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Die Juden und das Dritte Reich

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waren die Kroaten sich mit den Serben nur darin einig, <strong>das</strong>s sie gegen die Doppelmonarchie <strong>und</strong> gegen die<br />

"magyarische" Regelung in Budapest waren, aber in nichts anderem. Zwischen den beiden Kriegen bestand die<br />

Geschichte Jugoslawiens aus der politischen Unterdrückung der annektierten Kroaten durch die Serben. <strong>Die</strong>ser<br />

Entwicklung setzte die Ermordung König Alexanders von Jugoslawien (<strong>und</strong> des französischen Ministers Barthou) in<br />

Marseille durch den Exil-Kroaten Kalemen ein vorläufiges Ende.<br />

83 <strong>Die</strong> völkerrechtliche Lage der Tschecho-Slowakei war nicht klarer als die Jugoslawiens: am 3. September 1918 war<br />

in Paris eine provisorische tschecho-slowakische Regierung gebildet worden. Am 18. Oktober 1918 übernahm ein<br />

tschecho slowakisches National-Komitee in Prag die Macht. Am 9. nahm es die Bezeichnung National-Versammlung<br />

an <strong>und</strong> proklamierte am 14. November die Absetzung der Habsburger <strong>und</strong> die Unabhängigkeit der Tschechei <strong>und</strong> der<br />

Slowakei, deren Grenzen damals noch nicht feststanden.<br />

84 <strong>Die</strong> Juristische Lage Polens war noch verworrener als die Jugoslawiens <strong>und</strong> der Tschecho-Slowakei. Im Jahre 1914<br />

bestanden in Polen, <strong>das</strong> zu dieser Zeit als Großherzogtum Warschau einen Teil Russlands bildete, zwei Strömungen.<br />

<strong>Die</strong> eine - die bedeutendere - unter der Führung des streitbaren, antirussischen Sozialisten Josef Pilsudski, stellte sich<br />

an die Seite der Mittelmächte <strong>und</strong> unterstützte sie mit einer Abteilung polnischer Freiwilliger (unter dem Kommando<br />

Pilsudskis), die andere setzte sich aus Unentschlossenen <strong>und</strong> Russenfre<strong>und</strong>en zusammen <strong>und</strong> ergriff mehr oder weniger<br />

offen <strong>und</strong> mehr oder weniger ängstlich die Partei der Alliierten. Am 9. August 1916 rückten deutsche Truppen in<br />

Warschau ein. Am 5. November 1916 erkannten die Mittelmächte die Unabhängigkeit Polens an, dessen Grenzen noch<br />

festgelegt werden mussten, <strong>und</strong> setzten einen 'provisorischen Staatsrat', dann am 12. September 1916 einen<br />

'Regentschaftsrat' ein. In seiner Senatsrede vom 8. Januar 1918 hatte Präsident Wilson die Notwendigkeit eines<br />

unabhängigen Polens proklamiert <strong>und</strong> die bolschewistische Regierung in Moskau hatte <strong>das</strong> gleiche getan.<br />

Am 14. November 1918 trat der Regentschaftsrat zurück <strong>und</strong> übertrug seine Vollmachten auf Josef Pilsudski. Am 2.<br />

Oktober hatten die Alliierten jedoch offiziell einen Nationalrat anerkannt, der schon 1915 in Paris von pro-aliierten<br />

Polen gebildet worden war. Aus dieser zweideutigen Situation hatte man sich nur durch die Bildung einer "Regierung<br />

der nationalen Einheit" befreien können. Deren Präsident war Paderewski. Während des ganzen Krieges, den er<br />

außerhalb Polens verbrachte, hatte er seine Sympathie für die Alliierten deutlich gezeigt. Aber Pilsudski blieb<br />

gleichzeitig provisorischer Staatschef <strong>und</strong> Führer der Armee. <strong>Die</strong> Deutschen, Tschecho-Slowaken <strong>und</strong> Russen<br />

forderten je einen Teil des Gebietes, über <strong>das</strong> diese Regierung herrschen wollte. Polen musste als Staat also<br />

vollkommen neu geschaffen werden <strong>und</strong> seine Vertreter bei der Friedenskonferenz repräsentierten nur einen kleinen<br />

Teil von dem, was später - erst 1923 - offiziell "Polen" hieß.<br />

85 Der H e d s c h a s war ein Vilayet (Land) des Ottomanischen <strong>Reich</strong>es am Rande des Roten Meeres. England hatte<br />

am 24. Oktober 1915 in einem Vertrag mit dem Emir von Mekka, Hussein, der sich vom Sultan losgesagt hatte, die<br />

Unabhängigkeit dieses Gebietes anerkannt; Frankreich hatte <strong>das</strong> gleiche in den Sykes-Picol'schen Abmachungen im<br />

Mai 1916 getan. Man weiß nicht genau, welche Bedeutung <strong>das</strong> Land damals besaß. Später, 1926, geriet es in<br />

Abhängigkeit des Nedschd, dessen Sultan gleichzeitig König des Hedschas wurde <strong>und</strong> sich dort durch einen Vizekönig<br />

vertreten ließ. Im Jahre 1932 bildete sich aus dem Hedschas <strong>und</strong> dem Nedschd <strong>das</strong> Königreich S a u d i - A r a b i e n.<br />

Es ist zu beachten, <strong>das</strong>s die Sykes-Picot'schen Abmachungen außerdem <strong>das</strong> Gebiet in zwei annähernd gleich große<br />

Einflusssphären aufteilten, wobei Frankreich die syrische Küste <strong>und</strong> <strong>das</strong> Hinterland bis zum Tigris, England St. Jean<br />

d'Acre <strong>und</strong> den Teil Mesopotaniens von Bagdad bis zum Persischen Golf zugesprochen erhielt. <strong>Die</strong> beiden Mächte<br />

teilten sich außerdem zu gleichen Teilen die weiten Gebiete zwischen Syrien <strong>und</strong> der Provinz Bagdad.<br />

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