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Die Juden und das Dritte Reich

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Operation, die, entgegen der landläufigen Meinung, vom Oberkommando<br />

vorgesehen war), <strong>und</strong> die Deutschen zum Rückzug zwingen konnten. Auf einer<br />

durch diesen Fehler verkürzten Front waren die II. <strong>und</strong> III. Armee, die die<br />

Marne überschritten hatten <strong>und</strong> von von Klucks Truppen nicht mehr gedeckt<br />

wurden, ihrerseits zum Rückzug gezwungen, <strong>und</strong> General Joffre konnte endlich<br />

nach einer langen Reihe - im übrigen trefflich durchgeführter -<br />

Rückzugsbewegungen zur Offensive schreiten mit der fast absoluten Gewissheit,<br />

die deutschen Armeen zurückzudrängen.<br />

<strong>Die</strong>s ereignete sich am 6. September 1914. Am 12. ist die deutsche Offensive<br />

endgültig zum Stehen gebracht <strong>und</strong> von Moltke entschließt sich zum<br />

allgemeinen Rückzug auf damals noch nicht festgelegte Stellungen, die im<br />

folgenden Jahr zur Hindenburg-Linie werden, mit der Absicht, anschließend zur<br />

Orthodoxie, d. h. zum Schlieffen-Plan, zurückzukehren; aber es ist ein wenig<br />

spät. Vergeblich versucht er die französischen Stellungen am linken Flügel zu<br />

umgehen, <strong>und</strong> um dies zu verhindern, bleibt den Franzosen nichts anderes übrig,<br />

als nun ihrerseits die deutsche Stellung rechts zu überflügeln; der Wettlauf zum<br />

Meere beginnt.<br />

Im Endeffekt halten die Franzosen die Küste, die Deutschen kommen niemals<br />

nach Calais, nicht einmal nach Dünkirchen, <strong>und</strong> der Plan Schlieffens - von<br />

Moltke korrigiert <strong>und</strong> unbewusst durch von Kluck sabotiert - führte nur noch<br />

den englischen Kriegseintritt herbei.<br />

Man muss sich heute fragen, was geschehen wäre, wenn der Plan genau<br />

durchgeführt worden wäre. <strong>Die</strong> Militärwissenschaftler sind sich heute fast alle<br />

darüber einig, <strong>das</strong>s Frankreich keine Chance gehabt hätte, länger als sechs<br />

Wochen Stand zu halten, also genau wie vom deutschen Generalstab<br />

vorgesehen. 73 Aber es ist auch nicht sicher, <strong>das</strong>s England den deutschen Sieg als<br />

vollzogene Tatsache hingenommen hätte. Korrekt wurde der Schlieffen-Plan 25<br />

Jahre später von Hitler <strong>und</strong> dem Oberkommando der Wehrmacht (OKW)<br />

durchgeführt; er gelang, aber England fand sich mit dieser Tatsache nicht ab.<br />

Soll <strong>das</strong> nun heißen, <strong>das</strong>s wir dann schon 25 Jahre früher den Krieg von 1939-45<br />

gehabt hätten? Vielleicht. Aber vom Standpunkt der Geschichte ist die Frage<br />

müßig <strong>und</strong> verlangt keine Antwort. Sicher ist nur, <strong>das</strong>s der Krieg nach dem<br />

Eintritt Englands eine Wendung nahm, bei der der Sieg mehr zur See als zu<br />

Lande zu suchen war <strong>und</strong> dadurch für die amerikanischen Industriellen <strong>und</strong><br />

Bankiers die Freiheit der Meere, mit anderen Worten: den Warenaustausch<br />

zwischen Amerika <strong>und</strong> Europa, in Frage stellte.<br />

________________<br />

73 "Wenn wir nur eine echte <strong>Die</strong>nstpflicht gehabt hätten", schreibt Major Stein ("Schaft ein Heer!", Seite 8) "<strong>und</strong><br />

dadurch 1914 mehrere zusätzliche Armeekorps, dann wäre der Rückschlag an der Marne nicht eingetreten, wir hätten<br />

Frankreich mühelos zerschlagen <strong>und</strong> 1915 den Frieden diktieren können'. Lord Kitchener <strong>und</strong> Marschall Haig teilen<br />

diesen Standpunkt. Wenn Deutschland nur über zehn Divisionen mehr hätte verfügen können, hätte von Moltke den<br />

ersten dringenden Anforderungen der Ostfront entsprechen können, ohne auf die zurückgreifen zu müssen, die<br />

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