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Wissenschaftsphilosophie der Sozialwissenschaften - Open ...

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2.1 Die deduktiv-nomologische Erklärung<br />

Die dargestellten Beispiele wurden nur ungenau behandelt, es wurde ein intuitives<br />

Erklärungsverständnis erzeugt. Die Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Wissenschaftsphilosophie</strong> besteht<br />

darin, dieses intuitive Verständnis zu präzisieren. Damit stellt sich die<br />

<strong>Wissenschaftsphilosophie</strong> ein Problem. Im Alltag und in <strong>der</strong> Wissenschaft fragen wir<br />

nach Erklärungen, d.h. wir werfen ein Erklärungsproblem auf und wollen eine Problemlösung.<br />

Die <strong>Wissenschaftsphilosophie</strong> fragt nun darüber hinaus, was die Struktur<br />

einer Erklärung ist, und damit wirft sie ein Problem auf einer an<strong>der</strong>en Ebene auf: Was<br />

haben denn die oben genannten Beispiele gemeinsam?<br />

Zunächst könnte man es in allgemeiner Weise etwa so ausdrücken: Es geht bei<br />

Erklärungen immer darum, aufzuzeigen, was einem bestimmten Ereignis o<strong>der</strong><br />

Zusammenhang zugrunde liegt.<br />

Betrachten wir nochmals das Beispiel mit <strong>der</strong> Vergiftung durch den<br />

Knollenblätterpilz. Wir könnten die oben gegebene Erklärung in folgende Form<br />

bringen:<br />

Ursache: Hans hat 100 Gramm weißen Knollenblätterpilz gegessen.<br />

-----------------------------------------------------------------------------------------<br />

Wirkung: Hans hat sich eine schwere Vergiftung zugezogen.<br />

Dies ist eine Form, <strong>der</strong> man sich in Alltagserklärungen gern bedient. Was unter dem<br />

Strich steht, entspricht <strong>der</strong> Warum-Frage, die eine Erklärung for<strong>der</strong>t. Und über dem<br />

Strich steht die Antwort, die die Erklärung gibt. Ein Ereignis B ist passiert. Zur<br />

Erklärung von B wird ein an<strong>der</strong>es Ereignis A als Ursache genannt.<br />

Aus bestimmten Gründen ist man aber in <strong>der</strong> <strong>Wissenschaftsphilosophie</strong> damit noch<br />

nicht zufrieden. Was heißt es genau, dass A die Ursache von B ist? Was bedeutet eine<br />

solche Kausalaussage? Der Begriff <strong>der</strong> Ursache wäre hier noch zu klären.<br />

Eine an<strong>der</strong>e wichtige Frage lautet: Woher weiß man eigentlich, dass es A war, das B<br />

bewirkt hat? Angenommen, wir haben gute Belege dafür, dass A und B passiert sind<br />

und dass A B vorausging. Aber war A wirklich die Ursache? Im Grunde kann man<br />

nichts an<strong>der</strong>es tun, als zu überprüfen, ob A auch in an<strong>der</strong>en Fällen regelmäßig zu B<br />

führt. Dies läuft aber darauf hinaus, die Gesetzesaussage „A führt immer zu B“ zu<br />

überprüfen.<br />

Aus diesen Gründen wird von vielen Philosophen vertreten, dass man den<br />

Ursachenbegriff auf den des Gesetzes zurückführt, und zwar in folgen<strong>der</strong> Weise: Die<br />

Aussage „A ist Ursache von B” besagt: A hat sich ereignet, und B hat sich ereignet,

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