>und</strong> kulturspezifischen Diskursvorgaben folgen, wurde<br />
hier das diskursanalytische Denkmodell von M.<br />
Foucault als Analysekategorie gewählt.<br />
� � �<br />
Markus Bös: Abgeschoben in die Marginalität.<br />
Eine empirische Untersuchung zur problematischen<br />
Eingliederung der wegen Straffälligkeit aus<br />
Deutschl<strong>and</strong> abgeschobenen türkischen Staatsangehörigen<br />
in der türkischen Gesellschaft. – Abgeschlossene<br />
Dissertation am Geographischen Institut<br />
der Johannes Gutenberg-Universität. Betreuer: Prof.<br />
Dr. Anton Escher, Prof. Dr. Franz Hamburger<br />
„Wir haben zu viele kriminelle Ausländer“, „Rettet<br />
ihn sein Baby vor der Abschiebung?“, „U-Bahn<br />
Schläger will keine Abschiebung in die Türkei“, so<br />
oder ähnlich lauten die Schlagzeilen der Zeitungen,<br />
wenn Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit<br />
wegen der Verübung von Straftaten die Abschiebung<br />
in ihr Herkunftsl<strong>and</strong> droht.<br />
Dabei werden Ausländer, insbesondere Türken, die<br />
mittlerweile in der dritten Generation in Deutschl<strong>and</strong><br />
leben, unabhängig davon, ob sie die türkische Staats-<br />
105