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Die Juden und das Dritte Reich

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Schiffen" aufrechterhalten blieb. Es ist festzustellen, <strong>das</strong>s weder <strong>Reich</strong>skanzler<br />

von Bethmann-Hollweg noch auch Kaiser Wilhelm II. mit diesem Befehl völlig<br />

einverstanden waren, da sie ihn als eine Art Herausforderung an Amerika<br />

betrachteten, die letzte Macht in der Welt, die trotz allem Deutschland<br />

fre<strong>und</strong>lich gesinnt blieb. Das Oberkommando der Marine hatte diesen Befehl<br />

durchgesetzt. Da man Herrn von Tirpitz die ablehnende Reaktion der Mehrzahl<br />

der Politiker fühlen ließ, demissionierte er am 14. März 1916 mit der<br />

Begründung, <strong>das</strong>s er sein Ministerium nicht länger leiten könnte, in dem seine<br />

Entscheidungen kritisiert würden". In der Zwischenzeit waren zwei weitere<br />

Handelsschiffe ohne Vorwarnung versenkt worden, die "Tubantia" (16. März)<br />

<strong>und</strong> die "Sussex" (24. März); der amerikanische Staatssekretär Lansing<br />

protestierte am 18. April von neuem. Am 25. April wurden alle deutschen U-<br />

Boote auf großer Fahrt in die Heimathäfen zurückbefohlen. <strong>Die</strong> Alliierten<br />

widerriefen ihre Entscheidung vom 1. März 1915 nicht. Im Gegenteil, am 2. Juni<br />

1916 ergriffen sie von neuem die Initiative, indem sie die Londoner Erklärung<br />

vom 22. August 1914 aufhoben <strong>und</strong> "jeden Unterschied zwischen absoluter<br />

Kriegskonterbande <strong>und</strong> bedingter Konterbande" aufhoben, wodurch jeder<br />

Handel der Neutralen mit Deutschland unterb<strong>und</strong>en wurde. Und zur größeren<br />

Sicherheit setzten sie in allen neutralen Ländern interalliierte Kommissionen ein,<br />

die den Bedarf dieser Länder an Wirtschaftsgütern feststellen sollten.<br />

Sie hatten beispielsweise bemerkt, <strong>das</strong>s Schweden 1913 nur 24.800 t Baumwolle<br />

importierte, im Jahre 1915 dagegen 123.000 t <strong>und</strong> davon 76.000 t nach<br />

Deutschland weiterexportiert hatte. Dänemark führte 1913 370 t englischen Tee<br />

ein, hatte aber für 1916 Bestellungen auf 1602 t aufgegeben, was um so<br />

schwerwiegender war, als der Tee in diesem Falle den Mittelmächten durch<br />

England selbst geliefert wurde! Und <strong>das</strong> waren nur einige Beispiele. Nach<br />

Feststellung des Bedarfs an Hand der Einfuhren des Jahres 1913 hatten die<br />

interalliierten Kommissionen die zusätzliche Aufgabe, darüber zu wachen, <strong>das</strong>s<br />

alles, was in Norwegen, Schweden, Dänemark oder in der Schweiz (über den<br />

südfranzösischen Hafen Sete) eintraf, nicht nach Deutschland oder Österreich<br />

exportiert wurde. Am Ende des Jahres 1916 herrschte in Deutschland richtige<br />

Lebensmittelknappheit: <strong>Die</strong> Mehlration war von 200 Gramm auf 160 Gramm 76<br />

je Tag gefallen; es fehlte an allem, man konnte sich gerade eben noch kleiden;<br />

der Index der Lebenshaltungskosten war von 100 im Jahr 1913 auf 212 im<br />

Dezember 1916 gestiegen usw...<br />

________________<br />

76 In Österreich-Ungarn von 200 Gramm auf 165 Gramm.<br />

<strong>Die</strong> kleinen Neutralen litten sehr unter der Entscheidung der Alliierten vom 2.<br />

Juni 1916. Sie mussten sich jedoch beugen, um ihr Wirtschaftsleben so weit wie<br />

möglich aufrechterhalten zu können.<br />

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