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Die Juden und das Dritte Reich

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Vom Lager selbst sehen wir nur sechs bis acht große, in roten Ziegelsteinen<br />

errichtete Kasernen. <strong>Die</strong> Gebäude scheinen neu zu sein; alle Fenster sind mit<br />

Gittern versehen. Das Lager ist mit einer sehr hohen, mit Stacheldraht<br />

beschickten Mauer aus Betonplatten umgeben.<br />

Unterhaltung mit dem Lagerkommandanten: Wie in Oranienburg <strong>und</strong> in<br />

Ravensbrück sind hier die Offiziere fre<strong>und</strong>lich, aber auch zur gleichen Zeit<br />

verschwiegen. (Jedes Wort ist wohl überlegt <strong>und</strong> man merkt die Befürchtung,<br />

die geringste Auskunft zu geben)<br />

1. <strong>Die</strong> Verteilung der RK-Pakete scheint gestattet <strong>und</strong> sogar durch eine<br />

für alle Kz's gültige Anordnung geregelt zu sein.<br />

2. Der Kommandant sagt uns, <strong>das</strong>s die persönlich an einen Gefangenen<br />

gerichteten Pakete immer vollständig ausgehändigt werden.<br />

3. Es gibt für jede Nationalität Vertrauensleute.<br />

4. Es gibt einen <strong>Juden</strong>ältesten, der für die gesamten jüdischen<br />

Interessen verantwortlich ist.<br />

5. <strong>Die</strong> Vertrauensleute <strong>und</strong> der <strong>Juden</strong>älteste können Sammelpakete<br />

empfangen; diese Pakete werden frei nach ihrem Ermessen verteilt.<br />

<strong>Die</strong> persönlichen, mit unbekannten Namen versehenen Pakete<br />

werden dem Vertrauensmann der entsprechenden Nationalität<br />

ausgehändigt.<br />

6. <strong>Die</strong> Verteilung der vom Komitee abgesandten Pakete scheint uns<br />

gesichert. Wir haben keinen Beweis, aber unser Eindruck ist, <strong>das</strong>s<br />

der Lagerkommandant die Wahrheit sagt, wenn er erklärt, die<br />

Verteilung finde regelmäßig statt <strong>und</strong> jeder <strong>Die</strong>bstahl werde streng<br />

bestraft ...<br />

Wir hoffen, <strong>das</strong>s wir Ihnen bald Namen, Vornamen, Nummern <strong>und</strong> Nationalität<br />

der Auschwitz-Häftlinge zukommen lassen können. Ein Kommando von<br />

englischen Kriegsgefangenen arbeitet nämlich in einem Auschwitzer Bergwerk<br />

zusammen mit den Kz-Häftlingen. Wir haben den Hauptvertrauensmann von<br />

Teschen gebeten, sein Möglichstes zu tun, um vom Vertrauensmann des<br />

Auschwitz-Kommandos alle erforderlichen Auskünfte zu erhalten.<br />

Der britische Vertrauensmann hat uns von sich aus gefragt, ob wir etwas über<br />

den "Brausesaal" wüssten. Es ginge nämlich <strong>das</strong> Gerücht um, <strong>das</strong>s im Lager ein<br />

sehr moderner Brausesaal bestünde, wo die Häftlinge reihenweise vergast<br />

würden.<br />

Der britische Vertrauensmann hat durch sein Auschwitz-Kommando versucht,<br />

eine Bestätigung dieser Behauptung zu erlangen. Es war unmöglich, etwas zu<br />

beweisen. <strong>Die</strong> Gefangenen selbst haben nicht darüber gesprochen. Als wir<br />

Auschwitz verließen, hatten wir jedenfalls den Eindruck, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Geheimnis<br />

sehr gehütet wird.<br />

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