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Wissenschaftsphilosophie der Sozialwissenschaften - Open ...

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Da nach dieser Auffassung von Wissenschaft und ihrer Anwendung die Gesetze im<br />

Mittelpunkt stehen, nennt man sie die nomologische Auffassung (von griechischen<br />

Wort „nomos”, das „Gesetz” bedeutet).<br />

Die gegebene Beschreibung <strong>der</strong> Wissenschaft und ihrer Anwendung ist ziemlich<br />

global. Betrachten wir einige Punkte etwas genauer. Die Grundlagenforschung<br />

versucht, „Gesetze zu entdecken” – diese Formulierung steht für eine sehr komplexe<br />

und schwierige Tätigkeit. Gesetze liegen nicht sichtbar vor Augen. Es bedarf<br />

kreativer Einfälle, um geeignete Gesetzeshypothesen zu formulieren. Und es ist<br />

weiterhin eine schwierige Aufgabe, Gesetzeshypothesen anhand von<br />

Beobachtungsdaten zu prüfen, zu korrigieren und eventuell durch bessere zu<br />

ersetzen.<br />

Die von einer Wissenschaft entdeckten Gesetze stehen im Allgemeinen nicht<br />

gleichwertig nebeneinan<strong>der</strong>, sozusagen als Liste von Entdeckungen, die den Wissensstand<br />

des jeweiligen Gebietes bilden würden. Sie sind vielmehr in bestimmter<br />

Weise geordnet. Wie diese Ordnung beschaffen ist, wird später noch ausführlich<br />

behandelt werden, wenn wir uns mit dem Aufbau einer Theorie befassen. Es ist aber<br />

zur Orientierung hilfreich, schon hier ein erstes Verständnis davon zu vermitteln.<br />

Wir verwenden dazu das Beispiel <strong>der</strong> klassischen Mechanik, <strong>der</strong> Theorie, die Isaac<br />

Newton konstruierte, die von vielen für die bedeutendste Theorie in <strong>der</strong> Geschichte<br />

<strong>der</strong> Wissenschaften gehalten wird. Bereits vor Newton waren einige wichtige<br />

physikalische Gesetze bekannt, z.B. die Keplerschen Gesetze o<strong>der</strong> das von Galilei<br />

entdeckte Fallgesetz. Das erste Keplersche Gesetz beispielsweise besagt, dass sich<br />

alle Planeten in Ellipsen um die Sonne bewegen, wobei die Sonne jeweils in einem<br />

<strong>der</strong> Brennpunkte <strong>der</strong> Ellipse steht. Das Fallgesetz von Galilei besagt, dass bei einem<br />

frei fallenden Körper (d.h. keine Behin<strong>der</strong>ung beim Fallen, idealerweise nicht einmal<br />

durch den Luftwi<strong>der</strong>stand) die Fallstrecke s proportional dem Quadrat <strong>der</strong> Fallzeit t<br />

ist. Galilei ermittelte die Beziehung s = 5 t 2 .<br />

Solche Gesetze leisten eine Zusammenfassung von unzähligen Beobachtungsdaten.<br />

Man stelle sich vor, wie viele Positionen von Planeten und wie viele Vorgänge des<br />

Fallens es in <strong>der</strong> Welt schon gegeben hat und dass es unbegrenzt viele weitere geben<br />

kann. Für alle diese Fälle sagt das Gesetz aus, wie sie ablaufen und erklärt dadurch<br />

ihren Ablauf. Nun haben wir oben schon festgestellt, dass manchmal auch Gesetze<br />

wie<strong>der</strong>um durch noch grundlegen<strong>der</strong>e Gesetze erklärt werden. Für die beiden<br />

genannten Gesetze ist dies Newton gelungen. Mit seiner Theorie konnte er das<br />

Fallgesetz, die Keplerschen Gesetze und noch einiges mehr erklären. Newtons<br />

Theorie besteht aus den drei Bewegungsgesetzen und dem Gravitationsgesetz. Aus<br />

den Newtonschen Gesetzen lässt sich mathematisch ableiten, dass Gegenstände<br />

annäherungsweise so fallen, wie es Galilei beschrieben hat. (Ganz genau so fallen sie<br />

nicht, aber bei einem Fall aus nicht allzu großer Höhe stimmt das Galileische<br />

Fallgesetz annähernd.) Aus den Newtonschen Gesetzen lässt sich außerdem ableiten,

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