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Die Juden und das Dritte Reich

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<strong>Die</strong> Sondierungen in dieser Richtung wurden erneut aufgenommen, als P.-E.<br />

Flandin am 10. Dezember 1941 zurückgetreten war. Der europäische, von<br />

deutschen Truppen besetzte Raum, umfasste zu dieser Zeit außer Deutschland,<br />

<strong>das</strong> mit Österreich zusammen Großdeutschland bildete im Osten Böhmen-<br />

Mähren, aus welchem nach Auflösung der Tschechoslowakei ein Protektorat<br />

gebildet wurde mit Aussonderung der Slowakei, die einen unabhängigen Staat<br />

unter deutschem Einfluss bildete; ferner so gut wie die Hälfte von Polen.<br />

Im Westen: Dänemark, Holland, Belgien, Luxemburg <strong>und</strong> Frankreich bis zur<br />

Demarkationslinie, die es in zwei Teile trennte.<br />

Insgesamt wie viel <strong>Juden</strong>?<br />

In Böhmen-Mähren sozusagen keine. Sie sind nahezu alle in die Slowakei<br />

geflohen, von wo aus sie, da sie sich in <strong>Reich</strong>weite des Nationalsozialismus<br />

nicht sicher fühlten, langsam donauabwärts über Ungarn, Rumänien <strong>und</strong><br />

Bulgarien, die nicht besetzt <strong>und</strong> ihnen nicht feindlich gesinnt waren, nach<br />

Palästina entwichen. Es ging langsam, weil ein Devisenproblem auftrat, was<br />

wiederum zu einem Passproblem führte.<br />

Im April 1939 hatte England bestimmt, <strong>das</strong>s nur solchen <strong>Juden</strong> freier Zugang<br />

nach Palästina gestattet wird, die über £1000 Sterling in bar verfügen <strong>und</strong><br />

bezüglich aller übrigen die Einwanderungsquote auf 1500 Personen pro Jahr<br />

beschränkt wird. Deutschland seinerseits wollte aus dem von ihm besetzten<br />

Europa, so weit sein Einfluss reichte, alle <strong>Juden</strong> ausreisen lassen, widersetzte<br />

sich jedoch hartnäckig, <strong>das</strong>s sie die geforderten £ 1000 Sterling mitnehmen. Aus<br />

was für einem Gr<strong>und</strong> auch?<br />

Immerhin, wenn es für irgendeinen <strong>Juden</strong> noch leicht war, sich 1000 £ Sterling<br />

zu beschaffen (die jüdischen Gemeinden waren reich) so war es viel schwieriger,<br />

einen Pass zu bekommen. Man musste erst einmal in Budapest sein, wo - wie<br />

uns Joel Brand in seinem Buch "Eine Million <strong>Juden</strong> gegen 10.000<br />

Lastkraftwagen" erzählt - <strong>das</strong> "Jüdische Wohlfahrtskomitee" Pässe serienweise<br />

herstellte <strong>und</strong> flugs verteilte. Wenn man nackt wie ein Wurm nach Ungarn<br />

gelangen konnte, gab es kein Problem. <strong>Die</strong> Deutschen schlossen an der<br />

polnischen oder slowakisch-ungarischen Grenze die Augen. Wenn aber einer<br />

mit £ 1000 Sterling oder einem Gegenwert dahin kommen wollte, was<br />

gleichzeitig ein gr<strong>und</strong>sätzliches <strong>und</strong> allgemeines Anliegen war, so musste der<br />

Grenzübergang heimlich erfolgen, was lange Vorbereitung kostete <strong>und</strong> die<br />

Auswanderung verzögerte.<br />

Als indessen diese erste Schwierigkeit überw<strong>und</strong>en war, zeigte sich eine andere,<br />

nämlich bei der Ankunft in Palästina. Hier tauchte <strong>das</strong> Problem der in Budapest<br />

erhaltenen falschen Pässe auf. Der Betrug wurde von den englischen Behörden<br />

entdeckt, <strong>und</strong> die <strong>Juden</strong> wurden zurückgewiesen, selbst wenn sie die 1000 £<br />

Sterling vorzeigten. So blieb ihnen nichts übrig, als sich auf den Weg zu<br />

machen, um über Zentralasien Birobidjan zu erreichen, ein von Stalin in den<br />

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