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Wissenschaftsphilosophie der Sozialwissenschaften - Open ...

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Phänomene an, man betrachtete das Licht als Welle und hatte mit diesem Vorgehen<br />

Erfolg. – Vor einigen Jahrzehnten sind Forscher auf die Idee gekommen, den<br />

menschlichen Geist in Analogie zu einem Computer zu verstehen. Viele sehen das<br />

inzwischen als einen Erfolg an, an<strong>der</strong>e halten es eher für einen Irrweg.<br />

Eine Garantie für einen guten Lösungsweg geben heuristische Prinzipien nicht. Aber<br />

sie sind in dem Sinne nützlich, dass ihre Verwendung die Wahrscheinlichkeit guter<br />

Lösungen erhöht.<br />

Wenn man genau darüber nachdenkt, was man tun kann, um auf gute Ideen über<br />

Gesetzeshypothesen zu kommen, und was man tun kann, um entsprechende<br />

Gesetzeshypothesen zu überprüfen und zu begründen, so bemerkt man, dass diese<br />

Tätigkeiten miteinan<strong>der</strong> verschränkt und nicht völlig voneinan<strong>der</strong> zu trennen sind.<br />

Erinnern wir uns z.B. an das Prinzip, strenge Prüfungen durchzuführen. Gehört nun<br />

das Verfahren, strenge Prüfungen durchzuführen, in den Entdeckungs- o<strong>der</strong> in den<br />

Begründungszusammenhang? Die Antwort lautet: in beide! Um eine Theorie<br />

bewähren zu können, sind strenge Prüfungen mit einem für die Theorie positiven<br />

Ergebnis erfor<strong>der</strong>lich. Zugleich sind diese Ergebnisse wichtige Anhaltspunkte, um<br />

Ideen über bessere Theorien zu entwickeln.<br />

Gibt es demnach den Unterschied zwischen Entdeckung und Begründung gar nicht?<br />

Es gibt natürlich den Unterschied zwischen den beiden Fragen: Was hat zur<br />

Entdeckung dieses Gesetzes geführt? Und: Ist diese Gesetzeshypothese bestätigt,<br />

wi<strong>der</strong>legt, keines von beiden? Es ist aber nicht so, dass Entdeckung und Begründung<br />

getrennte Tätigkeiten wären. Es sind vielmehr zum Teil dieselben Tätigkeiten, die<br />

zur Bestätigung o<strong>der</strong> Falsifikation einer Hypothese nötig sind und die zugleich den<br />

besten Weg für die Entdeckung einer besseren Theorie bereiten.<br />

Weiterführende Hinweise und Literatur<br />

Ein beträchtlicher Teil <strong>der</strong> wissenschaftsphilosophischen Forschung im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

war <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Induktion und <strong>der</strong> Falsifikation<br />

gewidmet. Der bedeutendste Versuch, den Induktivismus neu zu begründen, wurde<br />

von Rudolf Carnap vorgenommen, dem führenden Mitglied des Wiener Kreises.<br />

Carnap entwarf einen Kalkül <strong>der</strong> induktiven Wahrscheinlichkeit. Er sollte dazu dienen,<br />

Gesetzeshypothesen eine induktive Bestätigung zuzuschreiben. Heute wird ziemlich<br />

einhellig die Meinung vertreten, dass Carnaps Versuch an mehreren unlösbaren<br />

Problemen gescheitert ist.<br />

Das klassische Werk zum Falsifikationismus ist Karl Poppers „Logik <strong>der</strong> Forschung”<br />

(1934). Ab den 40er Jahren erweiterte Popper den Falsifikationismus und bezog ihn<br />

nicht mehr allein auf die wissenschaftliche Erkenntnis, son<strong>der</strong>n auch auf die Sozialphilosophie,<br />

die Ethik und schließlich auf alle Problemlösungsversuche. Auf allen

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