Banken und Bankpolitik

Weiter soll das Amt dem Treiben derjenigen Banken und Bankiers,
die das Publikum durch „Börsenberichte" und eigene Börsenzeitungen zu
Spekulationen und speziell auch zu Prämiengeschäften animieren, ein Ende
bereiten. Von solchen vmsauberen, ihren Stand entehrenden Elementen
befreit zu werden, kann den Bankdirektoren und Bankiers als ein ge-
wisses Äquivalent dienen für die Mehrarbeit und die Belästigung, der sie
durch das Aufsichtsamt unterworfen werden.
Femer könnte das Aufsichtsamt dahin wirken, daß dem Bonifikations-
unwesen der Hypothekenbanken ein Ende gemacht wird. Es sollte vor
in- und ausländischen Betrügern und Schwindelfirmen warnen, und den
noch immer sehr regen Fabrikanten von Keller- und Reitwechseln ihr
Handwerk legen. Die Lektüre des Annoncenteils der Tagespresse und
einiger Fachzeitschriften wird die Mitglieder des Aufsichtsamtes auf manches
Verbesserungsfähige aufmerksam machen. Auch der Frage der weiteren
Ausbildung der Bankbeamten und deren Invaliditäts- und Altersversiche-
rung könnte die neue Behörde ihr Interesse schenken und damit das
Werk, das der Zentralverband des Deutschen Bank- und Bankiergewerbes
imd die Bankbeamten-Vereine mit Erfolg begonnen haben, gemeinsam
mit diesen Verbänden fortsetzen. Daß auch eine Anzahl befähigter Asses-
soren und Nationalökonomen dem Amt auf ^/g Jahr oder i Jahr zur
kaufmännischen Ausbildung überwiesen werden könnten, sei nebenbei be-
merkt i). So denke ich mir, in ganz großen Zügen, zunächst die Aufgaben
des Reichs- Aufsichtsamtes für Bankwesen.
Die Beamten dieser Behörde müßten banktechnisch, volkswirtschaft-
lich und juristisch vorgebildet sein. Ihnen soll zur Seite ein Kollegium
von 20—30 Bankdirektoren, Bankiers, erfahrenen Kaufleuten und Indu-
striellen stehen, die, ähnlich wie der Zentralausschuß bei der Reichsbank
die Deputierten, einen kleinen Ausschuß wählen müßten, der dauernd
das Aufsichtsamt berät.
Der Begründung eines solchen Aufsichtsamtes für das gesamte deutsche
Bankwesen stehen, ich gebe es zu, vorderhand mancherlei Schwierigkeiten
im Wege. Die Propaganda aber, die seitens der Behörden in der letzten
Zeit für Ausbreitung des Depositen- und Scheckverkehrs erfolgt ist, und
der immer fortschreitende Konzentrationsprozeß im Bankgewerbe, der be-
wirkt hat, daß über die Anlage und Verwendung der Gelder von Hundert-
tausenden ein kleiner Kreis von Bankdirektoren zu bestimmen hat, zwingt
') S. a. meine Schrift „Kaufmännische Ausbildung der Juristen".
Leipzig 1908.
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