Wissenschaftsphilosophie der Sozialwissenschaften - Open ...
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Es gibt also zwei wi<strong>der</strong>streitende Tendenzen o<strong>der</strong> „psychische Kräfte” (<strong>der</strong> Einfluss<br />
Lewins). Die resultierende Tendenz, von <strong>der</strong> die Richtung und Stärke des Verhaltens<br />
abhängt, beträgt:<br />
A3) Tr = Te - Tm<br />
Für die beiden subjektiven Wahrscheinlichkeiten gilt:<br />
A4) We + Wm = 1<br />
Dies besagt nicht mehr, als dass die beiden subjektiven Wahrscheinlichkeiten auf<br />
einer Skala zwischen 0 und 1 ausgedrückt werden, und dass We und Wm<br />
komplementär sind.<br />
Nun wird weiterhin angenommen, dass Erfolgswahrscheinlichkeit und Anreiz<br />
zusammenhängen. Wenn es jemandem gelingt, eine sehr schwierige Aufgabe<br />
(geringe Erfolgswahrscheinlichkeit) zu lösen, so kann er darauf sehr stolz sein; <strong>der</strong><br />
„Gewinn” im Sinne dieser Zufriedenheit mit <strong>der</strong> eigenen Leistung ist groß; dies ist<br />
hier mit „Anreiz” gemeint. Wenn man eine sehr leichte Aufgabe (hohe<br />
Erfolgswahrscheinlichkeit) löst, hat man weniger Anlass, stolz zu sein; <strong>der</strong> Anreiz ist<br />
kleiner. Vergleichbares gilt nun auch für den negativen Fall eines Misserfolgs. Eine<br />
leichte Aufgabe nicht zu lösen ist beson<strong>der</strong>s beschämend; Beschämung ist ein<br />
negativer Anreiz Am. Eine schwierige Aufgabe nicht zu lösen ist weniger<br />
beschämend; hier ist Am geringer. Formal kann man dies alles so fassen:<br />
A5) Ae = 1 - We<br />
A6) Am = 1 - Wm<br />
6 Annahmen, A1 bis A6, sind genannt worden. Da keine aus einer an<strong>der</strong>en logisch<br />
ableitbar ist, jedoch alle zur Ableitung weiterer Annahmen benötigt werden, haben<br />
sie den Status von Axiomen. Axiome sind die Grundaussagen einer Theorie. Axiom<br />
bedeutet nicht, dass die betreffende Aussage als beson<strong>der</strong>s einleuchtend, evident<br />
o<strong>der</strong> begründet gilt, son<strong>der</strong>n kennzeichnet nur eine Stellung in einem System von<br />
Aussagen, von denen bestimmte aus bestimmten an<strong>der</strong>en deduktiv ableitbar sind.<br />
Diejenigen, die aus keinen an<strong>der</strong>en ableitbar sind, heißen Axiome. Die aus Axiomen<br />
abgeleiteten Aussagen heißen Theoreme. Axiome werden oft auch als Postulate<br />
bezeichnet, was besser zum Ausdruck bringt, dass es sich (soweit es um Theorien in<br />
den empirischen Wissenschaften geht) um Gesetzesaussagen handelt, die empirisch<br />
geprüft werden müssen.<br />
Wir leiten nun einige Theoreme ab:<br />
Aus A1 und A5 folgt durch einfaches Ersetzen:<br />
T1) Te = Me · We · (1 - We)