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Die Juden und das Dritte Reich

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Herter, der Anmaßung der israelischen Regierung, sie werde Eichmann im<br />

Namen des <strong>Juden</strong>tums aburteilen, zu widersprechen."<br />

Darauf antwortete Nahum Goldman, Präsident des Jüdischen Weltkongresses,<br />

dem die Angelegenheit sehr peinlich war, gewissermaßen um sich gegen den<br />

Vorwurf der Anmaßung zu verteidigen:<br />

"<strong>Die</strong> israelischen Behörden haben zugegeben, <strong>das</strong>s der Vorgang<br />

offensichtlich im Widerspruch zu den argentinischen Gesetzen steht. Er<br />

könnte überdies einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen. Aber der ganze<br />

Fall ist so außergewöhnlich, <strong>das</strong>s die Illegalität des Vorgangs nicht <strong>das</strong><br />

einzige oder hauptsächliche Element in der Beurteilung der Angelegenheit<br />

sein darf ... Der Staat Israel kann nicht behaupten, <strong>das</strong> ganze Weltjudentum<br />

zu vertreten, aber da er besteht <strong>und</strong> da es ihm gelang, Eichmann zu fangen,<br />

bin ich damit einverstanden, <strong>das</strong>s er im Hebräischen Staat vor Gericht<br />

gestellt wird. Wenn Ben Gurion den Eichmannprozess zu einem zweiten<br />

Nürnberg machen will, würde er sicher an Ansehen gewinnen, wenn er<br />

dem israelischen Vorsitzenden eines 'ad hoc' einzuberufenden<br />

Gerichtshofes Vertreter aller Länder, die <strong>das</strong> Joch des ehemaligen SS-<br />

Obersten ertragen mussten, beistellen würde."<br />

Aber selbst dies wurde von der israelischen Regierung nicht akzeptiert. Es war<br />

ja auch keine Rechtsfrage, die der Staat Israel mit diesem Prozess lösen wollte,<br />

sondern ein politisches Problem. Man wusste, <strong>das</strong>s die Entschädigungen, die<br />

Deutschland an Israel als Reparation für Schäden zahlte, die dieser Staat nicht<br />

erlitten 68 hat, am 1. Januar 1962 auslaufen würden.<br />

________________<br />

68 Es ist daran zu erinnern, <strong>das</strong>s der Staat Israel erst 1948 gegründet wurde <strong>und</strong> <strong>das</strong>s die Nazi-Opfer Angehörige<br />

verschiedener Staaten waren - nur nicht Israels, da dieser Staat damals noch nicht existierte. <strong>Die</strong> gezahlten<br />

Entschädigungen scheinen übrigens bei den Zigeunern zu gewissen Hoffnungen geführt zu haben, so <strong>das</strong>s man sagen<br />

kann, der Staat Israel <strong>und</strong> der Zionismus haben Schule gemacht. Nach Angaben von ,Le Monde' vom 29. 12. 1961<br />

haben die Zigeuner jetzt einen König namens S. M. Vaida Voievod III eingesetzt, der sich <strong>das</strong> geistige Oberhaupt des<br />

Volkes der Zigeuner nennt <strong>und</strong> von der UNO einen Winkel auf der Erde zu erhalten wünscht, auf dem die große<br />

Irrfahrt seiner Karawanen ein Ende nimmt, so wie die Schaffung des Staates Israel - theoretisch - die jüdische Diaspora<br />

beendigen musste. Wenn man Voievod fragt, welchen Winkel er fordert <strong>und</strong> wo er liegt, dann antwortet er, es handle<br />

sich um Romanestan, <strong>und</strong> er lokalisiert es manchmal auf einer Insel des Stillen Ozeans, manchmal in einem Land ...<br />

nahe Israel. Er behauptet außerdem, <strong>das</strong>s sich die Zahl seiner Untertanen, die auf allen Straßen Europas<br />

herumwandern, auf zwölf Millionen beläuft <strong>und</strong> <strong>das</strong>s sie noch höher wäre, wenn nicht die Nazis zwischen 1939 <strong>und</strong><br />

1945 dreieinhalb Millionen vernichtet hätten ...<br />

Es ist durchaus nützlich, diese Überlegungen mit denen des Professors Shalom Baron von der Columbia-Universität zu<br />

vergleichen (Anm. 33). Aber hier gibt es Statistiken, die die Verluste der Zigeuner durch die Nationalsozialisten auf<br />

300.000 bis 350.000 beziffern - was natürlich auch schon schlimm genug ist. Andererseits ist es noch nicht so weit,<br />

<strong>das</strong>s wir jetzt befürchten müssen, als "Antiromanestanisten" angeprangert zu werden (während wir natürlich als<br />

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