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Wissenschaftsphilosophie der Sozialwissenschaften - Open ...

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aber auch falsch sein. Insofern kann die deduktive Logik allein niemals die Wahrheit<br />

<strong>der</strong> Konklusion selbst garantieren. Aber sie garantiert die Wahrheitsübertragung.<br />

Sofern man mit wahren Aussagen beginnt und sich beim Schließen nur <strong>der</strong> gültigen<br />

Schlüsse bedient, sind auch alle Aussagen wahr, bei denen man angelangt.<br />

Die deduktive Logik hat noch eine an<strong>der</strong>e Beson<strong>der</strong>heit: Der Informationsgehalt <strong>der</strong><br />

Konklusion ist niemals größer als <strong>der</strong> <strong>der</strong> Prämissen. Mit an<strong>der</strong>en Worten, alles, was<br />

in <strong>der</strong> Konklusion an Information enthalten ist, ist bereits in den Prämissen<br />

enthalten. In gewisser Weise gelangt man also beim deduktiven Schließen niemals zu<br />

neuer Information. Dies heißt allerdings nicht, dass die gezogenen Konklusionen<br />

allgemein wertlos sind und man sich das Schließen eigentlich sparen könnte. Als<br />

subjektiver Betrachter kann man nämlich niemals alles überblicken, was an<br />

Information in den Prämissen steckt. Und manchmal sieht man zunächst gerade<br />

diejenigen Konklusionen nicht, die für die gegebene Fragestellung beson<strong>der</strong>s<br />

interessant sind. Durch Deduzieren werden also die wichtigen Konklusionen für den<br />

Betrachter oftmals erst erkennbar, und in diesem Sinne enthält die Konklusion dann<br />

doch Information, die für den Betrachter neu ist.<br />

Was leistet nun die deduktive Logik für unsere Problemstellung, zur Erkenntnis von<br />

Gesetzen zu gelangen? Durch Deduktion kann man Gesetze erklären, wenn man<br />

schon allgemeinere Gesetze hat. Man kann z.B. das Fallgesetz und die Keplerschen<br />

Gesetze deduzieren, wenn man über die Newtonschen Gesetze verfügt. Und man<br />

kann mit Hilfe von Gesetzen deduzieren, dass bestimmte Einzelereignisse eintreten<br />

mussten (Erklärung) o<strong>der</strong> eintreten werden (Vorhersage). Man kann aus Aussagen<br />

mit höherem Informationsgehalt solche mit niedrigerem Informationsgehalt<br />

deduzieren, z.B. folgt aus <strong>der</strong> allgemeinen Aussage „Alle Raben sind schwarz”<br />

deduktiv „Der Rabe Kuno ist schwarz”.<br />

Aber aus singulären Aussagen folgen keine allgemeinen. Man kann keine Gesetze<br />

aus Beobachtungen deduzieren. Es wäre wünschenswert, eine Schlussform zu haben,<br />

die, ausgehend von wahren Beobachtungsaussagen, wahre Gesetze garantiert. Die<br />

Deduktion leistet dies nicht.<br />

Die Deduktion ist also eine gültige und für die Wissenschaften notwendige<br />

Schlussform. Allein reicht sie aber offenbar nicht aus, um das Geschäft <strong>der</strong><br />

Wissenschaft, die Suche und Rechtfertigung von Gesetzen, zu betreiben. Wir wenden<br />

uns nun <strong>der</strong> Induktion zu.<br />

5.2 Die Induktion und ihre Probleme<br />

Unter einem induktiven Schluss verstehen wir einen Schluss von einigen Fällen auf<br />

eine ganze Klasse. Wir beobachten z.B. mehrere schwarze Raben, insgesamt n<br />

Individuen, und schließen, dass alle Raben schwarz sind:

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