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Die Juden und das Dritte Reich

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anerkennen zu lassen, dann englische, russische <strong>und</strong> französische Übersetzungen<br />

vorzulegen, die mit dem deutschen Urtext nichts mehr gemeinsam hatten, um<br />

schließlich aus diesen Übersetzungen Argumente zu ziehen, die dann wieder ins<br />

Deutsche rückübersetzt wurden.<br />

Viele auf diesem Wege eingeschobene Interpretationen wurden von den<br />

Angeklagten oder ihren Anwälten während der Verhandlungen berichtigt - also<br />

auf frischer Tat - aber es gab so viele, <strong>das</strong>s einige natürlich durchschlüpften -<br />

<strong>und</strong> <strong>das</strong> Unglück wollte, <strong>das</strong>s es nicht immer die unbedeutendsten waren.<br />

Aber ebenso wie die Kriegsverbrechen zwingen uns auch die Verbrechen gegen<br />

den Frieden auf die Ebene der harten Tatsachen. Allerdings werden wir uns auch<br />

in diesem Falle (wie bei den Kriegsverbrechen) nur gerade solange aufhalten,<br />

wie unbedingt erforderlich, um dem Leser jenen Überblick zu vermitteln, den er<br />

braucht um <strong>das</strong> Problem zu verstehen, <strong>das</strong> ihm als Stoff zum Nachdenken dienen<br />

möge.<br />

*<br />

Wenn ich mich richtig erinnere, erzählt La Fontaine in einer Fabel, wie der<br />

Löwe, nachdem er zusammen mit der Färse, der Ziege <strong>und</strong> dem Schaf gejagt hat,<br />

aus der gemeinsamen Beute vier Teile machte <strong>und</strong> dann erklärt, <strong>das</strong>s der erste<br />

Teil ihm gehöre, da er ja der König sei, der zweite Teil ihm gehöre, da dies sein<br />

Anteil sei, der dritte Teil gleichfalls ihm zustehe, weil er der Stärkste sei - <strong>und</strong><br />

<strong>das</strong>s er - was den vierten Teil angehe, - jeden erwürgen würde, der darauf etwa<br />

irgendwelche Ansprüche erheben wolle. Der Dichter kam nicht auf den<br />

Gedanken, einen Gerichtshof einzuberufen, um diesen eindeutigen Verstoß<br />

gegen die Gesetze <strong>und</strong> Brauche der Jagd zu verurteilen. Wäre ihm aber der<br />

Gedanke gekommen, so hätte er zweifelsohne auch einen Rechtsgelehrten, Dr.<br />

Fuchs, dazuerf<strong>und</strong>en, der in seinem Strafantrag den Verstoß festgestellt hätte,<br />

sodann, <strong>das</strong>s es sich hier um ein Jagdverbrechen handelte - aber sicher nicht um<br />

vier: für den Juristen Dr. Fuchs wie für den Angeklagten, Loewe, hätte die<br />

gedachte Vierteilung die Jagdbeute, im vorliegenden Falle den Hirsch - <strong>das</strong><br />

Corpus Delicti - wie auch <strong>das</strong> Vergehen (hier also die Anwendung des Rechtes<br />

des Stärkeren) ungeteilt gelassen <strong>und</strong> nur nach vier begrifflichen Kategorien<br />

unterschieden <strong>und</strong> verurteilt.<br />

Zu behaupten, <strong>das</strong>s es sich bei der Zerschlagung des Versailler Vertrages, bei<br />

der Wiederaufrüstung Deutschlands, bei der Rückgewinnung von Gebieten, die<br />

durch den Ersten Weltkrieg verloren gingen, bei der Gewinnung anderer Gebiete<br />

- sowie bei der vorsätzlichen Absicht, Angriffskriege zu führen, jeweils um<br />

selbständige Vergehen handelte, von denen jedes eine separate Anklage<br />

erforderte - ist vielleicht sehr geistreich, insofern als hier der Vorsatz <strong>und</strong> der<br />

Rückfall alle gesondert geahndet werden können <strong>und</strong> dem Ankläger<br />

Publikumseffekte großer Eleganz erlaubten.<br />

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