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Banken und Bankpolitik

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Bei der Wichtigkeit der Angelegenheit ließ auch der König noch einmal<br />

durch seine auswärtigen Gesandten in Amsterdam, Hamburg, Stockholm,<br />

Wien <strong>und</strong> Petersburg Berichte über die Organisation der dortigen großen<br />

<strong>Banken</strong> einholen. Sie lauteten sehr günstig.<br />

Die Zeichnungen auf die Aktien des Unternehmens liefen aber äußerst<br />

spärlich ein: 14 Tage nach Eröffnung der Subskription waren erst<br />

2072 Aktien zu 250 Taler, also etwa eine halbe Million Taler auf das<br />

projektierte Kapital von 25 Millionen Taler gezeichnet. Alle Bitten, zu<br />

zeichnen, waren, ebenso wie die Drohungen Calzabigis, fruchtlos. Sie<br />

vermehrten nur das Mißtrauen der Kaufleute <strong>und</strong> Gewerbetreibenden<br />

gegen das Unternehmen. Auch die Aufklärungen, die im November 1764<br />

den aus mehreren Provinzen deputierten Kaufleuten gegeben wurden,<br />

brachten keine Änderung der Ansichten.<br />

Ein letzter Versuch wurde gemacht, indem am 16. Dezember 1764<br />

eine Versammlung nach der Berliner Börse einberufen wurde, an der<br />

Kaufleute aus Berlin, Breslau, Hirschberg, Stettin, Colberg, Magdeburg<br />

<strong>und</strong> Halberstadt teilnahmen. Die Deputierten erklärten aber wiederum,<br />

sie erblickten in einem Unternehmen, das so viele fremdartige Geschäfte<br />

betreibe, eine Gefahr. Der Kredit der Bank müsse bei einer so kompli-<br />

zierten Vereinigung von Bank- <strong>und</strong> Warengeschäften leiden. Vor allem<br />

fürchteten sie wohl auch, daß die geplante Gesellschaft infolge ihrer aus-<br />

gedehnten Vorrechte den Privathandel in hohem Maße beeinträchtigen<br />

werde. Um sie auch in dieser Beziehung zu beruhigen, befahl der König<br />

die Deputierten kurz vor ihrer Abreise, am 22. Dezember, ins Kgl. Schloß<br />

zu einer Konferenz.<br />

Als es trotz alledem nicht gelungen war, Zeichnungen von wenigstens<br />

einer Million Taler zu erreichen , ließ der König das Calzabigische Projekt<br />

fallen. Der Vorschlag der Kommission, anstatt der einen großen Unter-<br />

nehmung zahlreiche kleine Gesellschaften zu gründen, deren jede einen<br />

besonderen Geschäftszweig kultivieren sollte, wurde vom König im Januar<br />

1765 angenommen. Es entstand die Emdener Heringsfischereigesellschaft,<br />

die Seehandlungs-Sozietät <strong>und</strong> durch Edikt vom 17. Juni 1765 die „Kgl.<br />

Giro- <strong>und</strong> Lehnbank in Berlin". Sie wurde nicht, wie Calzabigi vorge-<br />

schlagen, Zettel- sondern Girobank.<br />

Die Bank war reine Staatsbank. Acht Millionen Taler sollte sie vom<br />

Staat als Gr<strong>und</strong>kapital erhalten. Tatsächlich wurde ihr jedoch nur ein<br />

Fonds von 400 000 Talent überwiesen. Dafür ging sie die Verj^flichtung ein,<br />

die Überschüsse an den Staat abzuführen <strong>und</strong> dem Staat Rechnung zu legen.<br />

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