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Die Juden und das Dritte Reich

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unter Führung von Ebert <strong>und</strong> Scheidemann waren kaum weniger enttäuscht:<br />

Statt mit Leichtigkeit eine absolute Mehrheit zu erringen, womit sie fest<br />

gerechnet hatten, sahen sie sich zu einer Koalitionsregierung mit dem<br />

katholischen Zentrum <strong>und</strong> den Demokraten gezwungen. <strong>Die</strong>sem Kabinett<br />

Scheidemann, in dem der Graf Brockdorff-Rantzau Außenminister <strong>und</strong> Noske<br />

<strong>Reich</strong>swehrminister war - Ebert war am 11. Februar zum <strong>Reich</strong>spräsidenten<br />

gewählt worden 105 - wurde der Entwurf zum Friedensvertrag vorgelegt.<br />

________________<br />

105 <strong>Die</strong> Verfassung wurde erst am 11. August verkündigt. Der Jurist Dr. Preuß, der mit der Ausarbeitung des Entwurfs<br />

betraut war, riet dem <strong>Reich</strong>stag von der Anwendung dieses Wortes ausdrücklich ab:<br />

"An <strong>das</strong> Wort <strong>Reich</strong> knüpfen sich jahrh<strong>und</strong>ertealte Traditionen <strong>und</strong> die ganze Sehnsucht des aufgesplitterten deutschen<br />

Volkes nach nationaler Einheit. Der Verzicht auf dieses Wort, <strong>das</strong> eine hart erkämpfte <strong>und</strong> erst nach so vielerlei<br />

Prüfungen <strong>und</strong> Enttäuschungen verwirklichte Einheit bedeutet, hieße unnütz <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>los die in der Volksseele tief<br />

verwurzelten Gefühle verletzen."<br />

Man hat viel von der "Weimarer Republik" gesprochen, man hätte lieber "<strong>Reich</strong> von Weimar" sagen sollen. Es dauerte<br />

bis nach Ende des Zweiten Weltkrieges, bevor <strong>das</strong> Wort Republik für die politischen Einrichtungen Deutschlands<br />

verwendet wurde. Das ist wichtiger, als es scheinen mag, denn es bedeutet, <strong>das</strong>s die staatsrechtliche Form des<br />

deutschen Volkes nicht eindeutig festgelegt war.<br />

Anfang Mai hatte dieses Kabinett bereits mit den größten Schwierigkeiten zu<br />

kämpfen. <strong>Die</strong> Entente hatte ein Embargo über die ganze deutsche<br />

Industrieproduktion verhängt, um Deutschland zur Zahlung der ihm<br />

aufzuerlegenden Reparationen zwingen zu können; aus dem gleichen Gr<strong>und</strong>e<br />

gestattete man die Ausnutzung der einheimischen Rohstoffe nur in sehr<br />

bescheidenen Grenzen. Außerdem durfte nur ein ganz geringes Kontinent an<br />

Nahrungsmitteln <strong>und</strong> dringend benötigten Rohstoffen gegen Goldtransfer der<br />

<strong>Reich</strong>sbank eingeführt werden, <strong>und</strong> zwar unter Kontrolle eines Obersten Rates<br />

für Hilfe <strong>und</strong> Beistand unter dem Vorsitz von Herbert Hoover. 106 So war eine<br />

merkwürdige Lage geschaffen, in der man die Arbeiter nicht arbeiten lassen<br />

konnte: dort wo es Arbeit gab, gab es keine ausreichende Verpflegung, <strong>und</strong> die<br />

Fabriken, in denen die Arbeiter selbst sich ihr Brot wieder verdienen wollten,<br />

konnten nicht mit den nötigen Rohstoffen beliefert werden... Unter Ausnützung<br />

dieser aus der Situation entstandenen Missstimmung gelang es den<br />

Unabhängigen <strong>und</strong> Spartakisten Mitte Februar die bereits zusammengebrochene<br />

Aufstandsbewegung zu neuem Leben zu wecken, die dann ab Mitte März die<br />

Machtergreifung Bela Khuns in Ungarn ermutigte <strong>und</strong> unterstützte. <strong>Die</strong><br />

Regierung musste Berlin ein zweites Mal mit Waffengewalt erobern, dann<br />

Magdeburg <strong>und</strong> Braunschweig, <strong>und</strong> schließlich München. Am 7. Mai war man<br />

dabei, die Wiedereroberung Dresdens <strong>und</strong> Leipzigs vorzubereiten ...<br />

Es war gar kein W<strong>und</strong>er, <strong>das</strong>s alle deutschen Politiker, welcher Richtung auch,<br />

beim Durchlesen der alliierten Friedensbedingungen den Eindruck gewannen,<br />

<strong>das</strong>s hiermit kein anderer Zweck verfolgt würde als entweder jenen Zustand neu<br />

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