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Wissenschaftsphilosophie der Sozialwissenschaften - Open ...

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Der Rabe Kuno ist schwarz<br />

Der Rabe Karl ist schwarz<br />

Usw. ...<br />

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -<br />

Alle Raben sind schwarz<br />

- 50 -<br />

Man hat also das Beobachtungsergebnis, dass einige A's die Eigenschaft B haben und<br />

schließt „Alle A sind B”. Ein solches Schlussschema mag nun etwas naiv anmuten.<br />

Man kann einem induktiven Schluss zusätzliche Bedingungen auferlegen, z.B., dass<br />

viele A's auf B hin untersucht worden sind und dass sie unter verschiedenen<br />

Umständen untersucht worden sind. Dies wirft dann die Frage auf, wie viele es sein<br />

müssen. Wir werden aber sehen, dass dies für die folgenden Überlegungen gar keine<br />

Rolle spielt. Wesentlich ist, dass bei einem Induktionsschluss die in <strong>der</strong> Konklusion<br />

genannte Klasse aller A stets Individuen enthält, die nicht untersucht worden sind<br />

und daher in den Prämissen nicht vorkommen.<br />

Diese Schlussform führt in <strong>der</strong> Tat von Beobachtungsaussagen zu allgemeinen<br />

Aussagen. Aber wie steht es mit <strong>der</strong> Wahrheitsübertragung? Man erkennt sofort,<br />

dass hier nicht garantiert ist, dass man bei wahren Prämissen stets nur zu wahren<br />

Konklusionen gelangt. Prinzipiell könnte es ja sein, dass alle bislang beobachteten<br />

Raben schwarz sind, <strong>der</strong> nächste aber nicht schwarz ist und es somit falsch ist, dass<br />

alle Raben schwarz sind. (In <strong>der</strong> Tat hat man schon weiße Raben entdeckt.) Dies<br />

hängt damit zusammen, dass hier die Konklusion Information enthält, die in den<br />

Prämissen nicht enthalten ist.<br />

Kann man die Induktion dennoch gebrauchen, ist sie sogar unentbehrlich für die<br />

Erkenntnis? Seit <strong>der</strong> Antike bis heute wird von vielen behauptet, dass die Induktion<br />

die grundlegende Methode <strong>der</strong> empirischen Wissenschaften sei und dass z.B. die<br />

Physik <strong>der</strong> Induktion ihre großen Erfolge verdanke. Noch heute kann man dies in<br />

vielen Lehrbüchern lesen. Man nennt diese Auffassung Induktivismus. Wer ihr<br />

anhängt, geht in <strong>der</strong> Regel davon aus, dass die Induktion gleich zwei wichtige<br />

Funktionen erfüllt. Zum einen dient sie <strong>der</strong> Gewinnung von Gesetzeshypothesen.<br />

Ausgangspunkt empirischer Forschung sind eine Menge von Beobachtungsergebnissen,<br />

beschrieben durch singuläre Aussagen. Von ihnen ausgehend, gelangt man<br />

durch induktive Schlüsse zu Gesetzeshypothesen. Zweitens werden die so gewonnenen<br />

Gesetzeshypothesen zugleich begründet, sie gelten als bewiesen. Anfang des<br />

17. Jahrhun<strong>der</strong>ts lehrte <strong>der</strong> Philosoph Francis Bacon eine Form des Induktivismus,<br />

und er glaubte, dass die induktive Methode dazu verhelfen werde, die Naturgesetze<br />

zu erkennen und so die Natur zum Wohle <strong>der</strong> Menschheit zu beherrschen. Newton

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