31.10.2013 Aufrufe

Die Juden und das Dritte Reich

Die Juden und das Dritte Reich

Die Juden und das Dritte Reich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

war zu überwinden: Hitler-Deutschland erklärte sein Unvermögen, auf einmal so<br />

riesige Summen, die einen bedeutenden Teil seines jährlichen Haushaltsplanes<br />

ausmachen würden, zu exportieren <strong>und</strong> verlangte, <strong>das</strong>s die Abwicklung<br />

langfristig auf der Gr<strong>und</strong>lage von Kompensationsverträgen nicht nur mit<br />

England, <strong>das</strong> durch seine Verpflichtungen in Palästina ohnehin beteiligt war,<br />

sondern mit jedem andern Land zu geschehen habe. <strong>Die</strong> ändern Länder <strong>und</strong><br />

England ließen klar erkennen, <strong>das</strong>s, wenn sie auch bereit wären, die deutschen<br />

<strong>Juden</strong> aufzunehmen <strong>und</strong> vielleicht auch eine etwas kleinere Summe als 1000<br />

Pf<strong>und</strong> pro Kopf ins Auge zu fassen, es ihnen aber andererseits erst dann möglich<br />

wäre zu verhandeln, wenn Deutschland sich zunächst verpflichtete, die ganze<br />

Summe, auf die man sich einigen würde, zum Transfer in fremde Währungen<br />

freizugeben.<br />

________________<br />

46 In seinem Buch "Le Breviaire de la Haine" erwähnt Leon Poliakov dieses Abkommen (auf Seite 32 der<br />

französischen Auflage), aber seine Kommentare geben ein vollkommen falsches Bild vom Sinn <strong>und</strong> Zweck des<br />

Vertrages.<br />

Daran scheiterte alles. Der letzte Versuch in diesem Sinne wurde im November<br />

1938 unternommen, als Hitler den damals bereits in Ungnade gefallenen Dr.<br />

Schacht nach London sandte. Vergeblich. Nun, es war richtig, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

Deutschland von 1933 eine Summe von zehn Milliarden RM nicht sofort <strong>und</strong><br />

ohne Gegenleistung ausführen konnte, - nicht einmal drei Milliarden. Damals<br />

wären wohl weder Frankreich noch England, vielleicht nicht einmal die<br />

Vereinigten Staaten zu einer solchen Transaktion imstande gewesen.<br />

Folgendes ereignete sich: 1933 wurde der "Jewish Agency" <strong>das</strong> Recht erteilt, in<br />

Berlin die "Zentralstelle für jüdische Auswanderung" zu eröffnen <strong>und</strong> dort unter<br />

deutscher Kontrolle monatlich die von England zugestandenen 1500 Palästina-<br />

Pässe 47 auszustellen. Da kein Kompensations-Vertrag hatte abgeschlossen<br />

werden können, konnte auch in keinem Pass die Ausfuhrgenehmigung des<br />

Gegenwertes von 1000 Pf<strong>und</strong> erteilt werden. Hinsichtlich der Zahl der<br />

Reisepässe einigten sich die "Jewish Agency" <strong>und</strong> die Nazis, sie ein wenig<br />

aufzur<strong>und</strong>en <strong>und</strong> mehr als 1500 (hauptsächlich unter dem Deckmantel falscher<br />

Staatszugehörigkeiten) auszufertigen. Auch halfen sie bei der unerlaubten<br />

Auswanderung. Im Endeffekt war es bei Ausbruch des Krieges ungefähr<br />

300.000 <strong>und</strong> nicht nur den vom Chaim Arlossaroff-Abkommen bzw. dem<br />

Hawara-Vertrag vorgesehenen 108.000 <strong>Juden</strong> gelungen, Deutschland zu<br />

verlassen.<br />

Zur Zeit der Kriegserklärung war eine andere Komplikation hinzugekommen<br />

<strong>und</strong> der Umsiedlungs-Versuch war in Gefahr, im Sande zu verlaufen: England<br />

hatte nämlich im März 1939 entschieden, ab sofort für die nächsten fünf Jahre<br />

alles in allem nur 75.000 Einwanderungsgenehmigungen für Palästina zu<br />

erteilen.<br />

105

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!