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Wissenschaftsphilosophie der Sozialwissenschaften - Open ...

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- 119 -<br />

externe Faktoren. („Extern” soll ausdrücken, dass <strong>der</strong> Faktor in <strong>der</strong> Theorie, um die es<br />

jeweils geht, nicht vorkommt.) Es gibt im Prinzip zwei Arten, den externen Faktoren<br />

Rechnung zu tragen. Oft ist es so, dass man gute Gründe für die Annahme hat, dass<br />

in einer gegebenen Anwendungssituation die externen Faktoren vernachlässigbar<br />

klein sind. Ein Beispiel: Man will die Bahn des Planeten Uranus berechnen und<br />

berücksichtigt dazu die Sonne und die an<strong>der</strong>en Planeten, d.h. man berechnet mit<br />

Hilfe <strong>der</strong> Gesetze <strong>der</strong> Mechanik, welche Gravitationskraft sich insgesamt auf Uranus<br />

ergibt. Man berücksichtigt hierbei aber nicht die Kräfte, die von den weit entfernten<br />

Himmelskörpern (z.B. Sterne) ausgehen, und auch nicht von Körpern im<br />

Sonnensystem, die verschwindend klein im Vergleich zu den Planeten sind. Und<br />

man berücksichtigt überhaupt keine elektromagnetischen Kräfte, da <strong>der</strong>en<br />

Reichweite viel kleiner ist als die <strong>der</strong> Gravitationskraft. Alle diese externen Faktoren<br />

können vernachlässigt werden, weil ihr Einfluss ziemlich unerheblich ist im<br />

Vergleich zu den Gravitationskräften, die von <strong>der</strong> Sonne und den übrigen Planeten<br />

ausgehen.<br />

Ein Beispiel im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Leistungsmotivation: Man wendet die<br />

Theorie in einer Situation an, in <strong>der</strong> völlig klargestellt ist, dass die betreffenden<br />

Personen für eine Aufgabenlösung keine äußere Belohnung o<strong>der</strong> Bestrafung erhalten<br />

werden und dass an<strong>der</strong>e Personen von ihrer Leistung nichts erfahren werden. In<br />

diesem Falle wären zwei Hauptquellen extrinsischer Motive ausgeschaltet, nämlich<br />

äußere Belohnung, z.B. monetäre, sowie das Motiv, an<strong>der</strong>e Personen durch die<br />

eigene Leistung beeindrucken zu wollen.<br />

Eine zweite Möglichkeit, <strong>der</strong> Unvollständigkeit Rechnung zu tragen, besteht darin,<br />

dass man die externen Faktoren zu erfassen und abzuschätzen versucht und ihren<br />

Einfluss in die Berechnung miteinbezieht. Man würde also z.B. außer dem<br />

Leistungsmotiv noch ein an<strong>der</strong>es Motiv messen, von dem man annimmt, dass es für<br />

die gegebene Situation eine Rolle spielt, und anschließend würde man versuchen,<br />

diesen Einfluss „herauszurechnen”. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man<br />

erstens genaue Vermutungen über die externen Faktoren hat, dass man zweitens<br />

diese externe Faktoren beobachten bzw. messen kann und dass man drittens ein<br />

Gesetz darüber kennt, wie die externen Faktoren mit den von <strong>der</strong> Theorie genannten<br />

zu kombinieren und gemeinsam zu verrechnen sind. All dies ist in den<br />

Naturwissenschaften einfacher als in den Wissenschaften vom Menschen.<br />

9.4 Theorie und Modell<br />

Im Zusammenhang mit Theorien ist in den Wissenschaften und auch in <strong>der</strong><br />

Wissenschaftstheorie häufig von Modellen die Rede. Es gibt allerdings mehrere,<br />

verschiedene Bedeutungen des Ausdrucks „Modell”. Nach einer Bedeutung ist ein<br />

Modell soviel wie ein Muster o<strong>der</strong> Vorbild. In diesem Sinne spricht man z.B. vom

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