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Wissenschaftsphilosophie der Sozialwissenschaften - Open ...

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8.2 Theoretische Begriffe und Beobachtungsbegriffe<br />

Um wahr o<strong>der</strong> falsch, bestätigt o<strong>der</strong> falsifiziert sein zu können, muss eine Aussage in<br />

ihrer Bedeutung hinreichend klar sein. Und hierzu müssen die in ihr vorkommenden<br />

Begriffe klar sein. Wie kann man die Bedeutung von Begriffen festlegen? Ein Mittel<br />

hierzu ist die Definition.<br />

Eine Definition ist von <strong>der</strong> Form: „X” bedeutet dasselbe wie „A”.<br />

Hierbei ist „X” <strong>der</strong> zu definierende, eventuell neu eingeführte, Ausdruck, und „A”<br />

ist ein Ausdruck, dessen Bedeutung bereits feststeht. Wenn wir z.B. das Wort<br />

„Schimmel” neu zu definieren hätten, könnten wir festlegen: „Schimmel” bedeutet<br />

dasselbe wie „weißes Pferd”.<br />

Man kann nun aber nicht alle Ausdrücke definieren. Die meisten Begriffe <strong>der</strong><br />

Umgangssprache lernt man nicht durch Definition, son<strong>der</strong>n dadurch, dass man<br />

erfährt, wie sie in bestimmten Situationen gebraucht werden. Teilweise lernt man sie<br />

durch Hinweis auf den Gegenstand, den ein Wort bezeichnet: Dies ist ein Schimmel,<br />

dies eine Tomate usw. Man beachte aber, dass viele sprachliche Ausdrücke gar keine<br />

Gegenstände bezeichnen, auf die man hinweisen könnte: die Freiheit, <strong>der</strong> Staat, die<br />

Wirtschaft. Kann man auf den Gegenstand „Geld” hinweisen? Auf die einzelne<br />

Münze schon, aber „Geld” im Allgemeinen ist ein ziemlich abstrakter Begriff.<br />

Weiterhin gibt es Ausdrücke, die gar keine Gegenstände bezeichnen, z.B. „ist” in <strong>der</strong><br />

Redewendung „x ist grün”. Im gemeinsamen Handeln schaffen es Personen<br />

dennoch, sich darüber einig zu werden, wie man dieses Wort verwendet.<br />

Wie ist es in <strong>der</strong> Wissenschaft? Zum Teil wird dort die Umgangssprache verwendet,<br />

und insoweit setzt man in <strong>der</strong> Wissenschaft voraus, dass man in <strong>der</strong><br />

Umgangssprache verständliche Mitteilungen machen kann. Zum Teil werden<br />

Beobachtungsbegriffe verwendet, <strong>der</strong>en Bedeutung unproblematisch erscheint.<br />

Beispiele: Dieses Papier hat sich von blau nach rot verfärbt (Lackmuspapier). Dieser<br />

Stab ist länger als jener. Dieser Stein ist schwerer als jener (Balkenwaage). Der Zeiger<br />

steht zwischen den Ziffern 3 und 4. Die Versuchsperson hat bei Frage 5 die Antwort<br />

ja angekreuzt. – Dies sind alles Beobachtungsaussagen; und blau, rot, länger, schwerer<br />

usw. sind Beobachtungsbegriffe.<br />

Wie ist es aber mit Begriffen wie Atom, Elektron, Gen, Leistungsmotivation,<br />

Intelligenzquotient, Über-Ich? Da sie im Zusammenhang mit bestimmten Theorien<br />

eingeführt werden, nennt man sie theoretische Begriffe. Sie beziehen sich nicht auf<br />

Beobachtbares, son<strong>der</strong>n auf theoretisch postulierte Dinge bzw. Eigenschaften.<br />

Wodurch erhalten theoretische Begriffe ihre Bedeutung? Diese Frage steht in<br />

direktem Zusammenhang mit <strong>der</strong> Prüfbarkeit von Aussagen: Um zu prüfen, ob alle

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