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Wissenschaftsphilosophie der Sozialwissenschaften - Open ...

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Ergebnissen kommen können, als Grund dafür an, dass sie nicht vertrauenswürdig<br />

seien und dass es besser sei, auf Experten gar nicht zu hören. – Diese Problematik<br />

gehört zu den wichtigsten, mit denen sich die <strong>Wissenschaftsphilosophie</strong> befasst. Sie<br />

spielt eine entscheidende Rolle, nicht nur in den Wissenschaften selbst, son<strong>der</strong>n z.B.<br />

auch im Berufsleben und in <strong>der</strong> Politik. Sehr viele Personen werden durch diese<br />

Problematik immer wie<strong>der</strong> verwirrt und gelangen zu einer inadäquaten Auffassung<br />

darüber, was die menschliche Erkenntnis zum Ziel hat und was sie zu leisten<br />

vermag.<br />

Abschließend noch eine Bemerkung zum Titel dieser Veranstaltung. <strong>Wissenschaftsphilosophie</strong><br />

ist, wie Sie gehört haben, die philosophische Auseinan<strong>der</strong>setzung mit<br />

Grundfragen <strong>der</strong> Wissenschaft. Früher war es im deutschsprachigen Bereich eher<br />

üblich, von „Wissenschaftstheorie” zu sprechen, auch wurde die englische<br />

Bezeichnung „Philosophy of Science” im Deutschen zunächst durch „Wissenschaftstheorie”<br />

übersetzt. Dass inzwischen immer häufiger von „<strong>Wissenschaftsphilosophie</strong>“<br />

gesprochen wird, hat den Grund, dass man in diesem Fach Probleme<br />

aufwirft und untersucht, die in <strong>der</strong> Wissenschaftstheorie im engeren Sinne nicht<br />

vorkommen. Wissenschaftstheorie ist nach dem Verständnis vieler z.B. die<br />

Untersuchung <strong>der</strong> logischen Struktur wissenschaftlicher Theorien, die präzise<br />

Definition eines Erklärungsmodells, die Entwicklung einer induktiven Logik und<br />

Ähnliches, wobei ausgiebig von den Mitteln <strong>der</strong> formalen Logik Gebrauch gemacht<br />

wird. Solche Themen spielen auch in <strong>der</strong> heutigen <strong>Wissenschaftsphilosophie</strong> eine<br />

zentrale Rolle. Aber zusätzlich findet man dort eine Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Fragen<br />

<strong>der</strong> Ethik und <strong>der</strong> Rolle von Wertungen in den Wissenschaften, mit Fragen nach <strong>der</strong><br />

Entstehung wissenschaftlicher Ideen und nach den sozialen Bedingungen von<br />

Wissenschaft. Es hat sich mehr und mehr die Auffassung durchgesetzt, dass solche<br />

Probleme zusammen mit den klassischen Themen <strong>der</strong> Wissenschaftstheorie<br />

behandelt werden sollten. Diese Art und Weise, die Wissenschaften zu untersuchen,<br />

nennt man heute oft <strong>Wissenschaftsphilosophie</strong>. Man kann aber auch nach wie vor<br />

„Wissenschaftstheorie“ dazu sagen und den Begriff hierbei weiter fassen, als es<br />

früher üblich war.<br />

1.1 Eine Fallstudie: die Kontroverse um den Kreationismus<br />

Als zentrales Thema <strong>der</strong> <strong>Wissenschaftsphilosophie</strong> wurde die Frage erwähnt, worin<br />

eigentlich Wissenschaftlichkeit besteht bzw. was eine Theorie o<strong>der</strong> ein Vorgehen zu<br />

einem wissenschaftlichen macht. Auf den ersten Blick mag eine solche Frage vielleicht<br />

etwas akademisch anmuten und keine große Bedeutung für praktische Probleme zu<br />

haben. In Wirklichkeit ist es aber ein Problem von ziemlicher praktischer Relevanz<br />

und mit politisch brisanten Konsequenzen. Um dies aufzuzeigen, betrachten wir<br />

einmal die Kontroverse um den sogenannten Kreationismus.

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