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Banken und Bankpolitik

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Depositenbank, ignoriert <strong>und</strong> vergißt, daß es sich bei Banknoten <strong>und</strong><br />

Depositen nicht um die rechtliche Mögh'chkeit der Rückforderung, sondern<br />

um die tatsächliche Wirklichkeit handelt".<br />

In die Praxis umgesetzt wurde dieses System der direkten Kontingen-<br />

tierung 1844 in England durch die Peelsche Bankakte. Sind zu viol<br />

Noten im Verkehr, so werde, sagte man, das Gleichgewicht von Angebot<br />

<strong>und</strong> Nachfrage im Zahlungswesen gestört, <strong>und</strong> an den Krisen sei insonder-<br />

heit die große Notenemission schuld. Man ist hierbei von der auch noch<br />

heute viel vertretenen Ansicht ausgegangen, die Hauptaufgabe der Zentral-<br />

bank des Landes bestehe in der Kreditgewährung, <strong>und</strong> um allen berech-<br />

tigten Kreditansprüchen zu genügen, setze die Bank Noten in den Verkehr,<br />

verfahre nach der Papiergeld- <strong>und</strong> Banknoten -Lehre, wie sie Mephisto<br />

im Faust den Räten der Krone anpreist: „Es fehlt an Geld, nun gut, so<br />

schaff' es denn".<br />

Die Notenbank, bezw. der Staat, darf aber nicht die Notenemission<br />

nach den Krediten, sondern muß umgekehrt die Kredite nach der ihr aus<br />

der Notenemission <strong>und</strong> aus anderen Quellen zuströmenden Geldern be-<br />

messen. Würde die Bank alle Kreditansprüche dadurch befriedigen, daß<br />

sie die Notenpresse in Bewegung setzt, so würde damit, sagt Bendixen^)<br />

sehr richtig, „ein Zustand geschaffen, den man als Falschmünzerei des<br />

Staates bezeichnen könnte, mit den naturnotw-endigen Folgen der Preis-<br />

steigerung <strong>und</strong> Geldentwertung".<br />

Aus irrigen Anschauungen über Wesen <strong>und</strong> Funktionen der Banknote<br />

ist das englische Bankgesetz von 1844 entstanden. Die Bestimmung, daß<br />

bei Verzichtleistung einer englischen Privatnotenbank nur ^/g ihres Kon-<br />

tingents dem der Bank von England zufallen solle, hat bewirkt, daß trotz<br />

steigender Bevölkerungsziffer die Summe der umlaufenden englischen Noten<br />

nicht nur nicht gleich geblieben ist, sondern sich verringert hat.<br />

Welche schlimme Folgen das starre Begrenzen der Notenemission haben<br />

kann, hat England in den Jahren 1847, 1857 <strong>und</strong> 1866 erfahren müssen.<br />

Obwohl die Bank von England 1847 einen Metallbestand von 8^/2, 1857<br />

von y^l.2 <strong>und</strong> 1866 von 12 Millionen £ besaß, mußte sie, da sie weitere,<br />

ungedeckte Noten nicht mehr ausgeben, Gold nicht beschaffen konnte,<br />

die Kreditgewährung einstellen. Je mehr die Bank sich der Grenze des<br />

gestatteten ungedeckten Notenumlaufs näherte, desto größer wurden die<br />

an die Bank gestellten Ansprüche. Jeder wollte sich disponible Mittel be-<br />

') Das Wesen des Geldes, Leipzig 1908, S. 35.<br />

15 Obst, <strong>Bankpolitik</strong> 225

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