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Die Juden und das Dritte Reich

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asch in Deutschland ausgebreitet. Am 8. November erfuhr der Kaiser, der dem<br />

von allen Seiten auf ihn ausgeübten Druck zur freiwilligen Abdankung immer<br />

noch Widerstand leistete, in Spa, <strong>das</strong>s die Könige von Bayern <strong>und</strong> Württemberg<br />

vor den durch die Räte organisierten Massendemonstrationen geflohen waren<br />

<strong>und</strong> ihnen freie Bahn gelassen hatten. Am Morgen des 9. November gab er<br />

endlich nach <strong>und</strong> dankte ab, aber nur als Kaiser von Deutschland, nicht als<br />

König von Preußen; diesen Titel wollte er behalten. 79 Am Nachmittag floh er auf<br />

den Rat Hindenburgs nach Holland.<br />

Als Prinz Max von Baden in Berlin diese Nachrichten erhielt, trat er zurück <strong>und</strong><br />

übertrug Ebert, dem Vorsitzenden der Arbeiter- <strong>und</strong> Soldatenräte die<br />

Wahrnehmung der Geschäfte des <strong>Reich</strong>skanzlers. Zur gleichen Zeit erschien der<br />

Abgeordnete <strong>und</strong> Minister Scheidemann auf der Rampe des <strong>Reich</strong>stags <strong>und</strong> rief<br />

von sich aus, ohne jemand gefragt zu haben, vor der zusammengeströmten<br />

Menge die Republik aus. In Berlin wie überall stehen die Arbeiter- <strong>und</strong><br />

Soldaten-Räte unter dem Einfluss der Sozialisten Karl Liebknecht <strong>und</strong> Rosa<br />

Luxemburg, die davon träumen, in Deutschland eine Revolution nach<br />

russischem Beispiel durchzuführen. Sie kommen ihrem Ziel mit großen<br />

Schritten näher - unter sehr geschickter Ausnutzung der allgemeinen<br />

Unzufriedenheit, die durch den Hunger immer größer wird. Es ist ein W<strong>und</strong>er,<br />

<strong>das</strong>s der gemäßigte Sozialist Ebert mit dem Auftrag, die staatlichen Institutionen<br />

wieder funktionsfähig zu machen, von einem Direktorium zum Präsidenten<br />

ernannt wurde.<br />

________________<br />

79 Auf den Titel König von Preußen verzichtete er erst am 28. November 1918 auf Druck Englands, <strong>das</strong> nach<br />

Unterzeichnung <strong>und</strong> Inkrafttreten des Waffenstillstands gedroht hatte, von Holland seine Auslieferung zu verlangen,<br />

wenn er nicht abdankte.<br />

Während im <strong>Reich</strong> also fast <strong>das</strong> Chaos ausgebrochen ist, erhält Erzberger in<br />

Rethondes am 11. November, um 2.05 Uhr aus Berlin ein Telegramm, <strong>das</strong> als<br />

Unterschrift <strong>das</strong> Wort "<strong>Reich</strong>skanzler", gefolgt von dem Wort "Schluss"<br />

aufweist, <strong>das</strong> die Alliierten als den Namen des neuen <strong>Reich</strong>skanzlers 80 ansehen.<br />

Erzberger, der nicht weiß, was sich in Berlin ereignet hat, lässt daraufhin<br />

Marschall Foch wissen, <strong>das</strong>s er bereit sei, den Waffenstillstand abzuschließen.<br />

Um 5.10 Uhr ist <strong>das</strong> Dokument unterzeichnet <strong>und</strong> um 11 Uhr werden die<br />

Feindseligkeiten beiderseits auf der ganzen Front für 36 Tage, mit<br />

Verlängerungsmöglichkeit, eingestellt.<br />

Der deutschen Delegation <strong>und</strong> auch dem "Rat der Volksbeauftragten" - soweit er<br />

informiert war - waren manche der vorgeschlagenen Bedingungen als maßlos<br />

erschienen, aber es blieb ihnen schließlich keine Wahl. Eine dieser Bedingungen<br />

sah die Übergabe zahlreicher Verkehrsmittel zu Wasser, wie zu Lande, an die<br />

Alliierten vor, ordnete ferner an, <strong>das</strong>s alliierte Besatzungstruppen auf deutsche<br />

Kosten in einer bestimmten Zone stationiert würden, <strong>und</strong> zwar auf dem linken<br />

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