Wissenschaftsphilosophie der Sozialwissenschaften - Open ...
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1. Was ist <strong>Wissenschaftsphilosophie</strong>?<br />
Es ist schwierig genug, sich in einer einzelnen Wissenschaft, etwa <strong>der</strong> Physik,<br />
Ökonomie, Psychologie o<strong>der</strong> Pädagogik auszukennen. Wozu auch noch<br />
<strong>Wissenschaftsphilosophie</strong> (o<strong>der</strong> Wissenschaftstheorie)? Kann die Philosophie die<br />
hochgradig spezialisierten Fachwissenschaften heute überhaupt noch etwas lehren?<br />
Wird man ein besserer Wissenschaftler, wenn man zusätzlich zu seiner einzelwissenschaftlichen<br />
Disziplin auch noch bestimmte Gebiete <strong>der</strong> Philosophie studiert? Ich<br />
möchte im Folgenden zwei Zugänge zur <strong>Wissenschaftsphilosophie</strong> darstellen, die<br />
geeignet sind, die Ziele und Arbeitsweisen <strong>der</strong> <strong>Wissenschaftsphilosophie</strong><br />
verständlich zu machen und (vorläufige) Antworten auf die genannten Fragen zu<br />
geben.<br />
Die <strong>Wissenschaftsphilosophie</strong> befasst sich nicht nur mit einer bestimmten Wissenschaft,<br />
etwa <strong>der</strong> Physik o<strong>der</strong> Ökonomie, son<strong>der</strong>n mit allen Wissenschaften o<strong>der</strong><br />
zumindest einer Gruppe von mehreren Wissenschaften, z.B. den Natur- o<strong>der</strong> den<br />
<strong>Sozialwissenschaften</strong> (daher auch die Bezeichnung „<strong>Wissenschaftsphilosophie</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Sozialwissenschaften</strong>“). Sie richtet den Blick also nicht in erster Linie auf die<br />
Beson<strong>der</strong>heiten spezieller Disziplinen, son<strong>der</strong>n auf das, was vielen Wissenschaften<br />
gemeinsam ist.<br />
Der erste Zugang knüpft nun an die Tatsache an, dass jede Wissenschaft spezielle<br />
Methoden und Techniken benutzt. Beispiele für solche speziellen Verfahren sind<br />
etwa: das physikalische Experiment, die Art des Messens in <strong>der</strong> Physik, die Konstruktion<br />
von Fragebogen in <strong>der</strong> Soziologie, die Varianzanalyse zur Auswertung<br />
psychologischer Untersuchungen. Solche Methoden werden in <strong>der</strong> Ausbildung<br />
gelehrt, und man findet sie dargestellt in den Texten über die „Methodenlehre“ <strong>der</strong><br />
jeweiligen Wissenschaft. Die Verschiedenheit <strong>der</strong> Verfahren hängt wesentlich<br />
zusammen mit den unterschiedlichen Gegenstandsbereichen. Beispielsweise wirft<br />
eine psychologische Messung an Versuchspersonen Probleme auf, die bei einer<br />
Messung <strong>der</strong> Länge o<strong>der</strong> des Gewichts physikalischer Objekte nicht auftreten.<br />
Nun kann man aber die Frage aufwerfen, ob die Wissenschaften nicht auch etwas<br />
gemeinsam haben, z.B. eine bestimmte Art, Probleme anzugehen und zu lösen, das,<br />
was sie eben zu Wissenschaften macht, im Unterschied zu Vorgehensweisen, die man<br />
als nicht wissenschaftlich bzw. „unwissenschaftlich“ beurteilen würde. Gibt es eine<br />
wissenschaftliche Methode schlechthin? Falls es ein „unwissenschaftliches“<br />
Vorgehen gibt, so muss es ein wissenschaftliches Vorgehen schlechthin geben. Wenn<br />
man so fragt, betreibt man <strong>Wissenschaftsphilosophie</strong>. Eine Antwort auf diese Frage<br />
(<strong>der</strong> vielleicht nicht je<strong>der</strong> zustimmen wird) könnte z.B. die Annahme enthalten, dass<br />
in allen Wissenschaften Hypothesen aufgestellt und empirisch geprüft werden.<br />
Ein an<strong>der</strong>er, teilweise ähnlicher Zugang zur <strong>Wissenschaftsphilosophie</strong> ist folgen<strong>der</strong>maßen<br />
möglich. Wir besinnen uns darauf, dass sich bei aller Spezialisierung in den