Wissenschaftsphilosophie der Sozialwissenschaften - Open ...
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ist nicht rot, und es ist nicht durch eine Stange mit dem Atomkern verbunden. Aber<br />
das Wasserstoffatom hat einen Kern, bestehend aus einem Proton und einem<br />
Neutron, und ein Elektron. Diese Struktur kann durch drei verschiedenfarbige<br />
Kugeln abgebildet werden.<br />
Ein an<strong>der</strong>er Zweck von Modellen besteht darin, Untersuchungen an ihnen vorzunehmen.<br />
Ein Beispiel sind Studien an Flugzeug-Modellen im Windkanal. Solche<br />
Untersuchungen sind am Original nicht möglich bzw. zu kostspielig. Bei diesen<br />
Modellen zu Forschungszwecken ist es natürlich noch entscheiden<strong>der</strong> als bei den<br />
Illustrationsmodellen, dass in den relevanten Aspekten mit einiger Präzision eine<br />
Übereinstimmung mit dem Original besteht. Es gibt dennoch niemals eine Garantie,<br />
das ein Ergebnis, das man am Modell findet, auch für das Original gültig ist. In <strong>der</strong><br />
Physik und Technik haben sich Forschungsmodelle als sehr nützlich erwiesen.<br />
In vielen Wissenschaften spielen Computermodelle heute eine wichtige Rolle. Man<br />
versucht, mit Hilfe eines Computerprogramms ein reales System zu simulieren.<br />
Computersimulation setzt voraus, dass das Programm und das nachzubildende<br />
System, z.B. die Wirtschaft eines Landes o<strong>der</strong> die Denkvorgänge einer Person,<br />
strukturell ähnlich sind und sich in bestimmten Aspekten ähnlich verhalten. Ein<br />
Computersystem einschließlich dem Simulationsprogramm existiert als physisches<br />
System, und wenn man das Programm laufen lässt, bedeutet dies, dass eine Vielzahl<br />
physikalischer Ereignisse ablaufen. Als Benutzer des betreffenden Computermodells<br />
interessiert man sich aber in <strong>der</strong> Regel nicht für die physikalische Ebene, son<strong>der</strong>n für<br />
das Simulationsprogramm als Zeichensystem und für die visuell-anschauliche<br />
Darstellung des Simulationsprozesses, etwa auf dem Bildschirm o<strong>der</strong> auf einem<br />
Computerausdruck.<br />
In den Kognitionswissenschaften sind eine Reihe von Modellen entwickelt worden,<br />
die man unter <strong>der</strong> Bezeichnung „Computermodell des Geistes” zusammenfaßt.<br />
Ausgangspunkt war die Hypothese, dass kognitive Vorgänge beim Menschen (z.B.<br />
Wahrnehmung, Denken, Erinnern) in bestimmten Aspekten <strong>der</strong> Informationsverarbeitung<br />
mit dem Computer ähnlich sind. Man begann damit,<br />
kognitive Vorgänge, z.B. Denkvorgänge beim Lösen eines Problems, auf dem<br />
Computer zu simulieren. (Ein Pionier auf diesem Gebiet war Herbert Simon.) Das<br />
Computersystem mit dem jeweiligen Simulationsprogramm soll hierbei als Modell<br />
des menschlichen kognitiven Systems dienen, o<strong>der</strong> besser, eines Teils dieses Systems,<br />
z.B. des Gedächtnisses (denn es gibt keine Programme zur Simulation des gesamten<br />
menschlichen Geistes). Heute wird die Entwicklung dieser Art von Modellen von<br />
vielen als erfolgreich angesehen – allerdings gibt es auch Kritiker, die <strong>der</strong><br />
Überzeugung sind, dass das „Computermodell” in seinen verschiedenen<br />
Realisierungen gerade nicht dasjenige erfasst, was am menschlichen Geist wesentlich<br />
ist, z.B. die Fähigkeit, Neues zu erschaffen. An den ersten Modellen <strong>der</strong><br />
Kognitionswissenschaft wurde auch bemängelt, dass sie dem menschlichen Gehirn