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Wissenschaftsphilosophie der Sozialwissenschaften - Open ...

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lässig, geboten/erlaubt/verboten usw.. Aussagen, die in dieser Weise ein Handeln<br />

auszeichnen bzw. es gebieten o<strong>der</strong> verbieten, nennt man auch normative Aussagen.<br />

In Beispiel 4 geht es nicht um eine moralische, son<strong>der</strong>n um eine ästhetische Bewertung.<br />

Wenn jemand die Bewertung in Beispielt 4 nicht zu teilen vermag, so wird man ihm<br />

(ihr) deshalb keinen moralischen Vorwurf machen können. An<strong>der</strong>erseits wird<br />

jemand, <strong>der</strong> eine Bewertung wie in Beispiel 4 abgibt, <strong>der</strong> Auffassung sein, dass es<br />

ästhetische Wertmaßstäbe gibt, die ein Urteil wie das abgegebene rechtfertigen können,<br />

so wie es moralische Wertmaßstäbe bzw. Normen gibt, die einzelne moralische<br />

Urteile zu begründen vermögen. (Allerdings kann man das philosophische Problem<br />

aufwerfen, ob ästhetische Urteile überhaupt begründbar sind, d.h. ob sie mehr sind<br />

als persönliche Geschmacksäußerungen, die man eventuell mit einigen an<strong>der</strong>en teilt.)<br />

Im nächsten Beispiel wird eine Erklärung bewertet und als schlecht befunden. Werturteile<br />

dieser Art geben Wissenschaftler ständig ab. Sie bewerten Theorien als wahr<br />

o<strong>der</strong> falsch, bewährt o<strong>der</strong> falsifiziert. Sie erachten empirische Untersuchungen und<br />

Messungen als valide o<strong>der</strong> nicht. Textstellen werden als klar o<strong>der</strong> unklar befunden.<br />

Von Argumenten sagt man, dass sie logisch gültig seien o<strong>der</strong> nicht usw. Wir sprechen<br />

hier von epistemischen, d.h. auf Erkenntnis bezogenen Werten.<br />

Beispiel 6 unterscheidet sich insofern von allen an<strong>der</strong>en, als hier eine persönlichsubjektive<br />

Wertung ausgedrückt wird. Franz wird nicht davon ausgehen wollen, dass<br />

seine Präferenz objektiv begründbar ist o<strong>der</strong> dass sie zu einer verbindlichen Norm<br />

für alle gemacht werden könnte. In den an<strong>der</strong>en Fällen ist die Wertung dagegen<br />

jeweils mit einem allgemeinen Wertmaßstab o<strong>der</strong> einer allgemeinen Norm<br />

verbunden. Wer z.B. urteilt, dass es moralisch unzulässig ist, wissenschaftliche<br />

Ergebnisse zu fälschen, wird dies nicht als Ausdruck persönlicher Vorliebe auffassen<br />

und im Übrigen jedem Einzelnen frei stellen, sich entsprechend zu verhalten,<br />

son<strong>der</strong>n wird verlangen, dass sich je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> im Bereich <strong>der</strong> Wissenschaft tätig ist, an<br />

die entsprechende Norm hält. Manche Autoren sprechen in Fällen, in denen es<br />

lediglich um persönlich-subjektive Wertungen/Präferenzen geht, gar nicht von<br />

Werturteilen, son<strong>der</strong>n nur dort, wo allgemeine Wertmaßstäbe/Normen zugrunde<br />

liegen. Da jedoch im Folgenden die persönlich-subjektiven Urteile bzw. Präferenzen<br />

eine wichtige Rolle spielen werden, zählen wir sie zu den Werturteilen hinzu und<br />

fassen daher die Klasse <strong>der</strong> Werturteile etwas weiter, als dies manchmal geschieht.<br />

Im Folgenden werden wir vor allem mit den drei folgenden Arten von Werturteilen<br />

zu tun haben: erstens den moralischen, um den ethischen Aspekt <strong>der</strong> Wissenschaft zu<br />

thematisieren; zweitens den epistemischen, mit <strong>der</strong>en Hilfe Wissenschaftler jeweils<br />

darüber befinden, ob ein einzelnes Ergebnis einen Fortschritt in Richtung Erkenntnis<br />

darstellt; drittens den persönlich-subjektiven, die das Interesse einzelner Wissenschaftler<br />

an bestimmten Themen und Fragen zum Ausdruck bringen.<br />

Sprachlich gesehen gibt es verschiedene Möglichkeiten, Wertungen vorzunehmen.<br />

Erstens gibt es eine Reihe von Wertbegriffen, die ausschließlich dem Zweck dienen,

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