Wissenschaftsphilosophie der Sozialwissenschaften - Open ...
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externe Faktoren. („Extern” soll ausdrücken, dass <strong>der</strong> Faktor in <strong>der</strong> Theorie, um die es<br />
jeweils geht, nicht vorkommt.) Es gibt im Prinzip zwei Arten, den externen Faktoren<br />
Rechnung zu tragen. Oft ist es so, dass man gute Gründe für die Annahme hat, dass<br />
in einer gegebenen Anwendungssituation die externen Faktoren vernachlässigbar<br />
klein sind. Ein Beispiel: Man will die Bahn des Planeten Uranus berechnen und<br />
berücksichtigt dazu die Sonne und die an<strong>der</strong>en Planeten, d.h. man berechnet mit<br />
Hilfe <strong>der</strong> Gesetze <strong>der</strong> Mechanik, welche Gravitationskraft sich insgesamt auf Uranus<br />
ergibt. Man berücksichtigt hierbei aber nicht die Kräfte, die von den weit entfernten<br />
Himmelskörpern (z.B. Sterne) ausgehen, und auch nicht von Körpern im<br />
Sonnensystem, die verschwindend klein im Vergleich zu den Planeten sind. Und<br />
man berücksichtigt überhaupt keine elektromagnetischen Kräfte, da <strong>der</strong>en<br />
Reichweite viel kleiner ist als die <strong>der</strong> Gravitationskraft. Alle diese externen Faktoren<br />
können vernachlässigt werden, weil ihr Einfluss ziemlich unerheblich ist im<br />
Vergleich zu den Gravitationskräften, die von <strong>der</strong> Sonne und den übrigen Planeten<br />
ausgehen.<br />
Ein Beispiel im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Leistungsmotivation: Man wendet die<br />
Theorie in einer Situation an, in <strong>der</strong> völlig klargestellt ist, dass die betreffenden<br />
Personen für eine Aufgabenlösung keine äußere Belohnung o<strong>der</strong> Bestrafung erhalten<br />
werden und dass an<strong>der</strong>e Personen von ihrer Leistung nichts erfahren werden. In<br />
diesem Falle wären zwei Hauptquellen extrinsischer Motive ausgeschaltet, nämlich<br />
äußere Belohnung, z.B. monetäre, sowie das Motiv, an<strong>der</strong>e Personen durch die<br />
eigene Leistung beeindrucken zu wollen.<br />
Eine zweite Möglichkeit, <strong>der</strong> Unvollständigkeit Rechnung zu tragen, besteht darin,<br />
dass man die externen Faktoren zu erfassen und abzuschätzen versucht und ihren<br />
Einfluss in die Berechnung miteinbezieht. Man würde also z.B. außer dem<br />
Leistungsmotiv noch ein an<strong>der</strong>es Motiv messen, von dem man annimmt, dass es für<br />
die gegebene Situation eine Rolle spielt, und anschließend würde man versuchen,<br />
diesen Einfluss „herauszurechnen”. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man<br />
erstens genaue Vermutungen über die externen Faktoren hat, dass man zweitens<br />
diese externe Faktoren beobachten bzw. messen kann und dass man drittens ein<br />
Gesetz darüber kennt, wie die externen Faktoren mit den von <strong>der</strong> Theorie genannten<br />
zu kombinieren und gemeinsam zu verrechnen sind. All dies ist in den<br />
Naturwissenschaften einfacher als in den Wissenschaften vom Menschen.<br />
9.4 Theorie und Modell<br />
Im Zusammenhang mit Theorien ist in den Wissenschaften und auch in <strong>der</strong><br />
Wissenschaftstheorie häufig von Modellen die Rede. Es gibt allerdings mehrere,<br />
verschiedene Bedeutungen des Ausdrucks „Modell”. Nach einer Bedeutung ist ein<br />
Modell soviel wie ein Muster o<strong>der</strong> Vorbild. In diesem Sinne spricht man z.B. vom