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Banken und Bankpolitik

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<strong>Banken</strong> im Lande treiben Diskontpolitik nach egoistischen Gr<strong>und</strong>sätzen,<br />

nicht nach Prinzipien, wie sie das Interesse der Aufrechterhaltung der<br />

Währung <strong>und</strong> der Goldreserve des Landes erfordert. Da die Kredit-<br />

gewährung seitens der einzelnen Institute nicht nach einheitlichen Gr<strong>und</strong>-<br />

sätzen erfolgt, so schwankt zeitlich <strong>und</strong> örtlich der Zinssatz in sehr<br />

erheblicher Weise.<br />

Was die Verwaltung der Regierungsgelder anbelangt, so sprechen<br />

theoretisch für das Einbanksystem ebenso gewichtige Gründe wie für das<br />

Vielbanksystem. Die kostspielige Verwaltung durch das Independent-<br />

Treasury aber, wie sie in den Vereinigten Staaten von Amerika erfolgt,<br />

hat nur große Nachteile ohne irgend einen Vorzug zu bieten. Daß in<br />

schlimmen Zeiten eine Zentralbank eher als die anderen <strong>Banken</strong> geneigt<br />

<strong>und</strong> hierzu auch befähigt sein wird, der Regierung wie den Privaten<br />

gegenüber hilfsbereites Entgegenkommen zu zeigen, liegt in dem<br />

Charakter einer Zentralbank, <strong>und</strong> zahlreiche Beispiele beweisen dies.<br />

Das Fehlen einer Zentralbank macht weiter den <strong>Banken</strong> die Redis-<br />

kontierung ihrer Wechsel unmöglich. Hierdurch sind in Zeiten eines<br />

großen, allgemeinen Geldbedarfs, insbesondere wenn dieser plötzlich ein-<br />

tritt, die <strong>Banken</strong> in den Vereinigten Staaten von Amerika in großem<br />

Nachteil gegenüber ihren Kolleginnen in den anderen Ländern. Werden<br />

größere Summen Depositengelder abgehoben, so müssen die <strong>Banken</strong><br />

ihre Diskontierungen einschränken, bezw. sie gänzlich unterlassen. Hier-<br />

durch wird eine Geldversteifung <strong>und</strong> zeitweise ein exorbitant hoher<br />

Geldsatz bedingt. So wurden, um nur einige wenige Beispiele zu nennen,<br />

in der zweiten Hälfte des Dezember 1895 infolge der Botschaft des<br />

Präsidenten Cleveland über Venezuela für „tägliches Geld", d. h. für Geld,<br />

das von einem Tage zum anderen ausgeliehen wird, 80— 90 ^/q Zinsen<br />

gefordert <strong>und</strong> gezahlt. Ende Oktober 1S96 stieg infolge der Ungewißheit<br />

in der Währungsfrage tägliches Geld bis auf 130 ^|o, <strong>und</strong> als das Schicksal<br />

des Silbers besiegelt war, ging der Satz zwar etwas zurück, erreichte aber<br />

immer noch die stattliche Höhe von 96— 98 *^|q. Ungünstige Nachrichten<br />

aus Transvaal ließen Anfang Oktober 1899 den Satz auf 40 ^/q <strong>und</strong> Ende<br />

Dezember 1899 auf 185*^/0 anschwellen. Die Ungewißheit des Ausfalls<br />

der Präsidentenwahl in der ersten Novemberwoche des Jahres 1900 be-<br />

wirkte, daß für tägliches Geld 26<br />

—<br />

2 8^|q gezahlt werden mußten.<br />

Eine beredte Sprache reden auch die Prozentsätze, die während der<br />

Geldknappheit im September 1903 in New York für tägliches Geld ge-<br />

fordert wurden.<br />

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