Wissenschaftsphilosophie der Sozialwissenschaften - Open ...
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In unserer Gesellschaft sollen die Menschen ein gewisses Maß an<br />
Leistungsmotivation besitzen.<br />
Eine frühe Erziehung zur Selbstständigkeit ist die einzige Maßnahme, die ein<br />
solches Maß an Leistungsmotivation bewirken kann.<br />
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Kin<strong>der</strong> sollten früh zur Selbstständigkeit erzogen werden.<br />
Überlegen Sie, warum in <strong>der</strong> zweiten Prämisse <strong>der</strong> Ausdruck „einzige Maßnahme”<br />
vorkommt. Wie wäre es, wenn man als zweite Prämisse einfach die Gesetzeshypothese<br />
einsetzen würde: Eine frühe Erziehung zur Selbstständigkeit bewirkt ein solches<br />
Maß an Leistungsmotivation.<br />
12.2 Werturteile als Bestimmungsfaktoren in verschiedenen<br />
Forschungsphasen<br />
Es ist schon angedeutet worden, dass natürlich auch in <strong>der</strong> Wissenschaft Wertungen<br />
vorgenommen werden. In gewisser Weise macht das Bewerten von Theorien, Erklärungen,<br />
empirischen Resultaten, Forschungsanträgen sogar einen großen Teil dessen<br />
aus, was Wissenschaftler tun. Zu den entsprechenden Werten gehören Wahrheit, Bewährung,<br />
logische Gültigkeit usw. Wie man vorgeht, um diesen Werten am Besten zu<br />
genügen, dies ist das eigentliche Thema <strong>der</strong> Methodologie (Wissenschaftstheorie im<br />
engeren Sinne). Zur Wissenschaft gehören weiterhin Werte, die im Dienste <strong>der</strong><br />
Wahrheitssuche stehen und die wir bisher kaum thematisiert haben, weil sie ziemlich<br />
selbstverständlich sind: Klarheit und Verständlichkeit in <strong>der</strong> Darstellung von Forschungsergebnissen;<br />
Wahrhaftigkeit in <strong>der</strong> Veröffentlichung von Ergebnissen, d.h.<br />
Aussage dessen, was man selbst für die Wahrheit hält. Da alle diese Dinge auf Erkenntnis<br />
abzielen, sprechen wir von epistemischen Werten.<br />
Epistemische Werturteile haben einen Einfluss auf das, was in <strong>der</strong> Wissenschaft geschieht,<br />
und dies soll auch so sein. Wertfreiheit meint also nicht, dass Forschung frei von jeglicher<br />
Bewertung ist. Offenbar hat das Wertfreiheitsprinzip mit all den an<strong>der</strong>en Arten<br />
von Werten zu tun, die nichtepistemischer Natur sind, z.B. moralische Werte o<strong>der</strong><br />
Werte <strong>der</strong> Nützlichkeit. Daher fragen wir nun: Haben nichtepistemische Werte einen<br />
Einfluss auf die Forschung? Wenn ja, soll dies so sein?<br />
Die Frage ist nicht leicht zu beantworten, da die Wissenschaft viele Aspekte und<br />
Phasen hat. Es hat sich als vorteilhaft erweisen, zur Diskussion dieses Problems folgende<br />
Phasen wissenschaftlicher Tätigkeit zu unterscheiden: