Banken und Bankpolitik
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als die IMittel, die sie anzulegen haben. So erklärt es sich, daß die <strong>Banken</strong><br />
den Billbrokers, die oft weit besser als sie in der Lage sind, das Material<br />
zu sichten, große Summen zum Ankauf von Wechseln zur Verfügung<br />
stellen.<br />
Prinzip der Londoner großen Depositenbanken ist es, die von ihnen<br />
angekauften Wechsel bis zu ihrem Verfalltage im Portefeuille zu halten<br />
<strong>und</strong> niemals weiter zu diskontieren. Werden unerwartet größere Summen<br />
Depositengelder abgehoben, so steht ihnen immer noch die bei der Bank<br />
von England gehaltene Reserve zur Verfügung. Sie heben aber auch diese<br />
oft nicht ab, um nicht ihren Ruf zu erschüttern, sondern sie leihen jetzt<br />
Gelder bei den Billbrokers, die diese sich durch Diskontierung oder Ver-<br />
pfändung von Wechseln bei der Bank von England beschafTen.<br />
Diskont- <strong>und</strong> Lombardgeschäft gehen, wie wir gesehen haben, in England<br />
oft ineinander über. Die Bank von England gewährt Lombard-<br />
darlehen gegen Hinterlegmig englischer Staatsanleihen <strong>und</strong> anderer erst-<br />
klassiger Wertpapiere. Die Hauptk<strong>und</strong>en sind die Billbrokers. Die Technik<br />
des Lombardverkehrs bei der Bank von England unterscheidet sich von<br />
der der Deutschen Reichsbank wesentlich auch dadurch, daß teilweise<br />
Rückzahlungen <strong>und</strong> neue Entnahmen auf einen Pfandschein nicht statt-<br />
haft sind. Braucht ein K<strong>und</strong>e einen neuen Vorschuß, so muß er zunächst<br />
die noch rückständige Schuld des ersten Vorschusses begleichen. Da bei<br />
einem neuen Vorschuß die nämlichen Formalitäten wie beim ersten zu<br />
erfüllen sind, ist es Brauch, um gegen alle Eventualitäten gesichert zu<br />
sein, von vornherein ein größeres Darlehen zu fordern <strong>und</strong> Rückzahlungen<br />
erst dann zu leisten, wenn es feststeht, daß der Vorschuß nicht mehr<br />
benötigt wird^).<br />
Die Gewährung eines Vorschusses durch die englischen Depositenbanken<br />
erfolgt in der Weise, daß dem K<strong>und</strong>en ein „Loan account"<br />
eröffnet wird. Die bewilligte Summe, sagen wir z. B. loooo £, wird auf<br />
diesem „Loan account" belastet <strong>und</strong> auf Depositenkonto kreditiert. Der<br />
K<strong>und</strong>e muß also, ganz gleich, ob er nur einen kleinen Teil des Vor-<br />
schusses oder die ganze Summe in Anspruch nimmt, Debetzinsen für das<br />
ganze Darlehen zahlen <strong>und</strong> bekommt für das dadurch auf Depositenkonto<br />
entstandene Guthaben einen erheblich niedrigeren Zins.<br />
Blankokredite werden seitens der Bank von England nicht gewährt,<br />
bei anderen <strong>Banken</strong> werden gelegentliche Kredite (overdrafts) von Fall<br />
') S. Glauert, Depositenbildung in England <strong>und</strong> Deutschland. Conrads Jahr-<br />
bücher, III. Folge, Band VII, 1894.<br />
II Obst, <strong>Bankpolitik</strong> 161